Eigentlich warten wir Fans des Kletter-Prinzen schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf das Remake von «The Sands of Time», das uns Ubisoft versprochen hat. Doch darauf müssen wir uns immer noch etwas gedulden. Um die Wartezeit zu verkürzen und die Vorfreude zu kitzeln, wird ein 2D-Ableger in der Metroidvania-Formel auf den Markt geworfen, der durchaus zu gefallen weiss und der Marke neues Feuer verleiht.
Statt wie üblich steuern wir im neusten Ableger aber keinen Blaublüter durch verschachtelte Levels, sondern übernehmen die Rolle von Sargon. Dieser ist ein mächtiges Mitglied einer Gruppe, die in Kriegszeiten losgeschickt wird, um kräftig auf dem Schlachtfeld aufzuräumen. Aktuell wird die verschworene Gemeinschaft mit der Entführung des Prinzen konfrontiert, der von finsteren Mächten verschleppt wird und nun gerettet werden muss.
Sargon ist einer von sieben Haudegen, der in der geschichtlichen Entwicklung noch einen wichtigen Stellenwert einnehmen wird. Zusammen mit den anderen sechs Auserwählten macht er sich auf den Weg zu einem riesigen, mysteriösen Berg, wo das Abenteuer und die Rettung beginnen.
Storytechnisch hat man sich kein Bein ausgerissen und serviert die üblichen Merkmale, um die sehr simple Heldengeschichte und die Protagonisten-Motivation voranzutreiben. Grosse Überraschungen bleiben aus, die Rollen sind klar verteilt und die gesamte Hintergrundgeschichte dümpelt passiv vor sich hin.
Die fade Geschichte ist aber schon nach wenigen Spielminuten längstens vergessen, weil die vertraute Spielmechanik von damals sofort in den Fokus gerät und klar macht, dass der Unterhaltungsfaktor von einer ganz andere Seite her kommt.
Unser Krieger steuert sich jederzeit unglaublich gut und geschmeidig. Er rennt mit Anmut durch die Levels, teilt schön ballettartig aus und hüpft – respektive schwingt – sich wunderhübsch animiert und butterweich durch die Levels. Damit das Ganze nicht zu langweilig wird, bekommt er im Verlaufe des Spiels immer noch ein paar kleine Extra-Fähigkeiten verpasst, die ihm das Weiterkommen erleichtern.
Sargon schnetzelt sich anmutig mit seinen beiden Schwertern durch die Feinde und sonstige aggressive Wesen. Er darf blocken, kontern, hüpfend ausweichen und kann auch mal Fernkampfwaffen einsetzen, um das Level als Sieger zu verlassen.
Auch zünftige Spezialattacken dürfen ausgeführt werden, sofern die Anzeige dafür aufgefüllt wurde. Besonders bei üppigen Bossgegnern ist man äusserst dankbar für diese Möglichkeiten. Zusätzlich kommen eingesammelte Amulette zum Einsatz, die euch wiederum einen Vorteil im Kampf verleihen.
Die Levelstruktur ist ein weiteres Highlight und orientiert sich genüsslich an den Anfängen der Spielreihe. Verschachtelte, labyrinthartige Strukturen wecken den Erkundungsdrang.
Eine Karte liefert den nötigen Überblick, und gut platzierte Geheimnisse sowie Umgebungsrätsel sorgen in den abwechslungsreichen Levels für die nötige Spannung. Immer wieder gibt es zudem gezielt Hinweise, damit man sich nicht komplett verliert. Wer die grosse Herausforderung sucht, schaltet die Hilfestellung aus und lässt sich komplett in die Levelstruktur fallen.
Wer es bequemer mag, darf auch mal via Schnellreisepunkten von einem Ort zum andern wechseln. Wer den langen Weg auf sich nimmt, wird jedoch mit versteckten Schätzen belohnt und wird ständig vom Gefühl begleitet, dass im aktuellen Abschnitt noch ein Versteck lauert und es sicherlich eine Abkürzung geben muss, um an sein Ziel zu kommen.
Audiovisuell präsentiert sich «The Lost Crown» in einem ganz besonders schönen Kleid. Die detailliert gezeichneten Hintergründe sorgen öfters dafür, dass die Spielfigur angehalten wird und sich der Blick in der Welt verliert.
Immer wieder gibt es diese Momente, wo das Spiel etwas erzählen möchte und einen Einblick in die mystische Welt gewährt. Riesige Statuen, die sich anmutig positionieren, ein architektonisch interessantes Gebäude oder ein Naturspektakel ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Fazit: Auch wenn die Geschichte uninspiriert daherkommt und kaum Höhepunkte vorweisen kann, hat mich «The Lost Crown» mit seiner Spielmechanik schnell in seinen Bann gezogen.
Die Lust am Entdecken und Finden von Geheimnissen war stets anwesend und trieb mich durch die vertrackten Levels, die mir stellenweise mehr über die Welt erzählen konnten, als es die eigentliche Geschichte sollte. Der Held steuerte sich jederzeit griffig, durfte immer mehr Aktionen vollziehen und zeigte in den knackigen Kämpfen, dass er nicht nur stupide seine Schwerter schwingen muss.
Auch der Umfang überrascht: Es gibt mehr als zehn unterschiedliche Gebiete in dieser Berg-Welt, und bis ihr das Spielende erreicht habt, vergehen gut 20 Stunden. Wer jeden einzelnen Winkel erkunden möchte, kann gerne noch ein paar Stunden obendrauf packen und sich der Entdeckungslust komplett hingeben.
«Prince of Persia: The Lost Crown» ist ab dem 18. Januar erhältlich für Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X/S, Xbox One, Nintendo Switch und PC. Freigegeben ab 16 Jahren.