Der eine Dienst macht das gewöhnliche Fernsehen überflüssig, der andere den CD-Kauf. Der Film- und Serien-Anbieter Netflix und die Musik-Streaming-Anwendung Spotify gehören mittlerweile zur Standardausrüstung vieler Schweizer. Die Spotify-App gehört sowohl im Apple- als auch im Google-Store zu den 30 meist heruntergeladenen Apps. In den USA sorgt Netflix schon für 12 Prozent des mobilen Internetverkehrs, wie eine am Freitag veröffentlichte Studie des Netz-Ausrüsters Ericsson zeigt.
In der Schweiz sorgte die Lancierung von Netflix für derart viel Verunsicherung in der Branche, dass sowohl die Swisscom als auch UPC Cablecom ein alternatives Film- und Serien-Streaming-Angebot aus dem Boden stampften.
Die hiesigen Nutzer kaufen die Apps nicht nur fleissig – sie finanzieren sie auch grosszügig. Bei Spotify kostet ein Premium-Abo 12.95 Franken im Monat – 20 Prozent Schweiz-Zuschlag im Vergleich zu den 9.90 Euro, welche dasselbe Angebot in Deutschland kostet. Netflix verlangt hierzulande mit 11.90 Franken für ein Monatsabo fast 30 Prozent mehr als in Deutschland, wo das gleiche Abo 8 Euro kostet. Im Vergleich zu den USA müssen hiesige Nutzer bei Netflix sogar fast 40 Prozent mehr berappen. Dort ist die TV-Alternative schon für 8 Dollar im Monat zu haben. Und das, obwohl die Auswahl in der Schweiz deutlich kleiner ist: Knapp 2000 Titel waren Ende 2014 hierzulande bei Netflix verfügbar, während Nutzer in den USA auf über 8000 Filme und Serien zugreifen konnten.
Obwohl beide Dienste in der Schweiz kein Personal beschäftigen, wollen sie ihre Preise auch nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses nicht anpassen. Die Kosten in der Schweiz seien hoch, sagt ein Netflix-Sprecher. Marketing und die Inhalte-Akquirierung kosteten hierzulande viel. Ähnliche Preisdifferenzen fänden sich etwa in Norwegen. Auch der Musik-Dienst Spotify hängt am Zuschlag. «Spotify wird keine Preisanpassung in der Schweiz vornehmen», sagt eine Sprecherin.
Ob die Differenz berechtigt sei oder nicht, lasse sich ohne Kostenanalyse nicht beurteilen, sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans. Hiesige Nutzer können sich den Schweiz-Zuschlag allerdings sparen. Mit teils kostenpflichtigen Browser-Erweiterungen wie Media Hint, Unblock-US oder Zenmate kann Netflix ein Standort in den USA oder Deutschland vorgegaukelt werden. Damit lässt sich Geld sparen, und es eröffnet sich der Zugang zum grösseren US-Angebot.
Netflix akzeptiert bei US-Konten Schweizer Kreditkarten, lediglich bei der Adresseingabe muss die Fantasie spielen. Netflix verbietet diesen Trick zwar in den Nutzungsbedingungen – rechtlich dürfte er allerdings unbedenklich sein. Schliesslich findet sogar Preisüberwacher Stefan Meierhans: «Wenn es tatsächlich möglich ist», sagt er, «so ist ein Auslandaccount sicher eine prüfenswerte Alternative.»