London - Er war Geistlicher und Politiker, überzeugter Protestant und Brite aus Überzeugung: Ian Paisley, eine der Schlüsselfiguren im Nordirland-Konflikt, ist tot. Der Politiker starb im Alter von 88 Jahren, wie seine Witwe am Freitag mitteilte. "Mein geliebter Ehemann Ian ist an diesem Morgen in die ewige Ruhe eingetreten", heisst es in einem Statement von Eileen Paisley. Die Familie sei in tiefer Trauer. Auch Paisleys Partei, die Democratic Unionist Party (DUP), bestätigte den Tod des Politikers.
Paisley galt als einer der zentralen Akteure im Konflikt um das zwischen probritischen Protestanten und Katholiken umkämpfte Nordirland. Die katholischen Republikaner verlangen, dass Grossbritannien den Norden Irlands abtritt und dieser mit Irland vereinigt wird. Bis 1998 bekämpften sich beide Seiten in einem bewaffneten Untergrundkampf. Paisley hatte sich als protestantischer Pfarrer von der Kanzel gegen die Aussöhnung mit den Katholiken Stimmung stark gemacht. Seine Kritiker bezeichneten ihn daher als Scharfmacher.
In späteren Jahren veränderte Paisley jedoch seine Haltung und wirkte im Friedensprozess zwischen den verfeindeten Parteien mit. Als erster Ministerpräsident Nordirlands bildete er zwischen 2007 und 2008 eine gemeinsame Regierung mit seinem langjährigen Intimfeind, dem pro-irischen Sinn-Fein-Politiker Martin McGuinness. Der frühere Anführer der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), des bewaffneten Arms der Sinn Fein, war sein Stellvertreter in der nordirischen Regierung.
Der sprachgewaltige Paisley gab das Amt des Regierungschefs bereits 2008 wieder ab und legte 2010 auch sein Mandat im britischen Unterhaus nieder. Als Lord Bannside hatte er anschliessend einen Sitz im House of Lords, dem Oberhaus des britischen Parlaments. Zuletzt hatte Paisley mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Anfang 2012 war er wegen eines Herzinfarkts in einem Krankenhaus behandelt worden. Ein Jahr zuvor hatte er einen Herzschrittmacher erhalten.
Wegen seines schlechten Gesundheitszustands hatte Paisley in den vergangenen Jahren zurückgezogen gelebt. Bis zum Ende des Jahres werde es eine öffentliche Trauerfeier geben, teilte seine Witwe mit. Ian Paisley hinterlässt neben ihr drei Töchter, zwei Söhne und zahlreiche Enkelkinder. (mxw/dpa/Reuters/AP/AFP/gag)