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Erste Bilder des Weltraumteleskops «Webb» werden veröffentlicht

Erste Bilder des Weltraumteleskops «Webb» werden veröffentlicht

Am Dienstag soll der vollständige Satz der ersten Bilder des Weltraumteleskops «James Webb» veröffentlicht werden. Das Teleskop verspricht einen Blick in die Urzeiten des Universums, als die ersten Sterne erhellten und Galaxien geboren wurden.
11.07.2022, 09:4611.07.2022, 13:08
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Bildenthüllung von Biden

Einen ersten Vorgeschmack auf die Bilder wird es schon am Montagabend geben: US-Präsident Joe Biden wird um 23:00 Uhr MESZ im Weissen Haus eines der ersten Bilder von «Webb» enthüllen, wie die Europäische Raumfahrtagentur Esa am Montag mitteilte.

This photo provided by NASA, the James Webb Space Telescope is separated in space on Saturday, Dec. 25, 2021. NASA's James Webb Space Telescope soared from French Guiana on South America
Das James-Webb-Teleskop liefert mit seinen Fotos aus dem All neue Erkenntnisse aus dem All.Bild: keystone

Bereits Anfang Jahr hatte das Teleskop erste Testbilder zur Erde geschickt – darunter Fotos von einem Stern und ein Selfie. Die für Dienstag geplante Veröffentlichung der Bilder soll nun «die vollen wissenschaftlichen Fähigkeiten von Webb demonstrieren». Auf diesen Aufnahmen sind demnach unter anderem der Carinanebel zu sehen, wo sich bizarr anmutende Staub- und Gasstrukturen türmen, die Galaxiengruppe «Stephans Quintett» sowie der Riesen-Exoplanet «Wasp-96 b».

«Was wir am 12. Juli sehen werden, ist nicht nur ein Bild», twitterte der Schweizer Nasa-Forschungsdirektor Thomas Zurbuchen kürzlich. Es sei eine neue Weltsicht auf die Natur. Seit Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden verborgene Geheimnisse würden preisgegeben.

Das leistungsstärkste Teleskop

«Webb» ist das bislang leistungsstärkste – und teuerste – je gebaute Teleskop. Es soll die Frühzeit des Universums vor 13 Milliarden Jahren erkunden und damit nur wenige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall zurückblicken. Astronominnen und Astronomen versprechen sich Rückschlüsse auf die Bildung der ersten Sterne und Galaxien. Webb-Aufnahmen sollen aber auch zeigen, ob es bewohnbare Planeten mit Wasservorkommen gibt.

Arianespace's Ariane 5 rocket with NASA's James Webb Space Telescope onboard, lifts off Saturday, Dec. 25, 2021, at Europe's Spaceport, the Guiana Space Center in Kourou, French Guiana. ...
Am 25. Dezember startete das James-Webb-Teleskop ins All.Bild: keystone

Nachdem das James-Webb-Teleskop im Dezember letzten Jahres seine 1,5 Millionen Kilometer lange Reise ins All hinter sich gebracht hatte, galt es, den riesigen Sonnenschutzschild auszufahren, den Spiegel auszurichten und die Instrumente zu kalibrieren und zu testen. Nun, sechs Monate später, kann die wissenschaftliche Mission beginnen.

Die Schweiz forscht mit

Auch mehrere Teams von Schweizer Hochschulen konnten sich begehrte Beobachtungszeit mit dem James-Webb-Weltraumteleskop sichern. Darunter der ETH-Astrophysiker Adrian Glauser und sein Team: Weil sie massgeblich an der Entwicklung an einem der Instrumente an Bord beteiligt waren, profitieren sie gar vom Privileg einer garantierten Beobachtungszeit, die sie für die Charakterisierung von Exoplaneten nutzen werden.

Das von ihnen entwickelte Instrument MIRI (Mid Infrared Instrument) arbeitet bei noch tieferen Temperaturen als die anderen drei Instrumente an Board von «Webb». Deshalb bauten die Forschenden ein ausgeklügeltes Kühlsystem. Im April erreichte das Instrument seine endgültige Betriebstemperatur: minus 266 Grad Celsius.

Blick durch Staubwolken hindurch

Die extrem tiefen Temperaturen der Instrumente sind nötig, damit die Beobachtungen im infraroten Bereich durchgeführt werden können. Dieses Lichtspektrum erlaubt unter anderem, extrem weit zurück in die Vergangenheit zu blicken sowie durch kosmische Staubwolken hindurchzuspähen.

Unvorstellbar weit zurückblicken möchten denn auch die Astrophysiker Robert Feldmann von der Universität Zürich und Pascal Oesch von der Universität Genf: Als Teil des internationalen Programms «Uncover» wollen sie die ersten Galaxien im Universum aufspüren, die 300 bis 400 Millionen Jahre nach dem Urknall geboren wurden.

Kostenexplosion

Die «Webb»-Mission ist eine Zusammenarbeit zwischen den Raumfahrtagenturen Esa, Nasa und der kanadischen Weltraumbehörde CSA. Das 1989 gestartete Projekt sollte ursprünglich Anfang der 2000er-Jahre in Betrieb gehen. Immer neue Probleme verzögerten das Vorhaben jedoch jahrelang, die Kosten verdreifachten sich auf fast zehn Milliarden Dollar. Auch der Start musste mehrfach verschoben werden. (saw/sda)

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Bilder, die das Weltraumteleskop Hubble gemacht hat
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Bilder, die das Weltraumteleskop Hubble gemacht hat

Bild: AP Photo/NASA
quelle: ap nasa
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