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Corona: Österreich trotz ähnlichen Zahlen wie in der Schweiz im Lockdown

People line up in front of a shop in Vienna, Austria, Monday, Nov. 16, 2020. In an effort to slow the onset of the COVID-19 coronavirus the Austrian government restrict freedom of movement for people  ...
Paradoxe Welt: Österreicher stehen gestern Montag Schlange, um sich vor dem Lockdown einzudecken.Bild: keystone

Österreich im «harten Lockdown»: Der Vergleich mit der Schweiz in 7 Punkten

Trotz Massnahmen steigen die Corona-Infektionszahlen in Österreich weiter – deshalb wird die Schraube heute nochmals angezogen: Ein «harter» Lockdown zwingt das Land zum Stillstand. Trotz ähnlichen Zahlen bleiben die Massnahmen in der Schweiz lockerer.
17.11.2020, 05:5509.03.2021, 11:17
Lea Senn
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«Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel», sagte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz am Wochenende und kündigte gleichzeitig den zweiten Lockdown für Österreich an. Private Treffen seien auf das absolute Minimum zu reduzieren, das Haus verlassen darf man nur noch bei triftigen Gründen. Supermärkte, Apotheken und Banken bleiben zwar geöffnet – die restlichen Geschäfte müssen jedoch schliessen. Vergleichen wir die Situation in Österreich mit der hierzulande.

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Entwicklung der Pandemie

Die Fallzahlen von Österreich und der Schweiz bewegten sich über lange Zeit auf ähnlichem Niveau. In den letzten drei Wochen zeichnete sich jedoch bei uns ein Rückgang der Neuinfektionen ab, in Österreich zeigt die Kurve jedoch noch immer nach oben. Auch wenn das Niveau noch nicht auf «unseren Rekordwerten» von Anfang November ist, sieht Kanzler Kurz grossen Handlungsbedarf.

Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen pro 100'000 Einwohner

grafik: watson, daten: who

Mit den aktuellen Entwicklungen darf man in der Schweiz gemäss BAG «vorsichtig optimistisch» sein. In den folgenden Punkten zeigt sich jedoch: Die Situation in der Schweiz ist nicht deutlich besser als beim Nachbar Österreich.

Situation im Gesundheitswesen

Absolut gesehen liegen in der Schweiz mehr Personen mit Covid-19 in einem Spital – und weil die beiden Länder mit 8,86 Millionen (Österreich) und 8,57 Millionen (Schweiz) fast gleich viele Einwohner haben, macht die Darstellung der absoluten Zahlen für einmal auch Sinn.

Anzahl Hospitalisierter seit Juni

grafiK: watson, daten: opendata zürich, ages

Anteilsmässig wären dies in der Schweiz also gut 45 Personen pro 100'000 Einwohner und Österreich knapp 38. Und die obige Kurve zeigt auch: In beiden Ländern steigt die Anzahl Hospitalisierter an (wenn auch in der Schweiz aktuell weniger stark als in den vergangenen Wochen).

Bei den Intensivpflegebetten liegen wir fast genau gleich auf wie unsere Nachbarn – beide Länder verzeichnen aktuell zwischen 500 und 600 Patienten auf der IPS.

Covid-Patienten auf Intensivstationen

Hinweis: Nebst den angegebenen Patienten liegen auch noch zusätzliche Personen ohne Covid-19 auf der Intensivstation.grafik: watson, daten: ages / icumonitoring.ch

«Bitte bleibt Zuhause!» - Appell einer Krankenschwester an die gesamte Bevölkerung

Video: watson

Todesfälle

Auch bei den Todesfällen steht die Schweiz keineswegs besser da als Österreich – im Gegenteil: Wir verzeichnen aktuell rund 80 Todesfälle pro Tag – in Österreich waren es in den letzten Tagen zwischen 40 und 50.

Die Grafik endet am 12. November, weil für die letzten Tage noch einige Nachmeldungen erwartet werden. grafik: watson, daten: bag / ages

Testvolumen

Beide Länder testen ungefähr gleich viele Personen. Entsprechend weisen auch beide Länder eine ähnliche Positivitätsrate aus: Sie lag in den letzten Tagen jeweils zwischen 20 und 25 Prozent und ist damit deutlich über der von der WHO empfohlenen Grenze von 5 Prozent.

Anzahl durchgeführter Covid-Tests

Auch bei den Tests werden für die letzten Tage noch einige Nachmeldungen erwartet. grafik: watson, daten: bag/ages

Regionale Verteilung

Die Coronasituation ist in der grössten Österreichischen Stadt Wien verhältnismässig unter Kontrolle. Mehr zu kämpfen hat beispielsweise der nordösterreichische Bezirk Rohrbach, der im Westen an Deutschland und im Osten an Tschechien grenzt. In den letzten 7 Tagen wurden über 1300 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner registriert.

Gemäss der Bezirkshauptfrau Wilbirg Mitterlehner stecken sich die Personen «nach wie vor im privaten Bereich an», aber auch in manchen Firmen gibt es Häufungen. Man habe auch schon Infektionen in Altersheimen festgestellt.

Auch der Tiroler Bezirk Schwaz kommt mit 1291 Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen pro 100'000 Einwohner auf einen ähnlich hohen Wert.

In den Top 10 der am stärksten betroffenen Bezirken befindet sich auch das an die Schweiz grenzende Dornbirn.

Getroffene Massnahmen

Bereits seit dem 24. Oktober galten in Österreich wieder strengere Massnahmen. So durften sich in Innenräumen abseits der eigenen vier Wände nur noch bis zu sechs Personen treffen, draussen zwölf. Das galt für Geburtstagsfeste, Kurse und auch für Amateur-Chöre.

In Restaurants durften höchstens sechs Erwachsene an einem Tisch sitzen. Im Aussenraum galt eine Maskenpflicht, wo immer der Abstand nicht eingehalten werden konnte – und zusätzlich an allen Bahnhöfen, Haltestellen und Einkaufspassagen. Abgesehen von der in Österreich geltenden nächtlichen Ausgangssperre waren die Massnahmen also im Grossen und Ganzen vergleichbar mit den aktuellen Regeln in der Schweiz.

Ab heute Dienstag hat die Österreichische Regierung nochmals einen Gang hochgeschaltet. Ab sofort gilt eine «Stay at Home»-Anweisung: Das Haus verlassen darf nur noch, wer wichtige Besorgungen machen, Angehörige pflegen oder das Haus wegen beruflichen Verpflichtungen verlassen muss. Erlaubt sind ausserdem «körperliche und geistige Erholung», ohne dass man dabei andere Menschen trifft. Die neuen Regeln gelten erstmal für drei Wochen.

Disziplin der Bevölkerung

Obwohl die Oktober-Massnahmen einige Tage früher eingeführt wurden als hierzulande, zeichnet sich in Österreich noch keine Stabilisierung der Fallzahlen ab. Die Gründe dafür sind nur teilweise klar. ORF spricht davon, dass man mittels Umfrage der Universität Wien eine gewisse «Pandemiemüdigkeit» festgestellt hat: «Im Frühjahr hatten noch viele Befragte von einem neuen Gefühl des Zusammenhalts der Gesellschaft berichtet, etwa von Unterstützung für Nachbarn, Freunde und Bekannte.»

Das resultierte in einer hohen Zustimmung zu den Massnahmen und einem hohen Verantwortungsbewusstsein. Es gab die Hoffnung, dass das Schlimmste bis zum Sommer ausgestanden sein würde. Von diesem Gefühl sei in der zweiten Welle nicht viel übrig geblieben, schreibt die Studie. Auch habe die Polarisierung der Gesellschaft zugenommen, beispielsweise zwischen Menschen mit unterschiedlicher Haltung zu den aktuellen Beschränkungen.

«Im Frühjahr hatten noch viele Befragte von einem neuen Gefühl des Zusammenhalts der Gesellschaft berichtet.»
Umfrage der Universität Wien

Diese «Pandemiemüdigkeit» schlägt sich unter anderem in den Mobilitätsdaten nieder. Trotz der Empfehlung, zu Hause zu bleiben, und trotz der nächtlichen Sperrstunde zwischen 20 und 6 Uhr haben sich die Menschen in Österreich nicht gleich stark eingeschränkt wie noch in der ersten Welle.

Mobilität in Österreich

Als Referenz gilt der 13. Januar 2020 (Index = 100). Anmerkung: Apple liefert keine Daten zu ÖV in Österreichgrafik: watson, daten: apple mobilitätsdaten

Interessant ist auch der Blick auf die Schweizer Mobilitätsdaten, die von Apple anonymisiert erhoben werden. Nach einem drastischen Rückgang der Mobilität in der ersten Welle, bewegte man sich im Sommer wieder deutlich mehr als am Referenztag Mitte Januar – was für einen Sommer nicht ungewöhnlich sein dürfte. Inzwischen bewegt man sich wieder mehr oder weniger auf dem Niveau vom Januar. Einzig der öffentliche Verkehr muss gemäss Apple mit Einbussen leben.

Mobilität in der Schweiz

Als Referenz gilt der 13. Januar 2020 (Index = 100)grafik: watson, daten: apple mobilitätsdaten
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Die beliebtesten Kommentare
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Hillman
17.11.2020 06:39registriert Dezember 2018
Fazit: Man weiss es nicht so genau.
Trotz teilweise strengerer Massnahmen gehen mancherorts die Zahlen hoch, in andern Ländern wiederum sinken sie trotz schwächeren Massnahmen. Der Punkt ist doch einfach dass das niemand mehr 100% verstehen kann. Der Sachverhalt ist eindeutig zu komplex, es gibt viel zu viele Variablen. Glücklicherweise muss man aber auch nicht alles verstehen. Sinnvolle Regelungen wie unsere die über Zeit von der Bevölkerung getragen werden können sind sicher sinnvoller als von einem Lockdown in den nächsten zu fliegen und die Zustimmung der Bevölkerung zu verlieren.
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Amarillo
17.11.2020 07:06registriert Mai 2020
Es reicht schon ein kurzer Spaziergang, um ein ganzes Panoptikum von "Fails" vorgeführt zu bekommen: Küssen mit offenbar lange nicht mehr gesehenen Personen, nahes Beisammenstehen und sich gegenseitig lauthals Unterhalten (mit entsprechendem "Ausstoss"...) ohne Masken, offenbar tagelanges Verwenden von Wegwerfmasken, die entspr. ramponiert aussehen. Dazu würde wohl noch anderes kommen, wie die Treffen zu irgendwelchen Kränzchen u.ä. privat. Fazit: Es liegt primär am persönlichen Verhalten, und weniger an den unterschiedl. "Härtegraden" des Lockdowns.
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Ohniznachtisbett
17.11.2020 08:15registriert August 2016
Wer alleine wohnt, darf noch eine Person sehen, so zumindest Bastis Empfehlung. Wer nicht alleine wohnt, darf noch genau diese Person(en) sehen. Sorry, dass sich die Leute da irgendwann nicht mehr dran halten, verstehe ich zu 100%. Das sind Einschränkungen, die weder verhältnismässig noch sinnvoll sind. Was sag ich, die Verhältnismässigkeit hat sich schon lange verabschiedet.
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