Das erste Hearing beginnt am Donnerstag, 9. Juni um 20 Uhr Ortszeit. Bei uns ist dann allerdings Freitag morgens um 2 Uhr. Du musst somit eine Nachteule oder ein Frühaufsteher sein, wenn du live dabei sein willst. Das zweite Hearing ist für den 13. respektive 14. Juni vorgesehen. Es beginnt gar zwei Stunden später. Die genauen Daten für die anderen sind noch nicht bekannt. Es sollen jedoch mindestens sechs sein. Das letzte könnte im September über die Bühne gehen, also kurz vor den Zwischenwahlen.
Alle wichtigen amerikanischen TV-Stationen übertragen live, also ABC, NBC, CBS, MSNBC und CNN. Das heisst alle – ausser Fox News. Dort ist nur die kleine Schwester Fox News Business live dabei. Wer die US-Sender nicht direkt empfangen kann, kann auch via YouTube zuschauen. Auch die Online-Ausgaben von «New York Times» und «Washington Post» werden live übertragen.
Weshalb schert Fox News aus? Der Murdoch-Sender ist inzwischen zu einem reinen Trump-Propagandaorgan verkommen. Er muss daher auch die Position übernehmen, die besagt: Die Hearings sind einzig ein Versuch der Demokraten, Trump anzuschwärzen. Deshalb heisst es bei Fox: «Die Hearings sind unbedeutend. Für unsere Zuschauer sind die Inflation und die zunehmende Kriminalität viel wichtiger.»
Wie frei Fox News bei dieser Entscheidung ist, bleibt jedoch umstritten. Weicht der Sender auch nur ein Jota von der festgefahrenen Meinung seiner Zuschauer ab, oder bringt er ihnen für sie unangenehme News, wird er augenblicklich abgestraft. Das war beispielsweise der Fall, als Fox News verkündet hatte, Trump habe im Bundesstaat Arizona die Wahl verloren. Das war zwar faktisch zutreffend, hat jedoch die Trump-Fans derart in Rage versetzt, dass sie für eine kurze Zeit in Scharen zu den noch weiter rechts stehenden TV-Stationen Newsmax und One America News Network übergelaufen sind.
Das Ziel der Hearings besteht darin, aufzuzeigen, dass die Ereignisse vom 6. Januar 2021 keine zufällig ausser Kontrolle geratene Demonstration waren, sondern ein geplanter Staatsstreich. Zu diesem Zweck wird ein genauer Zeitplan zu den Wochen nach dem Wahlsieg von Joe Biden bis zu seiner Inauguration präsentiert werden. Hinzu kommen Zeugenaussagen – mehr als 1000 Zeugen wurden vernommen –, E-Mails und Videos. Damit das alles verständlich rüberkommt, wurde eigens ein Dokumentarfilmer engagiert.
Beim geplanten Staatsstreich haben offenbar die Proud Boys und die Oath Keepers eine tragende Rolle gespielt. Die Anführer und mehrere Mitglieder dieser militanten Gruppen sind bereits vom Justizministerium wegen «aufrührerischer Verschwörung» angeklagt worden. Sie sind teilweise geständig und kooperieren mit den Anklägern. Zudem existiert ein Dokumentarfilm, in dem eine Szene vorkommt, in der sich die Anführer der beiden Gruppen absprechen. Bekannt ist auch, dass die Oath Keepers auf der anderen Seite des Potomac River im Bundesstaat Virginia in einem Hotel ein Waffenlager errichtet hatten, um mit Gewalt eingreifen zu können.
Die entscheidende Frage wird sein: Wie weit war der Ex-Präsident in dieser Umsturzpläne eingeweiht? Liz Cheney hat mehrfach angedeutet, dass dies der Fall sein könnte. Am vergangenen Wochenende sprach sie einmal mehr von einer «extrem breiten» und einer «extrem gut organisierten» Verschwörung. Trump habe zudem niemals auch nur angedeutet, dass er seine Rolle am 6. Januar bereue, so Cheney.
Lange 183 Minuten nach Beginn des Sturms auf das Kapitol hat der Ex-Präsident keinen Finger gerührt, um den Mob zur Räson zu bringen. Vielmehr soll er die Krawalle begeistert am TV-mitverfolgt haben. Als die Chaoten brüllten: «Hängt Mike Pence» soll Trump gar gesagt haben: «Vielleicht müsste man Mike tatsächlich aufhängen.»
Bisher hat Trump sämtliche Skandale unbeschadet überstanden. Ob Schweigegelder an einen Pornostar oder Ausnutzen seiner Stellung als Präsident; sei es die Russland-Affäre oder zwei Impeachments, nichts ist an ihm hängen geblieben. Für die Demokraten ist es daher wichtig, dass diese Hearings endlich Konsequenzen für den Ex-Präsidenten haben werden.
Der Ausschuss selbst kann keine juristischen Verfahren einleiten, er kann nur politische Reformen anmahnen. Sollte es jedoch gelingen, glaubhaft aufzuzeigen, dass Trump persönlich in den geplanten Staatsstreich involviert war, dann wird auch die Justiz handeln müssen.
Skandale scheinen der Motor von Trump‘s Popularität zu sein! Hoffe er profitiert am Schluss nicht noch von diesen Hearings.
Die längst fälligen weiteren juristischen Massnahen gegen ihn wären relevanter. Hoffentlich wird an diesen Hearings etwas in dieser Richtung losgetreten …
Bitte Amerika stoppt diesen Gauner, ansonsten fällt auch Europa.