Ben Sasse ist ein kommender Star der Grand Old Party (GOP). Nicht wenige sehen in dem jungen Senator aus dem Bundesstaat Nebraska bereits einen zukünftigen Präsidenten. Vom jetzigen Amtsinhaber hält Sasse wenig. An einer Telefon-Wahlveranstaltung klagte er Trump an, er «flirte» mit Diktatoren und White Supremacists, er werde für ein «Blutbad» der Republikaner im Senat sorgen und mache sich im privaten Kreis über seine evangelikalen Wähler lustig.
Dass ein republikanischer Senator den Präsidenten so offen angreift, war bis vor kurzem undenkbar. Trump hatte alles im Griff, auch die eigene Partei. Nun aber werden erste Risse in der GOP-Mauer sichtbar. Die anhaltend schlechten Resultate der Meinungsumfragen zeigen Wirkung, selbst bei Hardcore-Trump-Fans.
So warnt auch Ted Cruz, Senator aus Texas, vor einem «Blutbad im Ausmass von Watergate». Selbst der grösste Wendehals im Club der GOP, Lindsey Graham, denkt laut darüber nach, dass Trump verlieren könnte. Der Senator aus South Carolina befürchtet nicht nur, dass das Weisse Haus verloren werden könnte, sondern auch die Mehrheit im Senat – und vor allem sein eigener Sitz in diesem Gremium.
Zwei Wochen vor den Wahlen werden die Republikaner nervös. Selbstverständlich reagierte Trump umgehend mit einem gehässigen Tweet auf Sasse. Er attackiert auch Susan Collins, die republikanische Senatorin aus dem Bundesstaat Maine, per Twitter. Sie hat sich gegen die überhastete Wahl der Bundesrichterin Amy Coney Barrett ausgesprochen.
Derweil zeigt Mitch McConnell, Mehrheitsführer im Senat, keinerlei Lust, die weit reichenden Stimulus-Pläne seines Präsidenten zu unterstützen.
Ebenfalls Risse zeigt Trumps Aura der Unbesiegbarkeit. Carlos Curbelo, ein ehemaliger Abgeordneter der GOP, formuliert es gegenüber den «New York Times» wie folgt:
Auch innerhalb des Weissen Hauses ist Zoff angesagt. Trump soll extrem über seinen Stabschef Mark Meadows verärgert sein. Dieser hatte den Zustand des Präsidenten nach dessen Erkrankung als besorgniserregend bezeichnet. Deshalb sollen seine Tage bereits gezählt sein. Meadows ist bereits Trumps vierter Stabschef.
Jüngste Umfragen zeigen, dass der Verlust der Mehrheit der GOP im Senat ein realistisches, ja, wahrscheinliches Szenario geworden ist. Die Partei steht daher vor einem taktischen Dilemma: Soll sie weiter bedingungslos hinter dem Präsidenten stehen? Oder soll sie versuchen, in einzelnen Bundesstaaten zu retten, was zu retten ist?
Will heissen: Soll sie mit dem Argument werben, eine Mehrheit im Senat sei das wirksamste Mittel gegen einen demokratischen Präsidenten, und damit implizit zugeben, dass Trump die Wahl verlieren wird?
Trump setzt derweil auf Altbewährtes, auf seine Rallys. Er ist überzeugt, dass er mit diesen Massenveranstaltungen vor vier Jahren gewonnen hat, und will diesen Triumph wiederholen. Dabei übersieht er, dass sich die Bedingungen dramatisch verändert haben.
2016 zeigten die Rallys die Dynamik des Aussenseiters und wurden auf allen TV-Stationen übertragen. Heute tut dies höchstens noch Fox News. Vor allem jedoch stehen diese Rallys im krassen Gegensatz zur Coronakrise. Tausende von Trump-Fans jubeln ihrem Idol zu, eng zusammen stehend und meist ohne Maske.
Das mag dem Ego des krankhaften Narzissten schmeicheln und seiner Basis Freude bereiten. Dort, wo es zählt, wirkt es kontraproduktiv: bei den Senioren und den Frauen in den Vorstädten. Diese für einen Sieg so wichtigen Wählergruppen wenden sich von Trump ab. Das zeigen verschiedenste Umfragen.
Auch bei den Schwarzen kommt Trump schlecht an. Eine «Washington Post»/ABC-Umfrage hat kürzlich ergeben, dass bloss acht Prozent der schwarzen Wähler Trump ihre Stimme geben wollen. Und gerade diese Wählergruppe geht zur Urne wie kaum je zuvor. Rund 28 Millionen Wählerinnen und Wähler haben bereits abgestimmt, mehr denn je zuvor. Traditionellerweise profitieren die Demokraten von einer hohen Stimmbeteiligung.
Die Trump-Rallys erwecken auch einen falschen Einruck. Obwohl Joe Biden strikt bei seiner Anti-Corona-Strategie bleibt und keine Massenveranstaltungen durchführt, erreicht er seine Wählerinnen und Wähler besser als sein Rivale. Das haben Parallel-TV-Debatten vom vergangenen Mittwoch gezeigt. Biden hatte die leicht höhere Einschaltquote als Trump.
Alles scheint damit für Biden und die Demokraten zu laufen – und genau das macht ihnen Angst. Vor vier Jahren sah es nämlich sehr ähnlich aus. Hillary Clinton führte in den Umfragen deutlich, um dann die Mehrheit der Elektoren-Stimmen zu verlieren. Die Demokraten sind daher alles andere als euphorisch. Sie befürchten ein Déjà-vu.
Es gibt jedoch Hoffnung für die Demokraten. Selbst Mitch McConnell meidet aus Angst vor Corona das Weisse Haus. «Ich habe den Eindruck, dass die Art und Weise, wie die damit umgehen, sich von meiner unterscheidet und auch davon, wie wir es im Senat handhaben», so der Mehrheitsführer.
Sie sammeln nur Ja Sager um sich doch die Fallen einem als erste in den Rücken wenns Eng wird.
Habe kein Mitleid mit Trump, hoffentlich fällt er und nimmt die GOP gleich mit in den Abgrund