International
EU

Salvini stellt Rechtspopulisten-Allianz für Europawahl vor

«Neuer europäischer Traum» – Salvini stellt Rechtspopulisten-Allianz für Europawahl vor

08.04.2019, 12:4008.04.2019, 13:30
Mehr «International»
From left, Olli Kotro, leader of The Finns Party, Jörg Meuthen, leader of Alternative For Germany party, Matteo Salvini, Italian deputy-Premier and leader of the League party, and Anders Vistisen, lea ...
Von links: Olli Kotro (Chef der «Finnen»), Jörg Meuthen (AfD-Chef), Matteo Salvini (Italiens Innenminister) und Anders Vistisen (Dänische Volkspartei).Bild: AP/AP

Italiens Innenminister Matteo Salvini hat am Montag in Mailand eine rechtspopulistische Wahlallianz für die Europawahlen im Mai präsentiert. «Europäische Allianz der Völker und Nationen» heisst das Bündnis, das stärkste Fraktion im EU-Parlament werden will.

Rund zehn Bewegungen und Parteien wollen sich laut Salvini der Wahlallianz anschliessen. «Unser Ziel ist es, die EU-Wahlen zu gewinnen und die Regeln Europas zu ändern. Andere Parteien werden sich zu uns gesellen», betonte Salvini, der Parteichef der fremdenfeindlichen Lega.

Die Wahlallianz stellte Salvini bei einer internationalen Pressekonferenz unter dem Titel «In Richtung eines Europa der Vernunft» vor, an der sich der Chef der deutschen AfD Jörg Meuthen, Olli Kotro von der Partei «Die Finnen» und Anders Vistisen von der dänischen «Dansk Folkeparti» beteiligten.

Salvini betonte, er spreche auch im Namen der anderen Parteien, darunter der österreichischen FPÖ und der Rassemblement National um die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen, die gemeinsam mit der Lega der bisherigen Rechtsfraktion im EU-Parlament Europa der Nationen und der Freiheit (ENF) angehören.

«Neuer europäischer Traum»

«Wir arbeiten für einen neuen europäischen Traum. Für viele Familien und Bürger ist die EU inzwischen zu einem Albtraum geworden. Wir arbeiten für Beschäftigung, Familienpolitik, Sicherheit, Umweltschutz und Zukunft der Jugendlichen.»

Wenn die EU nur auf Finanz, Bürokratie und auf reine Wirtschaftsdenken basiere, habe sie keine Zukunft, sagte Salvini. Schutz der Aussengrenzen, Kampf gegen Schlepperei und Terrorismus und Respekt für die nationalen Identitäten seien weitere Anliegen der neuen Allianz.

«Wir sind keine Nostalgiker oder Extremisten. Die einzigen Nostalgiker sitzen heute in Brüssel an der Regierung. Wir schauen in die Zukunft. Die veraltete Debatte über rechts und links, Faschisten und Kommunisten interessiert die 500 Millionen Bürger in Europa nicht, die überlassen wir den Historikern», sagte der Lega-Chef.

Europäische Festung als Ziel

AfD-Chef Meuthen hob die Notwendigkeit hervor, die EU-Aussengrenzen zu schützen, um Europas «reiches Erbe» zu verteidigen. «Wir müssen eine europäische Festung sein, wo wir selber beschliessen, wer kommen darf und wer nicht. Wenn (die deutsche Kanzlerin Angela) Merkel behauptet, das geht nicht, antworten wir, dass dies mit politischem Willen machbar ist, wie Salvini und seine Lega bezeugen», sagte Meuthen.

epa07417239 Alternative for Germany (AfD) party co-chairman and top candidate for the European Parliament elections Joerg Meuthen speaks at the Political Ash Wednesday gathering of the Alternative for ...
AfD-Chef Jörg Meuthen.Bild: EPA/EPA

Olli Kotrop von der Partei «Die Finnen» warnte vor der Gefahr eines europäischen «Super-Staates», an dem Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron arbeiten würden. «Die Souveränität der EU-Mitgliedsstaaten muss respektiert werden. Die EU ist stets zentralisierter und von Brüssel aus gesteuert. Sollten sich die Pläne Macrons und Merkels konkretisieren, würde dies zur Gründung eines Superstaates führen, wo die souveränen Ländern nichts mehr zu sagen haben», so Kotrop.

Prominenz abwesend

Prominente Rechtspopulisten fehlten bei dem Treffen am Montag in Mailand aber. Die Chefin der Nationalen Sammlungsbewegung aus Frankreich, Marine Le Pen, entschuldigte sich wegen einer Wahlkampfveranstaltung in der Bretagne. Die FPÖ sandte ebenfalls keinen Vertreter nach Mailand, will aber nach Teil der Allianz sein, wie es im Vorfeld hiess.

Auch der ungarische Regierungschef Viktor Orban, dessen rechtskonservative Fidesz-Partei wegen EU-feindlicher Umtriebe bei der christdemokratischen EVP (Europäische Volkspartei) suspendiert ist, kam nicht wie erhofft zu dem Treffen. (sda/apa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Politiker scheitern am Feldstecher
1 / 9
Diese Politiker scheitern am Feldstecher
Besuche an der Grenze sind bei Politikern beliebt. Dabei können sie sich als wachsame, zupackende Landesväter inszenieren. Fast schon Pflicht ist dabei ein Blick durchs Fernglas. Nicht immer denken die Politiker daran, die Schutzklappen zu öffnen. Jüngstes Beispiel: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der am Grenzübergang Kirchdorf die neu gebildete bayrische Grenzpolizei besucht. (KEYSTONE/DPA/Lino Mirgeler) ... Mehr lesen
quelle: dpa / lino mirgeler
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Schämen Sie sich» - Politiker explodiert bei Curios Rede
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Lowend
08.04.2019 14:06registriert Februar 2014
Es gibt kaum was bescheuerteres, als ein internationaler Verbund europäischer Nationalisten, denn im Grunde heisst dass ja, dass sie eigentlich nicht ihre hehre Nation, sondern nur ihre braune Ideologie extrem toll finden und sich nur deshalb zusammentun.
3624
Melden
Zum Kommentar
9
Pole soll Flughafen für Attentat auf Selenskyj spioniert haben

Polens Geheimdienst hat einen Mann festnehmen lassen, der dem russischen Militärgeheimdienst bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geholfen haben soll. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau am Donnerstag mit. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe die «Bereitschaft zum Agieren für ausländische Geheimdienste gegen Polen» erklärt. Dafür drohen ihm im Falle einer Verurteilung bis zu acht Jahre Haft.

Zur Story