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EU verschiebt Gegenzölle auf US-Produkte

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Die zuständige EU-Kommission hofft auf Gespräche mit den USA über die neuen ZälleBild: keystone

EU verschiebt Gegenzölle auf US-Produkte

20.03.2025, 14:3320.03.2025, 15:23
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Die EU verschiebt die geplante Wiedereinführung von Vergeltungszöllen auf US-Waren im Milliardenwert um zwei Wochen auf Mitte April. Die Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump in Kraft gesetzten amerikanischen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte soll nach Angaben der zuständigen Europäischen Kommission statt Anfang erst Mitte April erfolgen.

Der Schritt soll es ermöglichen, zusätzlichen Raum für Gespräche mit der US-Regierung zu schaffen. Die EU bleibe bereit, mit den USA in einen konstruktiven Dialog einzutreten, um eine Lösung zu finden, die unnötigen Schaden für beide Volkswirtschaften vermeide, hiess es in einer Erklärung.

Zölle auf Bourbon-Whiskey und Motorräder

Die Wiedereinführung der derzeit ausgesetzten Zölle würde für US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Spielkonsolen, Motorräder, Boote und Erdnussbutter gelten. Die Höhe der Zusatzzölle soll zum Teil bei 50 Prozent liegen - so zum Beispiel für in den USA gebaute Motorräder des Herstellers Harley-Davidson und Jack-Daniel's-Whiskey.

Weitere Gegenmassnahmen werden derzeit noch erarbeitet und sollen ebenfalls Mitte April aktiviert werden. Sie sollen Unternehmen treffen, die amerikanische Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse in die EU verkaufen.

Zudem soll es EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte geben wie Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte.

Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betroffen

Nach Angaben der Brüsseler Behörde treffen die neuen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent Exporte der Staatengemeinschaft im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht. «Basierend auf den aktuellen Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen», hiess es vor rund einer Woche.

Die EU-Gegenmassnahmen sollen dies ausgleichen. Nach Kommissionsangaben wären US-Warenexporte im Wert von bis zu 26 Milliarden Euro von den geplanten EU-Reaktionen betroffen.

Bereits Handelsstreit in erster Trump-Amtszeit

US-Präsident Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 Sonderzölle die Einfuhr von Stahl- und Aluminiumprodukten angeordnet und dies «mit Interessen der nationalen Sicherheit» begründet. Die EU reagierte damals bereits mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Motorräder und Jeans.

Im Herbst 2021 einigte sich die EU dann allerdings mit der Regierung von Trumps demokratischem Nachfolger Joe Biden auf ein Stillhalteabkommen, das zur Folge hatte, dass die Zölle weitestgehend ausgesetzt wurden. Nach seiner Wiederwahl geht Trump nun aber wieder auf Konfrontationskurs.

Er hat auch angekündigt, auf Autos und andere Waren aus der EU neue Zölle verhängen zu wollen. Mit ihnen wird am 2. April gerechnet. Damit will er die USA als Produktionsstandort stärken und Handelsdefizite abbauen. (sda/awp/dpa)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Florissa
20.03.2025 14:56registriert März 2021
Und wieder einmal mehr den Schwanz einziehen. Also, Konsumenten, loslegen mit Boykott auf Amerikanische Produkte!!
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Schlaf
20.03.2025 15:46registriert Oktober 2019
Die EU strahlt neben den USA ja direkt Kompromissbereitschaft aus, so soll es sein.

Wenn mit den USA in zwei Wochen aber immer noch keine Lösung gefunden wird, voll drauf hauen, der Orange seine Medizin selber geben.

Europa muss sich nicht hinter den Amis verstecken!
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