Guterres: «Das 1,5-Grad-Ziel ist nicht mehr zu halten»
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich ungewohnt deutlich geäussert: Das im Pariser Klimaabkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel sei nicht mehr erreichbar.
«Eines ist bereits klar: Wir werden die globale Erwärmung in den nächsten Jahren nicht unter 1,5 Grad halten können», sagte Guterres an einer Konferenz der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf. Das Überschreiten dieser Grenze sei «unvermeidlich».
«Jedes der letzten zehn Jahre war das heisseste»
Der UN-Chef warnte eindringlich vor den Folgen der fortschreitenden Erwärmung: «Jedes der letzten zehn Jahre war das heisseste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Meereswärme bricht Rekorde und zerstört Ökosysteme. Kein Land ist mehr sicher vor Bränden, Überschwemmungen, Stürmen oder Hitzewellen.»
Guterres forderte die Staaten auf, sich auf die zunehmenden Extremereignisse vorzubereiten – insbesondere durch Frühwarnsysteme.
Guterres drängt auf globale Warnsysteme
Ein funktionierendes Warnsystem könne im Ernstfall Leben retten. «Eine Warnung 24 Stunden vor einem gefährlichen Ereignis kann den Schaden um bis zu 30 Prozent reduzieren», so Guterres.
Er erinnerte daran, dass die UNO 2022 eine Initiative gestartet hat, um bis 2027 alle Länder mit entsprechenden Systemen auszustatten. Derzeit verfügen rund 60 Prozent der Staaten über solche Schutzmechanismen.
Nach Angaben der WMO starben in den vergangenen 50 Jahren über zwei Millionen Menschen infolge von Wetter-, Wasser- und Klimakatastrophen – 90 Prozent davon in Entwicklungsländern. Diese Länder seien durch «erdrückende Schulden und langsames Wachstum» daran gehindert, in Frühwarnsysteme zu investieren, sagte Guterres.
Kein Land auf Kurs
Auch eine aktuelle Studie des World Resources Institute (WRI) und von Climate Analytics kommt zu einem ernüchternden Schluss: Kein einziger der 45 untersuchten Sektoren – von Energie über Landwirtschaft bis Verkehr – befindet sich derzeit auf Kurs, um die Ziele des Pariser Abkommens bis 2030 zu erreichen.
Das 1,5-Grad-Ziel war 2015 in Paris vereinbart worden, um die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten. Dafür wäre jedoch eine drastische Reduktion der weltweiten CO₂-Emissionen nötig – und davon ist die Welt laut Guterres «weiter entfernt denn je».
UNO will das Schlimmste verhindern
Das Ziel, die Erderwärmung zu bremsen, ist verfehlt – nun will die UNO wenigstens die schlimmsten Folgen abmildern. «Wir können uns nicht mehr einreden, dass es uns nicht treffen wird», sagte Guterres. «Die Klimakrise ist da – und sie trifft alle.»
(mke)
