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Bordell in Graz sucht «Mädchentester» – Entsetzen in Österreich

Polizei in Graz (Symbolbild): Die Frauenministerin sagte, in Zusammenarbeit mit der Polizei prüfe sie rechtliche Schritte.
Polizei in Graz (Symbolbild): Die Frauenministerin sagte, in Zusammenarbeit mit der Polizei prüfe sie rechtliche Schritte. Bild: photosteinmaurer.com/imago images

Bordell sucht «Mädchentester» – Entsetzen in Österreich

Widerlich, sexistisch, menschenverachtend – so fällt das Urteil zu einer Bordell-Werbung in Österreich aus. Der Betreiber will an seinem Plakat festhalten.
04.09.2023, 05:32
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Ein Artikel von
t-online

An einer grossen Kreuzung mitten in Graz hängt ein Plakat, das derzeit in ganz Österreich für Wirbel sorgt. Das Bordell «Maximus» wirbt darauf um Bewerber: «Wir stellen ein!!! 'Mädchentester'», steht dort geschrieben. Gegen die Betreiber richtet sich nun ein Shitstorm, wie österreichische Medien berichten.

Das Plakat hängt an der Aussenmauer des Clubs an einer Hauptverkehrsroute. Das Ziel: Aufmerksamkeit erregen, sagte der Betreiber dem Radiosender «Antenne Steiermark». Bei dem ausgeschriebenen Job gehe es darum, Bewerberinnen «psychisch auf diesen schwierigen – wahrscheinlich 'den' härtesten Job der Welt vorbereiten» – und nicht etwa um die Beurteilung ihrer Eignung als Prostituierte. Weiter erklärte er: «Finanzielle Engpässe, Perspektivlosigkeit oder Flucht aus einem fremden Land sollen kein Grund sein, den Weg in die Prostitution einzuschlagen.»

Werbung für Bordelle sei in der Steiermark allerdings generell verboten, so die Grazer Referentin für Frauen und Gleichstellung zu dem Portal «meinbezirk.at». Der Text sei zudem «zutiefst menschenverachtend und ungustiös», sie sei erstaunt, «wie sexistisch man sich heutzutage noch traut, öffentlich zu plakatieren». Problematisch sei auch die Bezeichnung «Mädchen», auch wenn diese in der Erotikbranche üblich sei. «Natürlich ist es eine Anspielung auf Pädophilie.» Sie gehe davon aus, dass es eine Anzeige gegen den Betreiber geben werde.

Auch die österreichische Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) sagte Zeitung «Heute», man prüfe gemeinsam mit der Polizei rechtliche Schritte. «Wenn ich das lese, dreht es mir den Magen um». Das Plakat sei «unfassbar widerlich, frauenfeindlich und menschenverachtend. Frauen und Mädchen als Waren darzustellen, die man 'testen' könne, ist gewaltverherrlichend und gefährlich.»

Der Bordellbetreiber sagte «Antenne Steiermark», er wolle das Plakat umgestalten. Statt «Mädchen» solle dort künftig «Ladies» stehen. Grundsätzlich will er aber an der Kampagne festhalten.

Verwendete Quellen:

  • antenne.at: "Plakat sorgt für Aufregung"
  • meinbezirk.at: "Aufregung um Bordell-Plakat in Jakomini"
  • heute.at: "Wirbel um Puff! Bordell-Chef sucht "Mädchentester""
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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hirngespinst
04.09.2023 07:08registriert August 2019
Solange also all das nur hinter den Kulissen läuft und der Bevölkerung nicht plakativ unter die Nase gerieben wird, ist alles okay.
Nur weil etwas nicht erkennbar passiert, ist es ja nicht weniger schlimm.
Dieser Gedanke drängt sich mir unweigerlich beim Lesen auf. Man ist mega über das Plakat entsetzt - nicht über die realen Tatsachen.
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sansibar
04.09.2023 06:51registriert März 2014
„Werbung für Bordelle sei in der Steiermark allerdings generell verboten“ - dann sorgt man halt dafür, dass man auf andere Art und Weise an die Öffentlichkeit kommt. Die wussten doch genau, was diese Annonce bewirken wird 🤦‍♂️
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Amarillo
04.09.2023 06:57registriert Mai 2020
Da hat einer (...vermeintlich...) den Knopf erwischt, um die gewollte Aufmerksamkeit zu erhalten. Ob bei einer Klage das Gericht seinem Argument folgt, wonach der Tester bloss die psychische Eignung zu prüfen habe und nicht das, was sich irgendwelche Phantasien ausmalen würden? Der Richter wird das eher als Ausrede werten, denn das Plakat suggeriert natürlich etwas anderes. Die Strafe dürfte aber verschmerzbar sein und weit unter dem liegen, was eine (länderübgergreifende...) Werbekampagne gekostet hätte
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