Wer wissen will, wie ein Konklave abläuft, muss ins Kino gehen. Dort wird teilweise immer noch der Film «Conclave» des österreichisch-schweizerischen Regisseurs Edward Berger gezeigt. Man kann ihn auch streamen, im Abo oder on demand. Er ist absolut sehenswert, auch wenn der Schluss – so viel sei verraten – etwas gar politisch korrekt daherkommt.
Der Film basiert auf dem Roman des britischen Autors Robert Harris. Kenner des Vatikans attestieren ihm eine sehr genaue Darstellung der Papstwahl. Dazu gehört der Konflikt zwischen Reformern und Bewahrern, der die katholische Kirche spätestens seit dem 19. Jahrhundert prägt. Das wird bei der Nachfolge von Papst Franziskus nicht anders sein.
Zahlreiche Kardinäle sind bereits zur Trauerfeier nach Rom gereist. Ihre Zahl ist mit 252 so gross wie nie. Allerdings sind nur 135 und damit etwas mehr als die Hälfte wahlberechtigt. Es sind jene Purpurträger, die weniger als 80 Jahre alt sind. Zu 80 Prozent wurden sie von Franziskus ernannt. Es ist definitiv «sein» Konklave, das die Nachfolge regeln wird.
Nach den geltenden Regeln dürfte das Konklave in der ersten Maiwoche beginnen. Letztmals richtig lange dauerte es 1831, als bis zur Wahl von Papst Gregor XVI. 50 Tage vergingen. Seither brauchte man nie länger als fünf Tage. Bei Benedikt XVI. waren 2005 nur vier und bei Franziskus 2013 fünf Wahlgänge notwendig, bis weisser Rauch aufstieg.
Geht es dieses Mal wieder schnell? Zweifel sind angebracht. Selten war die Lage im Vatikan so unübersichtlich. Die NZZ spricht von einer Papstwahl «voller Ungewissheiten». Kaum jemand wage eine Prognose, «welche Dynamiken sich in der Sixtinischen Kapelle entwickeln werden». Und wer mit dem Ruf «Habemus Papam» als neuer Pontifex präsentiert wird.
Zwar kursieren auch jetzt Namen von Papabili, angefangen bei Staatssekretär Pietro Parolin, Franziskus’ loyaler Nummer 2 im Vatikan. Doch das Kollegium ist geografisch so vielfältig wie noch nie. Früher bestand es ausschliesslich aus Italienern und einigen Europäern. Jetzt sind Europäer und Nordamerikaner erstmals knapp in der Minderheit.
Jorge Mario Bergoglio, der erste Pontifex aus der südlichen Hemisphäre, hat bewusst zahlreiche Kardinäle aus Afrika, Asien und Lateinamerika ernannt. Dafür überging er traditionsreiche Diözesen wie Paris, Mailand und Venedig. Von dort stammten die drei letzten italienischen Päpste Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul I.
Das aber führt dazu, dass sich viele der Kirchenfürsten nicht kennen und schlecht einschätzen können. Das ist entscheidend für die Bildung von Allianzen im Konklave, die dieses Mal noch wichtiger sein könnten als in der Vergangenheit. Mit seinen eher halbherzigen Reformen hat Papst Franziskus für Verunsicherung gesorgt und Widerstand provoziert.
Oft wird deshalb über einen Machtkampf spekuliert. Der Vatikankenner Marco Politi sprach gegenüber t-online sogar von einem innerkirchlichen «Bürgerkrieg», der die katholische Welt spalte – geografisch, theologisch und ideologisch. Konservative und reaktionäre Kleriker hätten versucht, Franziskus «moralisch zu demontieren», so der renommierte Experte Politi.
Ihnen sei der argentinische Papst schon mit dem Ja zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene zu weit gegangen. Einige dieser «Ewiggestrigen» würden wohl am liebsten das Zweite Vatikanische Konzil rückgängig machen. Als einer ihrer Wortführer gilt der US-Kardinal Raymond Burke, Erzbischof von St. Louis und Liebling der Trumpisten.
Für Aussenstehende sind solche Vorgänge schwer einschätzbar, doch dass die Kurie als «Intrigantenstadl» gilt, ist keine neue Erkenntnis. Allein mit seinem bescheidenen Lebensstil dürfte Franziskus viele standesbewusste Prälaten brüskiert haben. Und die grosse Zahl neuer Kardinäle aus allen Teilen der Welt macht die Lage unübersichtlich.
Eine grössere Bedeutung dürfte deshalb das sogenannte Vorkonklave erhalten, bei dem sich die Kardinäle vor dem Einzug in die Sixtinische Kappelle zu informellen Gesprächen treffen und nach potenziellen Verbündeten Ausschau halten. Im Film «Conclave» werden diese Vorgänge sehr anschaulich gezeigt. Und für die Wahl zum Papst braucht man eine Zweidrittelmehrheit.
Auch deshalb könnte das Konklave 2025 lange dauern. Vielleicht aber geht es erneut schnell. Zwar werden die Würdenträger nicht mehr in der Kapelle eingesperrt, wo früher eigens Schlafkojen eingebaut wurden. Sie dürfen im Gästehaus Santa Marta wohnen. Dort zog 2013 auch der Erzbischof von Buenos Aires ein und nie wieder aus.
Der Kontakt zur Aussenwelt ist ihnen strikt untersagt, ihre Handys müssen sie abgeben. Am Ende aber wird der Ablauf der Papstwahl durchsickern, wie immer in der jüngeren Geschichte. Vermutlich findet sich bald ein Kompromisskandidat, denn ein langes Konklave würde nur Gerüchte befeuern. Und eines steht absolut fest: Es wird ein Mann sein.
🙃
Nach dem Tod von Clemente IV. fand in Viterbo die längste Papstwahl in der Geschichte der katholischen Kirche und endete mit der Wahl von Tedaldo Visconti/ Gregorio X.
Machtkämpfe gab es immer in der Katholischen Kirche.
Es geht ja hauptsächlich darum: Macht & Geld.