Sag das doch deinen Freunden!
Der republikanische Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur ist bisher nicht als grosser Verfechter der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau aufgefallen, sondern eher als Misogyn. So hackt er im aktuellen Vorwahlkampf mit Vorliebe auf der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton und dabei wiederum mit Vorliebe auf dem ehemals ausschweifenden Sexualleben ihres Mannes Bill herum.
Seine republikanische Konkurrentin Carly Fiorina beleidigte er mit Aussagen wie «Kuckt euch mal dieses Gesicht an. Ich meine, ich sollte nichts böses sagen über sie, aber kann man sich dieses Gesicht als das des neuen US-Präsidenten vorstellen? Come on.»
Und der CNN-Nachrichtenmoderatorin Megyn Kelly unterstellte er durch die Blume, sie habe «wohl menstruiert», nachdem sie ihn auf mannigfaltige frühere frauenfeindliche Bemerkungen angesprochen hatte.
Nachdem er zuvor schon mexikanische Immigranten als Gefahr für die sexuelle Integrität von Frauen in den USA bezeichnet hatte, schlachtete er auch die Ereignisse von Köln aus: «Was in Deutschland an Silvester geschah, war ein Desaster. DENKT!»
Germany is going through massive attacks to its people by the migrants allowed to enter the country. New Years Eve was a disaster. THINK!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 6, 2016
Seehofer ist als bayrischer Ministerpräsident und Vorsitzender der Christlich-Sozialen Union (CSU) bisher eher durch ein katholisches Geschlechterverständnis aufgefallen. Linke Feministinnen und insbesondere die linke Berliner TAZ hält Seehofer auch vor, 1997 gegen einen Straftatbestand «Vergewaltigung in der Ehe» gestimmt zu haben. Satireportale legen ihm bereits Zitate wie «Vergewaltigung ohne Trauschein dulden wir hier nicht! Wem das nicht passt, der kann gehen!» in den Mund. Nun tut sich Seehofer als Hardliner in Sachen Flüchtlingskriminalität hervor. Seehofer verlangt, dass die Strafen verschärft werden und rügt das ZDF, das zu spät auf die Ereignisse in der Silvesternacht reagiert hatte und spricht von einem medienpolitischen Skandal.
Die rechtsextreme Bewegung Pegida hat sich zwar schon in den Anfängen «die sexuelle Selbstbestimmung als rechtlich geschütztes Interesse» auf die Fahne geschrieben, sich damit aber eher auf die sexuelle Identität und Ausrichtung bezogen. Nun hat Pegida die Ereignisse in Köln genutzt, um auf dem Rücken der Opfer der Silvesternacht weiter Stimmung gegen Ausländer zu machen. Pegida-Anführer Lutz Bachmann ist wegen Volksverhetzung angezeigt worden, weil er die Veranstaltung mit dem offiziellen Slogan «Pegida schützt» mit dem Claim «Rapefugees not welcome» versehen hat.
Wie gross die Schnittmenge zwischen Pegida-Anhängern und der Bewegung Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) ist, ist nicht näher erhoben. Jedenfalls sind politisch am mit Frauenrechten wenig vertrauten rechtskonservativen Rand zu verortende Hooligans an der samstäglichen Demonstration «Pegida schützt» mitmarschiert. Sie haben sich dabei hauptsächlich durch Stein- und Flaschenwürfe auf Polizisten und linke Gegendemonstranten ausgezeichnet.
Neben Rechtsextremen und Hooligans haben am Wochenende auch Rockergruppen auf die Ereignisse vom Silvester reagiert. Für Sonntagabend hatten sich Türsteher, Rocker und Hooligans über eine geschlossene Facebook-Gruppe verabredet, um in der Kölner Innenstadt «ein wenig aufzuräumen». Eine nicht genannte Rockergruppe aus dem Grossraum Köln liess gegenüber dem «Express» verlauten: «Wir ziehen zwar nicht in den Krieg, wir werden aber auch nicht wegsehen, wenn Frauen angegriffen oder begrapscht werden.» Eines der traditionellen Kerngeschäfte des Rockermilieus ist die Prostitution, beziehungsweise die Zuhälterei. Zwei Rocker sind am Sonntagabend in Köln von der Polizei überprüft worden. Sechs Pakistaner mussten nach Angriffen ins Krankenhaus gebracht werden.
(thi)