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München im Ausnahmezustand: Feuer, Sprengstoff und Wiesn-Schliessung

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Ein Münchner Polizist steht vor der Wiesn.Bild: keystone

München im Ausnahmezustand: Feuer, Sprengstoff und Wiesn-Schliessung

Nach dem Grossbrand im Norden der Landeshauptstadt und der stundenlangen Schliessung des Oktoberfests wegen einer Bombendrohung gehen die Ermittler von einem aus dem Ruder gelaufenen Familienstreit aus.
01.10.2025, 19:1502.10.2025, 06:59

Im Münchner Norden hatte ein Mann nach ersten Erkenntnissen am Morgen ein Wohnhaus in Brand gesetzt und Sprengfallen deponiert. Ein Mensch – vermutlich der 90 Jahre alte Vater des Tatverdächtigen – starb dabei, der 57-Jährige selbst nahm sich nach Polizeiangaben auf der Flucht vor den Einsatzkräften an einem nahegelegenen See das Leben.

Der Tatverdächtige hatte nach Angaben der Polizei einen Rucksack dabei, in dem sich eine Sprengvorrichtung befand, die vor der Bergung der Leiche entschärft werden musste.

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«Der Tatverdächtige hatte nach Angaben der Polizei einen Rucksack dabei.»Bild: keystone

200 Meter Evakuierungsradius

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande der Stadt unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius von 200 Metern rund um das brennende Gebäude an. Vor dem Haus brannte am Morgen zudem ein Transporter aus, ein paar Strassen weiter gingen zwei Autos in Flammen auf.

Wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, soll der 57-Jährige die Vaterschaft für seine Tochter angezweifelt und in diesem Zusammenhang sogar eine Petition an den bayerischen Landtag gestellt haben. Die habe der Landtag aber im vergangenen Jahr für erledigt erklärt.

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Die Spurensicherung an dem ausgebrannten Transporter.Bild: keystone

Zwei Frauen verletzt

Die 21-Jährige ist eine von zwei verletzten Frauen. Sie war im Obergeschoss des brennenden Hauses und kurz davor, zu springen. Das Haus konnten die Einsatzkräfte aber nicht betreten, weil dort nach Angaben der Polizei Drahtseile gespannt waren, die auf mögliche Sprengfallen hindeuteten. Mit Hilfe einer Leiter gelang es Polizisten aber, die Frau in Sicherheit zu bringen. Ihre 81 Jahre alte Oma, die Mutter des Tatverdächtigen, hatte sich den Angaben zufolge im Garten versteckt. Sie sei mittelschwer verletzt, ihre Enkelin leicht.

Der Tatverdächtige floh unterdessen nach Polizeiangaben in Richtung eines nahegelegenen Sees. Auf dem Weg dorthin habe er nach Berichten von Anwohnern Gegenstände geworfen, die explodierten. Auch Schüsse seien gehört worden. Polizeikräfte verfolgten den mutmasslichen Täter auch mit einem Hubschrauber zu dem See, an dem er sich demnach das Leben nahm.

Weil dann im Briefkasten eines Nachbarhauses ein Schreiben von ihm gefunden wurde, in dem er auch das Oktoberfest bedrohte, wurde die Wiesn stundenlang geschlossen und nach Sprengsätzen abgesucht.

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Das Oktoberfest blieb stundenlang geschlossen.Bild: keystone

Täter kündigt «bombiges Erlebnis» an

«Neben vielen Textbausteinen hat es einen Satz gegeben, der uns aufhorchen hat lassen, der davor warnt, nicht auf die Wiesn zu gehen, denn es könnte ein »bombiges Erlebnis« geben», sagte Herrmann. Und «wenn jemand schon das eigene Elternhaus in die Luft gesprengt hat», dann müsse man eine solche Drohung ernst nehmen.

Ein politisches Motiv schliessen die Behörden aus. Ein Post auf der Plattform Indymedia hatte zuvor den Eindruck erweckt, es könnte einen Zusammenhang zur Antifa geben. Die Polizei geht jedoch nach derzeitigem Stand davon aus, dass es sich um Trittbrettfahrer handele.

Inzwischen sei klar, dass für die Wiesn keine Gefahr bestanden habe, betonte der Minister. «Man kann da ohne Angst wieder die Wiesn besuchen.»

Menschen strömen wieder auf die Wiesn

Stundenlang war das Oktoberfest-Gelände mit knapp 30 Sprengstoffhunden abgesucht worden, mehr als 500 Polizisten waren im Einsatz. Besucher wurden nicht auf das Festgelände gelassen, Mitarbeiter mussten es verlassen.

Um Punkt 17.30 Uhr strömten dort auch die wartenden Massen auf das Gelände, wie dpa-Reporter vor Ort berichteten. Nach der Nachricht, dass das Oktoberfest noch geöffnet werden kann, hatten sich die Menschen an den Eingängen gesammelt.

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Um 17.30 Uhr konnten dort auch die wartenden Massen auf das Gelände.Bild: keystone

Beim grössten Volksfest der Welt gab es damit nach der zeitweisen Schliessung am Samstag wegen Überfüllung nun schon den zweiten Sicherheitsvorfall innerhalb weniger Tage. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) entschuldigte sich in einem Instagram-Post für die Schliessung: «Tut mir leid, anders geht’s nicht, Sicherheit geht vor.»

(sda/dpa/val)

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