Der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat erklärt, er wolle seinen Kampf gegen den Machtapparat in Moskau fortsetzen. Der 61-Jährige, der wegen versuchten bewaffneten Aufstandes in Russland zur Festnahme ausgeschrieben ist, hatte in einer Sprachnachricht mitgeteilt, er wolle in die Stadt Rostow am Don in der Region an der Grenze zur Ukraine einmarschieren.
Dort befindet sich das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Reportern von russischen Nachrichtenagenturen zufolge gab es vereinzelt Strassensperren in der Stadt. Prigoschin behauptete in einer weiteren Audionachricht, seine Männer hätten einen Militärhubschrauber abgeschossen, der auf einen zivilen Konvoi geschossen habe. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Er warnte erneut, dass die Wagner-Söldner alle, die sich gegen sie stellten, als Bedrohung auffassen würden. «Wir haben ein Ziel, wir sind alle bereit, zu sterben», sagte er. In sozialen Medien wurden zudem am frühen Samstagmorgen Videos geteilt, die zeigen sollen, wie Wagner-Kämpfer das Militärhauptquartier in Rostow am Don umstellen sollen und schweres militärisches Gerät darauf richten. Dies konnte bislang nicht unabhängig bestätigt werden.
Rostov... Here we go 👀👀👀 pic.twitter.com/SWdMeau1Tr
— MAKS 23 👀🇺🇦 (@Maks_NAFO_FELLA) June 24, 2023
Der Gouverneur der russischen Region Rostow hat die Einwohnerinnen und Einwohner angesichts des sich zuspitzenden Konflikts zwischen der Armee und der Söldnertruppe Wagner aufgerufen, zuhause zu bleiben. «Die aktuelle Situation erfordert die maximale Konzentration aller Kräfte, um die Ordnung aufrechtzuerhalten», schrieb Wassili Golubew in der Nacht zum Samstag auf Telegram. Die Strafverfolgungsbehörden täten alles Notwendige, um die Sicherheit der Bewohner der Region zu gewährleisten. «Ich bitte alle, ruhig zu bleiben und das Haus ohne Notwendigkeit nicht zu verlassen.»
Seit Monaten spitzt sich ein Streit zwischen Wagner-Chef Prigoschin, einem Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putins, und der russischen Militärführung zu. Wagner hatte Letzterer schlechte Führung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen und vor allem Verteidigungsminister Sergei Schoigu wiederholt scharf kritisiert. Am Freitagabend warf Prigoschin Moskaus Militärführung einen Angriff auf seine Söldner-Einheiten mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen vor und drohte mit Gegenmassnahmen. Dabei sei eine grosse Anzahl seiner Kämpfer getötet worden.
Er habe 25'000 Männer unter Befehl, die nun aufklären würden, warum solch eine Willkür im Land herrsche. «Wer versucht, uns Widerstand zu leisten, den werden wir als Bedrohung betrachten und sofort töten», drohte Prigoschin. Daraufhin leiteten die russischen Behörden Ermittlungen wegen versuchten bewaffneten Aufstands ein. Das russische Verteidigungsministerium bestritt einen Angriff. Der russische Geheimdienst FSB rief die Söldner der Wagner-Truppe dazu auf, ihren Chef festzunehmen. (sda/dpa)
Prigoschon versucht sich jetzt mit der Einkesselung des Hauptquartiers der russischen Armee für den Süden, Munition zu sichern, falls reguläre Truppen den Befehl bekommen, Wagner anzugreifen.
Falls das eintrifft, sollte die Ukraine Kapital daraus schlagen können.
Wagner würde dann nicht mehr gegen die Ukraine, sondern nur noch gegen russische Einheiten kämpfen.