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Wagnerchef Prigoschin tobt: «Werden aufwachen und Krim ist ukrainisch»

In this handout image taken from a video released by Prigozhin Press Service on Friday, May 12, 2023, head of Wagner Group Yevgeny Prigozhin makes a video statement from an unknown location. In a vide ...
Jewgeni Prigoschin erhebt in einer Audio-Nachricht in seinem Telegram-Kanal schwere Vorwürfe gegen die russische Militärführung.Bild: keystone

Wagner-Chef Prigoschin wütet gegen Kreml: «Werden aufwachen und Krim ist ukrainisch»

22.06.2023, 16:4923.06.2023, 13:31
Laura Czypull / watson.de
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Dass der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, die Militärführung kritisiert, ist nichts Neues. Seit Wochen, gar Monaten, schiesst er auch immer wieder direkt Richtung Putin.

Die Gruppe Wagner ist für die schmutzigeren Geschäfte Russlands zuständig. Zwar bestreitet der Kreml nach wie vor, etwas mit den Machenschaften der Söldner zu tun zu haben, Prigoschin wird allerdings auch als «Putins Koch» bezeichnet.

So gab es beispielsweise die militärische Operation «Fleischwolf» in der lang umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Dort verloren auch zahlreiche russische Soldaten ihr Leben.

Russian President Vladimir Putin attends a cabinet meeting via videoconference in Moscow, Russia, Wednesday, June 21, 2023. (Gavriil Grigorov, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
Putin muss sich von Prigoschin immer wieder Kritik anhören.Bild: keystone

Den Namen brachte ihm allerdings eine Firma ein, die auch das Catering im Kreml betreibt: Concord Management and Consulting Group. Über deren Account stellt Prigoschin immer wieder Videos und Audio-Nachrichten auf Telegram online.

Prigoschin machte jüngst den Kreml dafür verantwortlich, dass ihm die Söldner ausgingen und Munition fehle.

In einem Video stand er dabei vor einem Berg an Leichen, auf die er zwischendrin immer wieder zeigte, um zu verdeutlichen, was das Problem sei.

In einer Audio-Nachricht auf Telegram legte Prigoschin nun noch einmal nach und zielte bis nach ganz oben.

Prigoschin warnt vor Verlust der Krim – und attackiert Schoigu

Kaum ein Tag vergeht aktuell, an dem Prigoschin nicht gegen den Kreml wettert – besonders seit der durch ihn erklärten Einnahme von Bachmut Mitte Mai.

Jetzt wirft der Wagner-Chef der Militärführung allerdings vor, die russischen Verluste mit Absicht zu verbergen, und warnt eindringlich davor, dass Russland die Krim verlieren könnte.

Die ukrainische Halbinsel Krim wurde 2014 von Russland annektiert und später entgegen international geltender Regeln ins eigene Staatsgebiet eingegliedert.

«Wenn die Dinge so weitergehen, werden die Russen eines Tages aufwachen und die Krim ist ukrainisch», sagte Prigoschin in der Audio-Nachricht. «Wenn das so weitergeht, werden wir ohne das Wichtigste dastehen – ohne Russland.»

Die Audio-Nachricht wurde als Reaktion auf eine Anfrage der Redaktion des russischen Portals «Mos.News» auf Telegram veröffentlicht. «Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Anna Malyar sagte heute, die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte verlaufe ‹nach Plan›. Bitte kommentieren Sie ihre Worte», heisst es darin.

Der Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko, meint, Prigoschin sei wegen der Situation an der Front in Panik.

Prigoschin geht in seiner vierminütigen Audio-Nachricht noch einen Schritt weiter und attackiert die Militärführung direkt. Er wirft dem Kreml vor, das Volk zu belügen, vor allem, was den Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive angeht.

«Sie belügen das Volk», sagte er erbost. Die Ukraine hatte vor kurzem ihre lang erwartete und viel diskutierte Gegenoffensive im Süden und Osten der Ukraine gestartet. Putin tat diese als Fehlschlag ab und erinnerte wiederholt daran, dass bei seinen eigenen Truppen alles nach Plan verlaufe.

Dem russischen Verteidigungsministerium um Sergei Schoigu wirft Prigoschin indes Untätigkeit vor. Er erinnerte in der Nachricht an die toten Matrosen des Kreuzers Moskwa, den Russland im letzten Frühjahr verloren hat. Diese habe Schoigu im Stich gelassen. Das Schiff war eines von Putins Flaggschiffen – sein Untergang ein schwerer Rückschlag.

Sichtbare Sanktionen wegen Prigoschins Hasstiraden auf den Kreml blieben bisher offenbar aus. Doch laut Gerashchenko hat es in den vergangenen Tagen ein Treffen zwischen Putin und Prigoschin gegeben. Darin soll der russische Machthaber dem Söldner-Chef verdeutlicht haben, dass er sich Schoigu unterordnen solle. Allerdings lassen sich diese Informationen nicht unabhängig überprüfen.

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Interessierter
22.06.2023 17:49registriert Juni 2016
Er kann ins Bett gehen und die Krim ist ukrainisch. Die Krim war vor 2014 ukrainisch und nur die Tatsache, dass Russland die Krim überfallen und annektiert hat, macht diese längst noch nicht Russisch.
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Grobianismus
22.06.2023 17:00registriert Februar 2022
Wäre wünschenswert, wenn sich die russische Führung gegenseitig zerfleischt und den Krieg wegen internen Streitigkeiten vernachlassen würde. Leider gibt es auch immer die Möglichkeit, dass ein Hardliner folgen könnte.
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dega
22.06.2023 19:13registriert Mai 2021
Die Krim IST ukrainisch! Sie wurde überfallen und gestohlen.
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