Der oberste russische Militärchef, Sergei Schoigu, und der mächtigste russische Söldner-Anführer, Jewgeni Prigoschin, tragen seit Tagen in der Öffentlichkeit eine Fehde aus: Das Verteidigungsministerium will die Wagner-Söldner unter seine Kontrolle stellen. Doch Prigoschin will nicht.
Nun hat Putin verlautbaren lassen, dass er voll und ganz hinter den Forderungen Schoigus stehe. In einer Rede vor einer Gruppe von Kriegsbefürwortern sagte der russische Präsident am Dienstag, er begrüsse die Initiative von Verteidigungsminister Schoigu, Söldnergruppen zur Unterzeichnung von Verträgen mit dem Ministerium zu zwingen.
Die Anweisung Schoigus, dass alle Freiwilligeneinheiten bis Ende Monat Verträge mit seinem Ministerium zu unterzeichnen hätten, wurde im Vorfeld als Versuch gewertet, Prigoschin zu zügeln. Doch dieser blieb unbeeindruckt uns sagte: «Wagner wird keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen.» Er fügte hinzu, dass er glaube, dass der russische Präsident einen «Kompromiss» für Wagner finden werde.
Der «Guardian» schreibt, dass die ausdrückliche Unterstützung Putins für Schoigus Sache den Wagner-Chef in die «prekärste Lage seit Beginn der Invasion gebracht» habe. Dara Massicot, eine leitende Politikforscherin der Rand Corporation, sagte gegenüber der britischen Zeitung:
Prigoschin habe sich mittlerweile als populistische und elitenfeindliche Persönlichkeit kultiviert, wie der «Guardian» weiter schreibt. Und Prigoschins Bekanntheit sei ein Problem für Putin. Doch, dass der Präsident sich klar hinter seinen Verteidigungsminister stelle, sei ein Zeichen gegen Prigoschin, so Beobachter. Allerdings sei es viel zu früh, um über Prigoschins Sturz zu spekulieren, so der «Guardian». Denn Putin würde immer wieder verschiedenen Fraktionen gegeneinander ausspielen.
So sagte Putin am Dienstag auch: «Zu Beginn der speziellen Militäroperation haben wir schnell festgestellt, dass die ‹Teppichgeneräle› [...] nicht effektiv sind, um es gelinde auszudrücken.» (yam)
Der grosse Schoigu weiss genau, dass er auf den kleinen Ex-Hotdog-Verkäufer angewiesen ist und wird Kompromisse eingehen müssen. Prigoschin hat noch nicht alle Pfeile verschossen, mit denen er Schoigu weh tun kann.