International
Russland

Schoigu will Wagner-Söldner Vertrag aufzwingen – Putin legt nach

Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin/Yevgeni Prigozhin berichtet von der Front.
Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin.Bild: telegram/orkestra_wagner

Schoigu will Wagner-Söldner Vertrag aufzwingen – Putin legt nach

15.06.2023, 15:40
Mehr «International»

Der oberste russische Militärchef, Sergei Schoigu, und der mächtigste russische Söldner-Anführer, Jewgeni Prigoschin, tragen seit Tagen in der Öffentlichkeit eine Fehde aus: Das Verteidigungsministerium will die Wagner-Söldner unter seine Kontrolle stellen. Doch Prigoschin will nicht.

Nun hat Putin verlautbaren lassen, dass er voll und ganz hinter den Forderungen Schoigus stehe. In einer Rede vor einer Gruppe von Kriegsbefürwortern sagte der russische Präsident am Dienstag, er begrüsse die Initiative von Verteidigungsminister Schoigu, Söldnergruppen zur Unterzeichnung von Verträgen mit dem Ministerium zu zwingen.

«Dies muss geschehen, und zwar so schnell wie möglich.»
This photo taken and released by Russian Defense Ministry Press Service on Thursday, June 8, 2023, Russian Defense Minister Sergei Shoigu inspects the preparation of equipment and weapons for shipment ...
Sergei Schoigu.Bild: keystone

Die Anweisung Schoigus, dass alle Freiwilligeneinheiten bis Ende Monat Verträge mit seinem Ministerium zu unterzeichnen hätten, wurde im Vorfeld als Versuch gewertet, Prigoschin zu zügeln. Doch dieser blieb unbeeindruckt uns sagte: «Wagner wird keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen.» Er fügte hinzu, dass er glaube, dass der russische Präsident einen «Kompromiss» für Wagner finden werde.

Der «Guardian» schreibt, dass die ausdrückliche Unterstützung Putins für Schoigus Sache den Wagner-Chef in die «prekärste Lage seit Beginn der Invasion gebracht» habe. Dara Massicot, eine leitende Politikforscherin der Rand Corporation, sagte gegenüber der britischen Zeitung:

«Schoigu hat Prigoschin mehr oder weniger Schachmatt gesetzt. Wenn Wagner nicht innerhalb weniger Wochen einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnet, könnte der Staat Wagner die Unterstützung entziehen oder sogar rechtliche Schritte einleiten.»

Prigoschin habe sich mittlerweile als populistische und elitenfeindliche Persönlichkeit kultiviert, wie der «Guardian» weiter schreibt. Und Prigoschins Bekanntheit sei ein Problem für Putin. Doch, dass der Präsident sich klar hinter seinen Verteidigungsminister stelle, sei ein Zeichen gegen Prigoschin, so Beobachter. Allerdings sei es viel zu früh, um über Prigoschins Sturz zu spekulieren, so der «Guardian». Denn Putin würde immer wieder verschiedenen Fraktionen gegeneinander ausspielen.

So sagte Putin am Dienstag auch: «Zu Beginn der speziellen Militäroperation haben wir schnell festgestellt, dass die ‹Teppichgeneräle› [...] nicht effektiv sind, um es gelinde auszudrücken.» (yam)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
32 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
RuZzophob
15.06.2023 16:09registriert Oktober 2022
Je nach dem wie die nächsten Tage/Wochen laufen können sich die Russen schlichtweg nicht erlauben auf die Wagner Kämpfer zu verzichten. Darum glaube ich kaum das konkret etwas getan wird um sie zum unterschreiben zu zwingen.
382
Melden
Zum Kommentar
avatar
ChriLu14
15.06.2023 18:57registriert Mai 2022
Na ja - da kann der Prigoschin ja noch im Sudan um Asyl ansuchen und sich in einer Hütte im Busch verstecken - da gibts auch keine Balkone oder hohe Fenster ..
361
Melden
Zum Kommentar
avatar
frank frei
15.06.2023 18:21registriert September 2018
Schoigu will Prigoschin in einen Vertrag zwingen? So einfach ist das nicht. Prigoschin könnte z.B. androhen, seine Söldner ganz aus der Ukraine abzuziehen, um sich auf Afrika (z.B. Zentralafrikanische Republik) zu konzentrieren. Der afrikanische "Markt" ist sowieso viel weniger riskant, als der ukrainische und wirft sehr guten Profit ab (z.B. Diamanten).

Der grosse Schoigu weiss genau, dass er auf den kleinen Ex-Hotdog-Verkäufer angewiesen ist und wird Kompromisse eingehen müssen. Prigoschin hat noch nicht alle Pfeile verschossen, mit denen er Schoigu weh tun kann.
242
Melden
Zum Kommentar
32
FBI-Direktor Wray will bald Amt niederlegen

Der Direktor der amerikanischen Bundespolizei FBI, Christopher Wray, will mit dem Ende der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden ebenfalls sein Amt niederlegen. Das teilte das US-Justizministerium in Washington mit.

Zur Story