Die andauernden Handelsstreitigkeiten von US-Präsident Donald Trump haben Folgen auch in der Schweiz. Auf der Hitliste der Länder, mit denen mehr Freihandel begrüssenswert wäre, sind die USA auf dem drittletzten Platz.
Dies geht aus einer Online-Umfrage des Dachverbands des hiesigen Handels, Handel Schweiz, bei gut 1000 Personen hervor. Lediglich 57 Prozent der Befragten würden mehr Freihandel mit den USA begrüssen. Schlechter schneiden nur China ab mit einer Zustimmungsrate von 54 Prozent und die Türkei (39%).
«Das ist die direkte Auswirkung der Politik Trumps», sagte Handel-Schweiz-Direktor Kaspar Engeli am Dienstag vor den Medien in Zürich. Der US-Präsident liegt mit den grossen Wirtschaftsmächten China und EU im Dauerkonflikt. Washington und Peking haben sich gegenseitig mit Strafzöllen überzogen.
«Wir finden es richtig, dass die Schweiz bei der Welthandelsorganisation (WTO) neben der EU und China gegen die von Präsident Trump verhängten Zölle auf den Import von Stahl und Aluminium geklagt hat», sagte Engeli. Die Schweiz als Drittland sei von internationalen Entwicklungen extrem betroffen und brauche zum Beispiel die Schutzmassnahmen beim Stahl.
Dennoch forderte Handel Schweiz erneut ein Freihandelsabkommen der Schweiz mit den USA. Denn wenn die EU ein solches Abkommen mit den USA abschliessen würde, käme die Schweizer Wirtschaft ins Hintertreffen.
«Wir hatten 2006 ein unterschriftsreifes Abkommen mit den USA, das die Schweiz wegen Agrarfragen zurückgezogen hat. Das darf nicht ein zweites Mal passieren», sagte Engeli.
Ganz oben auf der Liste als beliebtestes Land für mehr Freihandel stehen Deutschland (91 Prozent), Australien und Japan (je 89 Prozent). Dahinter folgen Frankreich (85%) und Grossbritannien (83%) sowie die EU (80%).
Insgesamt befürworten 80 Prozent der im September befragten Personen mehr Freihandelsabkommen. Etwa zwei Drittel sehen einen solchen Vertrag mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten positiv. Das geplante Freihandelsabkommen mit dem Mercosur stosse somit in der Schweiz auf mehr Zustimmung als erwartet, sagte Engeli.
Diese Staaten seien protektionistisch und hätten hohe Zölle von bis zu 35 Prozent. Wenn die EU vor der Schweiz mit dem Mercosur ein Freihandelsabkommen abschliessen würde, würde dies die Schweizer Maschinenindustrie hart treffen. Denn ihre Hauptkonkurrenten kämen aus Baden-Württemberg.
Wenn die Schweizer Maschinenbauer 20 Prozent Importzölle in Brasilien zahlen müssten und die deutschen Konkurrenten nicht mehr, wären die Schweizer weg vom Fenster, sagte Engeli. «Und das nur wegen ein paar Rindsfilets aus Südamerika», sagte der Direktor von Handel Schweiz im Hinblick auf den Widerstand der Schweizer Bauern gegen ein Freihandelsabkommen mit dem Mercosur. (awp/sda)