International
Ukraine

Putin: «Wenn Europa kämpfen will, ist Russland bereit»

epaselect epa12564804 Russian President Vladimir Putin speaks to the media after attending a plenary session of the 16th VTB Investment Forum 'Russia Calling!' in Moscow, Russia, 02 December ...
Bild: keystone

Putin: «Wenn Europa kämpfen will, ist Russland bereit»

02.12.2025, 19:5502.12.2025, 20:22

Der russische Präsident Wladimir Putin hat in Moskau mit US-Vertretern über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs verhandelt. Unmittelbar zuvor drohte er mit scharfen Worten der Ukraine – und auch ihren Unterstützern in Europa. Wenn Europa kämpfen wolle und damit beginne, sei Russland sofort dazu bereit, sagte er.

«Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen, das habe ich schon 100 Mal gesagt. Aber wenn Europa wiederum kämpfen will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit»
Wladimir Putin

An dem Treffen im Kreml nahmen der US-Sondergesandte Steve Witkoff sowie der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, teil. Putin kritisierte vor Journalisten die Änderungen, die auf Drängen der Europäer in Trumps ursprünglichen 28-Punkte-Friedensplan aufgenommen wurden. Die Vorschläge Europas zielten darauf, den Friedensprozess zu blockieren, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge.

Russland sei bereit, die Europäer an Verhandlungen zu beteiligen. Dazu müssten sie aber die Realitäten auf dem Schlachtfeld in der Ukraine anerkennen. «Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen, das habe ich schon 100 Mal gesagt. Aber wenn Europa wiederum kämpfen will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit», sagte er.

Russische Soldaten im Donbass: Die Ukraine steht im Krieg mit Russland unter massivem Druck.
Russische Soldaten im DonbassBild: IMAGO/Sergey Bobylev/imago-images-bilder

Moskau verlangt den gesamten Donbass

Die EU-Staaten haben mit Blick auf Trumps Plan mehrfach deutlich gemacht, dass sie eine gewaltsame Verschiebung von Grenzen in Europa nicht akzeptieren werden. Nur die Ukraine könne über ihre Gebiete entscheiden. Putin verlangt für einen Frieden unter anderem, dass die Ukraine den Donbass kampflos aufgibt. Das lehnt Kiew kategorisch ab.

Um das Bild vom militärisch überlegenen Russland zu untermauern, hatte der Kreml am Montag verkündet, die seit über einem Jahr umkämpfte Stadt Pokrowsk sei vollständig erobert worden. Dies wurde vom ukrainischen Generalstab in Kiew dementiert. Auch Beobachter im US-Institut für Kriegsstudien (ISW) blieben zunächst skeptisch. Dagegen blieben Putin und die Militärführung bei ihrer Darstellung. Der Kremlchef bot Journalisten an, sich selbst ein Bild von der Lage in Pokrowsk zu machen.

Putin: Könnten Ukraine vom Meer abschneiden

Nach Angriffen auf russische Tanker und Schiffe, die russisch kontrollierte Häfen anlaufen, drohte Putin der Ukraine mit harten Reaktionen. «Wir weiten unsere Angriffe auf Hafenanlagen und Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, aus», kündigte der Kremlchef an. Als äusserste Massnahme drohte er damit, die Ukraine vom Meer abzuschneiden.

A Ukrainian serviceman of Military Naval Forces stands on a boat during patrol over Black Sea coast line of Odesa region, Ukraine, on March 27, 2025. (AP Photo/Evgeniy Maloletka)
Russia Ukraine War
Ein ukrainischer Soldat der Marine am 27. März 2025.Bild: keystone

Putin bezeichnete die Angriffe in neutralen Gewässern als Piraterie und lastete sie direkt den ukrainischen Streitkräften an. «Wenn sich das fortsetzt, dann ziehen wir Gegenmassnahmen in Betracht gegen Schiffe aus Ländern, die der Ukraine bei diesen Akten der Piraterie helfen», sagte Putin. In den vergangenen Tagen waren zwei Tanker der sogenannten russischen Schattenflotte im Schwarzen Meer mit Seedrohnen angegriffen worden.

Ein Friedensplan mit vielen Überarbeitungen

Witkoff und Kushner sollten im Kreml den derzeitigen Friedensplan der USA für ein Kriegsende vorstellen. Dessen genauer Inhalt ist öffentlich nicht bekannt. Der Ende November publik gewordene Plan hat aber in den vergangenen Tagen verschiedene Änderungen durchlaufen, weil für die Ukraine wie für die europäischen Staaten viele anfängliche Vorschläge nicht annehmbar waren.

epa12565010 US Presidential Envoy Steve Witkoff (L) and Trump's son-in-law Jared Kushner (R) meet with Russian President Vladimir Putin (not pictured) at the Kremlin in Moscow, Russia, 02 Decembe ...
Der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff (links) und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner.Bild: keystone

Vor dem Treffen im Kreml führte der russische Unterhändler Kirill Dmitrijew die amerikanischen Gäste über den Roten Platz, wie ein Video der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zeigte. Auf einer anderen Aufnahme war zu sehen, dass die drei Männer ein feines Restaurant in Blickweite des Bolschoi Theaters besuchten.

Trump: Wir zahlen nichts mehr im Ukraine-Krieg

Trump kommentierte die Friedensgespräche bei einer Sitzung seines Kabinetts in Washington. «Wie Sie wissen, haben wir ein Problem mit einem Krieg, das unsere Leute gerade mit Russland und der Ukraine zu lösen versuchen», sagte er und nutzte die Gelegenheit, seinen Kurswechsel in der Ukraine-Politik zu betonen: Die USA seien nicht mehr finanziell im Ukraine-Krieg engagiert. Sein Vorgänger Joe Biden dagegen habe Milliarden Dollar «wie Süssigkeiten» verteilt. «Ich verschenke nichts», sagte Trump. Nun kauften die Europäer Waffen in den USA, um sie an die Ukraine weiterzugeben.

Selenskyj betont notwendige Sicherheitsgarantien

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj besuchte unterdessen Irland. Er warte auf die Ergebnisse der russisch-amerikanischen Gespräche in Moskau und sei auf alles vorbereitet, sagte er laut Übersetzer in Dublin. Sollte es die Chance für eine schnelle, umfassende Lösung geben, werde auf höchster Ebene weiterverhandelt. Auch auf ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump sei er vorbereitet. Der Staatschef schloss aber nicht aus, dass kein Durchbruch erzielt werde.

Selenski in seiner Videoansprache vom 21.11.25
Wolodymyr Selenskyj fordert weiter Sicherheitsgarantien.Bild: sc/x.com

Selenskyj wiederholte die Forderung nach Sicherheitsgarantien für einen langen Zeitraum. «Wir müssen den Krieg so beenden, dass Russland nicht innerhalb eines Jahres mit der dritten Invasion in zehn Jahren zurückkehrt», sagte er. «Sie haben ihr Ziel, unseren Staat zu besetzen, nicht erreicht.» Am Montag hatte Selenskyj Paris besucht.

100 Millionen Euro aus Schweden gegen ukrainischen Winter

Schweden greift der von Russland angegriffenen Ukraine vor dem Winter mit einem weiteren Hilfspaket unter die Arme. Die Unterstützung sei für zivile Zwecke bestimmt und habe einen Umfang von mehr als 1,1 Milliarden schwedischen Kronen, teilte die Regierung in Stockholm mit. Umgerechnet sind das rund 101 Millionen Euro.

«Wir müssen den Krieg so beenden, dass Russland nicht innerhalb eines Jahres mit der dritten Invasion in zehn Jahren zurückkehrt»
Wolodymyr Selenskyj

Damit soll der akute Bedarf des Landes vor und während des Winters gedeckt werden. Es geht um Energieversorgung, um Reparaturen und den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur. Schweden zählt wie die weiteren nordischen Länder zu den stärksten Unterstützern der Ukraine, die sich seit Februar 2022 gegen eine russische Invasion zur Wehr setzt. (sda/dpa/val)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So leidet die russische Bevölkerung unter dem Ukraine-Krieg
1 / 13
So leidet die russische Bevölkerung unter dem Ukraine-Krieg
1. Rationierte NahrungsmittelViele Russen decken sich aufgrund der unsicheren Lage mit größeren Mengen an Lebensmitteln ein. Zudem erklärt der Kreml, hätten einzelne Personen tonnenweise Nahrungsmittel erstanden ...
quelle: keystone / anatoly maltsev
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
96 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Poly Tick
02.12.2025 20:03registriert Oktober 2023
Aus meiner Sicht bleibt es dabei: Putins Russland und seine Leistungsfähigkeit ist mehr Wunsch als Realität und die effektive Kampfstärke seiner Armee lässt sich am besten an den militärischen Erfolgen seit 2022 ersehen.... etwas mehr als nichts. Worin er wirklich gut ist, ist das Führen eines hybriden Krieges, mit dem er Unsicherheit uns Angst schürt...
16013
Melden
Zum Kommentar
avatar
Firefly
02.12.2025 20:29registriert April 2016
"Aber wenn Europa wiederum kämpfen will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit"

Ähh Russland kämpft ja bereits, hat bereits mehrfach damit angefangen.

Oder meint der Putin, dass er bereit wäre selber zu kämpfen?
13810
Melden
Zum Kommentar
avatar
mrmikech
02.12.2025 20:21registriert Juni 2016
Die russischen Löhne sind um 16–42 % eingebrochen, die Wirtschaft leidet schwer. Putin hat einen Grossteil des Volksvermögens für den Krieg ausgegeben. Klar, er gehört immer noch zu den reichsten Menschen der Welt – aber das ist die Zeit, in der wir leben: Die Superreichen haben jedes Gefühl für Rationalität und Verantwortung verloren und leben in ihrer narzisstischen, megalomanen Blase. Wie am Vorabend der Französischen Revolution eigentlich...
12511
Melden
Zum Kommentar
96
Ex-Prinz Andrew erhält wohl keine Entschädigung für Auszug
Der im Epstein-Skandal zum Bürger degradierte britische Ex-Prinz Andrew wird voraussichtlich keine Entschädigung für den Auszug aus seinem Luxusanwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor erhalten. Das geht aus einer Antwort des die Immobilien verwaltenden «Crown Estate» an den Parlamentsausschuss für öffentliche Haushaltsführung hervor. Den Auszug hatte König Charles III. angeordnet.
Zur Story