Der Startschuss ist gefallen. Etwas mehr als die Hälfte von Donald Trumps Amtszeit ist vorbei und nun bringen sich die ersten demokratischen Kandidaten in Stellung für die Wahlen 2020. Die ersten Vorwahlen finden am 3. Februar 2020 in Iowa statt. Doch bereits jetzt gilt es für die Kandidaten Aufmerksamkeit zu generieren, Netzwerke zu schmieden und Geld zu sammeln.
Kamala Harris hat ihre Bewerbung gestern Montag bekannt gegeben. Die 54-Jährige ist Senatorin aus dem US-Bundesstaat Kalifornien. Zuvor amtierte sie als Staatsanwältin. Die Tochter einer Tamilin und eines Jamaikaners gilt als progressiv und setzt sich etwa für eine liberale Einwanderungspolitik ein. In den ersten Umfragen liegt Harris noch etwas zurück, doch das dürfte sich ändern. Die Attribute sind einfach zu passend für die Demokratische Partei von heute: weiblich, schwarz, gebildet, check!
Elizabeth Warren gab ihr Interesse am Präsidentenamt an einem etwas unüblichen Datum bekannt: dem 31. Dezember. Noch am Abend des Jahreswechsels überraschte die 69-Jährige mit einem Instagram-Livestream. Die Senatorin aus dem Bundesstaat Massachusetts trank ein Bier und hielt einen lockeren Schwatz mit ihren Followern. Warren hat das Potenzial, viel Geld für ihre Kampagne zu sammeln, und ist deshalb eine sehr ernstzunehmende Kandidatin.
Kirsten Gillibrand hat ihre Kandidatur vergangene Woche in der Talkshow von Stephen Colbert bekannt gegeben. Die Senatorin aus New York gilt als scharfe Kritikerin von Präsident Trump. Die 52-Jährige will sich gegen sexuelle Gewalt an Frauen, für die Gesundheitsversorgung und gegen Korruption und Gier einsetzen. Allerdings hat Gillibrand zu Beginn ihrer Zeit im Kongress einige Male ziemlich konservativ abgestimmt, was sich nun als Bumerang herausstellen könnte.
Tulsi Gabbard wäre im Falle einer Wahl das jüngste Staatsoberhaupt der US-Geschichte. Die Abgeordnete aus Hawaii ist gerade mal 37 Jahre alt. In den Mittelpunkt ihrer Kampagne will die Hinduistin das Thema «Krieg und Frieden» stellen, wie sie vergangene Woche auf CNN verkündete. Sie selbst diente im Irakkrieg. Gabbard war allerdings 2017 in die Kritik geraten, als sie in Syrien Baschar al-Assad besuchte. Die Kriegsveteranin hat viel Boden gut zu machen.
Julian Castro ist sich bewusst, dass er (noch) nicht zu den Topfavoriten zählt. Doch der ehemalige Bürgermeister von San Antonio meinte vergangene Woche, als er seine Kandidatur bekannt gab: «Ich bin kein Spitzenreiter in diesem Rennen, aber ich war zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben Spitzenreiter.» Dennoch hat der 44-Jährige bisher eine erstaunliche politische Laufbahn hingelegt und gilt als einer der grossen Hoffnungsträger der Demokratischen Partei. Unter Barack Obama amtierte Castro als Wohnungsbauminister und ist somit mit dem Politbetrieb in Washington bestens bekannt.
John Delaney war der erste Demokrat, der seine Kandidatur bekannt gab. Das war bereits im Juli 2017. Seither reist der ehemalige Abgeordnete aus Maryland unermüdlich durchs Land und geht auf Stimmenfang. In Iowa, wo die ersten Vorwahlen stattfinden, hat der 55-Jährige bereits alle 99 Counties abgeklappert. Ob sich das Engagement bezahlt macht? Man wagt es zu bezweifeln.
Richard Ojeda stimmte bei den Wahlen 2016 für Donald Trump, bereute diesen Entscheid jedoch später. Seit Dezember 2016 gehörte der ehemalige Major dem Senat von West Virginia an. Von diesem Amt tritt der 48-Jährige nun aber zurück, um sich voll und ganz auf seine Präsidentschaftskandidatur zu konzentrieren, wie er auf Facebook bekannt gab. Das Abenteuer dürfte jedoch nur von kurzer Dauer sein.
Beto O'Rourke zählt spätestens seit den Midterms 2018 zu den absoluten Topshots der Demokratischen Partei. Der 46-Jährige verlangte in den Senatswahlen von seinem Gegner Ted Cruz alles ab und verpasste den Sieg im konservativen Texas nur knapp. Der dreifache Familienvater hat bisher noch keine Kandidatur bekannt gegeben. Wagt er den Schritt, könnte ihn das weit bringen. Viele Kommentatoren sehen in O'Rourke bereits den nächsten Obama.
Joe Biden hat als ehemaliger Vize-Präsident einen hohen Bekanntheitsgrad und liegt in den Umfragen deswegen vorne. Momentan sieht es so aus, als ob der 76-Jährige eine Kandidatur wagen wird, seine Chancen gegen Trump wären sicher vielversprechend. Doch will die Demokratische Partei tatsächlich mit einem alten, weissen Mann ins Rennen steigen?
Cory Booker ist seit 2013 Senator von New Jersey. Der 49-Jährige ist dank seiner Medienpräsenz aber weit über die Grenzen des Bundesstaates bekannt. Auf Twitter hat der Jurist bereits über vier Millionen Follower. In den wichtigen Staaten Iowa und New Hampshire hat Booker bereits viel Vorarbeit geleistet und wichtige Allianzen geschmiedet. Wird er bald seine Kandidatur bekannt geben?
Sherrod Brown hat vergangene Woche eine «Anhörungs-Tour» angekündigt. Der 66-Jährige will im Gespräch mit den Wählern heraushören, ob sich eine Kandidatur lohnen würde. Dafür reist der Senator zuerst durch seinen Heimatstaat Ohio, dann durch Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada. Eine Kampagne Browns müsste sicher ernst genommen werden, ist er doch ein Kandidat aus einem Swing State. Die Frage bleibt aber, ob er genügend Geld für einen durchschlagenden Wahlkampf sammeln kann.
Bernie Sanders war so etwas wie die tragische Figur der Wahlen 2016. Der 77-Jährige verlor die Vorwahlen gegen Hillary Clinton und viele mutmassten danach, dass er das Duell gegen Trump hätte für sich entscheiden können. Sanders hat eine grosse Fanbasis, vor allem auch unter jüngeren Wählern. Doch die Konkurrenz ist gross. Auch ein Beto O'Rourke oder eine Kamala Harris dürften bei den Jungen punkten. Zudem musste sich der Senator aus Vermont kürzlich für Missbrauchsfälle entschuldigen, die 2016 in seinem Kampagnen-Team offenbar vorgefallen waren. Wagt er dennoch eine erneute Kandidatur?
Amy Klobuchar wurde bei den Midterms 2018 mit einem überragenden Resultat in den Senat wiedergewählt. Ihren republikanischen Widersacher liess sie mit über 25 Prozentpunkten hinter sich. Und das im Bundesstaat Minnesota, den Hillary Clinton 2016 nur haarscharf gewinnen konnte. Klobuchar hat mit diesem Triumph bewiesen, dass sie einen effektiven Wahlkampf betreiben und Wechselwähler auf ihre Seite holen kann. Noch hat die 58-Jährige aber keine Kandidatur angekündigt.