Nach monatelangem diplomatischen Tauziehen war US-Pastors Andrew Brunson am Freitag freigelassen worden. Er reiste gleichentags aus der Türkei aus. Zwischengelandet war er auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz, wo er vom US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, empfangen worden war.
Brunson war im Oktober 2016 wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgenommen und später in Untersuchungshaft genommen worden. Ende Juli hatte ein Gericht die Haft in Hausarrest umgewandelt. Auch zwischen Deutschland und der Türkei hat die Inhaftierung von Bundesbürgern immer wieder zu schwerem Streit geführt.
Pastor Andrew Brunson: "Last night we arrived on a plane that @POTUS sent to take us from Turkey. And [@RichardGrenell] met us there at 1:30 in the morning, I couldn't believe it. And he had an American flag to give us...I kissed it." https://t.co/fAJKg7DyKv pic.twitter.com/JPLh84P5Qc
— Fox News (@FoxNews) 13. Oktober 2018
Die USA haben nach den Worten von Präsident Donald Trump keine Gegenleistung für die Freilassung von Brunson in der Türkei erbracht. «Ich mache keine Deals für Geiseln», schrieb Trump auf Twitter.
There was NO DEAL made with Turkey for the release and return of Pastor Andrew Brunson. I don’t make deals for hostages. There was, however, great appreciation on behalf of the United States, which will lead to good, perhaps great, relations between the United States & Turkey!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 13. Oktober 2018
«Es wurde kein Deal mit der Türkei für die Freilassung und Rückkehr von Pastor Andrew Brunson gemacht.» Bei einem Empfang Brunsons im Weissen Haus am Samstag bedankte sich Trump mehrfach beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. «Ich möchte Präsident Erdogan dafür danken, das ermöglicht zu haben», sagte er. «Es war nicht leicht, und es war für ihn nicht leicht.» Trump fügte hinzu: «Wir haben lange und hart verhandelt.»
Erdogan versuchte mit einem Tweet an Trump dem Eindruck entgegenzutreten, dass er auf den Gerichtsbeschluss zu Brunson Einfluss genommen haben könnte. Die türkische Justiz habe ihre Entscheidung auf unabhängige Weise getroffen, betonte Erdogan.
Sayın Başkan @realDonaldTrump, her zaman vurguladığım gibi Türk yargısı kararını bağımsız bir şekilde verdi. Umuyorum ki ABD ve Türkiye iki müttefike yakışır biçimde iş birliğine devam eder. PKK, DEAŞ ve FETÖ başta olmak üzere terör örgütlerine karşı ortak bir mücadele yürütür.
— Recep Tayyip Erdoğan (@RT_Erdogan) 13. Oktober 2018
Experten haben Zweifel an der Unabhängigkeit der türkischen Justiz. Ein Gericht in der westtürkischen Küstenmetropole Izmir hatte den Hausarrest und die Ausreisesperre Brunsons am Freitag aufgehoben.
Der Fall Brunson stand im Zentrum einer schweren Krise zwischen Washington und Ankara. Trump hatte im Zuge der Krise Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt und Strafzölle gegen die Türkei erhöht. Der US-Präsident hatte damit die Talfahrt der Landeswährung Lira noch einmal beschleunigt.
Trump sagte am Samstagabend (Ortszeit) bei einer Wahlkampfrede in Richmond im Bundesstaat Kentucky: «Wir werden jetzt wahrscheinlich eine fantastische Beziehung zur Türkei aufbauen.» Auch nach der Rückkehr Brunsons gibt es allerdings Streitpunkte zwischen Washington und Ankara: Der Nasa-Wissenschaftler Serkan Gölge – ein US-Staatsbürger – sowie einheimische Mitarbeiter von diplomatischen Vertretungen der USA sind weiterhin in der Türkei inhaftiert. Auf scharfe Kritik stösst ausserdem, dass das Nato-Mitglied Türkei mit Russland den Kauf von S-400-Flugabwehrraketen vereinbart hat.
Der US-Sender NBC hatte am Donnerstag von einer «geheimen Vereinbarung» berichtet, die den Weg für Brunsons Rückkehr in die USA ebne. Die USA hätten im Gegenzug zugesagt, wirtschaftlichen Druck von der Türkei zu nehmen. Das Aussenministerium in Washington hatte eine solche Vereinbarung nicht bestätigt.
Pastor Andrew Brunson hat bei seinem Empfang im Weissen Haus für US-Präsident Donald Trump gebetet. «Wir würden gerne für Sie beten», sagte Brunson am Samstag im Oval Office, wo Trump ihn nach seiner Rückkehr aus der Türkei empfing.
«Wir beten als Familie oft für Sie.» Trump entgegnete unter Gelächter der Anwesenden: «Ich brauche es wahrscheinlich mehr als jeder andere in diesem Raum.» Der Präsident fügte dann ernst hinzu: «Das wäre sehr schön, danke.»
In a meeting in the Oval Office, recently freed American Pastor Andrew Brunson and his wife prayed for President @realDonaldTrump. https://t.co/fAJKg7DyKv pic.twitter.com/3UYS8AdMjh
— Fox News (@FoxNews) 13. Oktober 2018
Brunson kniete vor Trump zum Gebet nieder und legte dem Präsidenten die linke Hand auf die Schulter. Dann betete er: «Oh Gott, ich bitte Dich, dass Du Deinen Heiligen Geist über Präsident Trump ergiesst. Dass Du ihm übernatürliche Weisheit gibst, um alle Pläne, die Du für dieses Land und für ihn hast zu erfüllen.»
Weiter betete der Pastor: «Ich bitte darum, dass Du ihm Weisheit gibst, wie er dieses Land zur Rechtschaffenheit führt. Ich bitte darum, dass Du ihm Beharrlichkeit, Ausdauer und Mut gibst, für die Wahrheit zu stehen. Ich bitte darum, dass Du ihn vor Verleumdung durch Feinde schützt, vor jenen, die unterhöhlen. Ich bitte darum, dass Du ihn zu einem grossen Segen für dieses Land machst.» (sda/dpa/vom)