In einer Bank im US-Bundesstaat Kentucky hat ein 25 Jahre alter Mann mit einem Sturmgewehr um sich geschossen, fünf Menschen getötet und weitere verletzt. Wie die Polizei in der Stadt Louisville mitteilte, starb der Schütze nach einem Schusswechsel mit der Polizei am Tatort. Der Mann war den Angaben zufolge ein Angestellter der Bank.
Seinen Angriff am Montagvormittag filmte er und übertrug ihn live ins Internet, wie die Chefin der örtlichen Polizei, Jacquelyn Gwinn-Villaroel, mitteilte. «Es ist besonders tragisch zu wissen, dass dieser Vorfall aufgenommen wurde», sagte sie. Die Polizei sei aber optimistisch, das Filmmaterial offline nehmen zu können. Gwinn-Villaroel sagte, nach bisherigen Ermittlungen habe der Schütze seine Waffe erst eine knappe Woche zuvor auf legale Weise gekauft. Die Polizei habe sein Zuhause durchsucht und mehrere «Gegenstände» gefunden. Details zu den Funden nannte sie zunächst nicht.
Der Vize-Polizeichef von Louisville, Paul Humphrey, sagte, Beamte seien bereits wenige Minuten nach dem Notruf am Tatort angekommen und dort auf den Schützen getroffen, der zu dem Zeitpunkt noch um sich gefeuert habe. Bei dem Schusswechsel mit ihm seien zwei Beamte verletzt worden. Nach Polizeiangaben lagen zwischen dem Beginn der Attacke und dem Tod des Schützen nur neun Minuten. Gwinn-Villaroel sagte, die Beamten hätten «rechtzeitig und schnell reagiert, und wir haben die Bedrohung gestoppt, so dass keine weiteren Opfer zu beklagen waren».
Unklar blieb zunächst, ob der Täter von der Polizei getötet wurde oder sich selbst erschoss. Bei den getöteten Opfern seiner Attacke handelt es sich laut Polizei um Männer und Frauen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren. Eine schwer verletzte Frau starb am Montagabend (Ortszeit) im Krankenhaus. Am Dienstag wurden noch vier Verletzte im Krankenhaus behandelt, zwei davon auf der Intensivstation. Drei andere konnten das Krankenhaus bereits verlassen. Einer der behandelnden Ärzte sagte, die medizinischen Teams hätten 170 Blutkonserven nutzen müssen zur Versorgung der Schusswunden.
Polizeichefin Gwinn-Villaroel sagte, einer der Schwerverletzten sei ein Polizist, dem während der Konfrontation mit dem Schützen in den Kopf geschossen worden sei. Es handle sich um einen 26 Jahre alten Mann, der erst kürzlich die Polizeiausbildung abgeschlossen habe. «Er befindet sich in einem kritischen, aber stabilen Zustand», sagte sie.
Für Mittwoch wurde eine Mahnwache in Louisville angesetzt. Der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear, sagte, er habe bei der Attacke selbst einen seiner engsten Freunde verloren. «Er ist einer der Menschen, mit denen ich am meisten gesprochen habe, und sehr selten haben wir über meinen Job gesprochen. Er war ein unglaublicher Freund», sagte der Gouverneur über den Getöteten.
Auch der Bürgermeister von Louisville, Craig Greenberg, gab an, er habe bei der Attacke einen Freund verloren. Er selbst habe im vergangenen Jahr eine Schiesserei überlebt, sagte Greenberg. Das Ausmass an Waffengewalt sei «mehr als entsetzlich». Allein in Louisville seien bereits in diesem Jahr 40 Menschen durch Waffengewalt gestorben, selbst am Montag sei unabhängig von der Attacke in der Bank in der Umgebung ein weiterer Mann erschossen worden. «Das passiert überall in Amerika.» Und es werde so weitergehen, bis sich etwas am Waffenrecht tue.
Die Vereinigten Staaten sind seit langem mit einem gewaltigen Ausmass an Waffengewalt konfrontiert. Amokläufe und tödliche Schiessereien gehören zum Alltag. Grössere Attacken dieser Art führen regelmässig zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts – bislang aber ohne jeden Erfolg. Schusswaffen sind in den USA leicht erhältlich.
US-Präsident Joe Biden forderte nach den Schüssen vom Montag einmal mehr eine Verschärfung der Waffengesetze im Land. «Zu viele Amerikaner bezahlen für den Preis der Untätigkeit mit ihrem Leben», teilte er am Montag mit. «Wann werden die Republikaner im Kongress handeln, um unsere Gemeinden zu schützen?»
Schon seine Vorgänger scheiterten in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem Versuch, das von parteipolitischen Gräben durchzogene Parlament zu einem Verbot von Sturmgewehren und zu anderen Schutzmassnahmen zu bewegen. Um sie durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten auf die Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen – doch die ist bei diesem Thema nicht in Sicht.
In den 90er Jahren wurde in den USA zwar ein Verbot von Sturmgewehren beschlossen, das allerdings nach zehn Jahren wieder auslief. Bemühungen um schärfere Waffengesetze und eine Neuauflage eines solchen Verbots laufen seit vielen Jahren ins Leere – vor allem, weil Republikaner dagegen sind. Und weil die Waffenlobby, vor allem die mächtige National Rifle Association (NRA), vehement jeden Versuch bekämpft, Waffenbesitz stärker zu regulieren. (sda/dpa)