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Villach: Essenslieferant wird bei Messerattacke zum Helden

People light candles at the site of stabbing a day after an attack that left a 14-year-old dead and five others injured, in Villach, Austria, Sunday, Feb. 16, 2025. (AP Photo/Darko Bandic)
Villach: Trauernde Personen am Tatort des Messerangriffs.Bild: keystone

Attentat in Villach: Essenslieferant aus Syrien wird bei Messerattacke zum Helden

Der Attentäter von Villach soll sich der Terrormiliz IS verschworen haben. Es hätte noch weit schlimmer kommen können, wenn nicht ein anderer Syrer sofort eingegriffen hätte.
17.02.2025, 08:4617.02.2025, 12:19
Matti Hartmann / t-online
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t-online

Nach dem tödlichen Messerangriff in Villach spricht Österreichs Innenminister Gerhard Karner von einem «islamistischen Anschlag mit IS-Bezug». Wie die österreichische Tageszeitung «Der Standard» berichtete, soll der Verdächtige, ein 23 Jahre alter Syrer, einen Treueschwur auf den IS oder eine andere jihadistische Organisation geleistet haben.

Laut «Kronen Zeitung» fanden Ermittler an seinem Wohnsitz eine IS-Flagge. Der 23-Jährige habe sich über TikTok radikalisiert, wo er diversen islamistischen Predigern gefolgt sei.

Am Samstag hatte der Angreifer gegen 16 Uhr in der Villacher Innenstadt ein Klappmesser mit zehn Zentimeter langer Klinge gezückt und war damit laut Polizei offenbar wahllos auf Passanten losgegangen. Dabei rief er Zeugen zufolge «Allahu Akbar» (Gott ist gross).

Ein 14 Jahre alter Junge starb, fünf weitere Menschen wurden verletzt. Drei von ihnen so schwer, dass sie jetzt auf der Intensivstation behandelt werden.

«Ich bin mit dem Auto einfach losgefahren»

Es sieht so aus, als hätte alles noch viel schlimmer kommen können – wenn nicht ein anderer Syrer schnell und beherzt eingegriffen hätte. Er habe zwei am Boden liegende Menschen gesehen und «viel Blut», sagte Allaaeddin Alhalabi österreichischen Medien. Da habe er nicht lange nachgedacht, sondern sofort reagiert.

Am Samstagnachmittag war Alhalabi demnach gerade dabei gewesen, mit einem Auto Essen in Villach auszuliefern. Der 42-Jährige drückte aufs Gas und zielte auf den Angreifer: «Ich bin mit dem Auto einfach losgefahren und habe ihn frontal erwischt», erzählte er hinterher. Laut Polizei rettete er damit womöglich Menschenleben.

«Der Junge, der dort am Boden gelegen ist ...»

Die Leute am Tatort hielten ihn in all dem Chaos allerdings zunächst für einen weiteren Attentäter. «Sie dachte, ich würde mit dem Auto auf Menschen losfahren», sagte Alhalabi. «Es brach Angst bei den Menschen aus. Sie gingen auf mich los und schlugen das Fenster ein.»

Über seine Motivation sagte der 42-Jährige, er lebe seit neun Jahren mit seiner Familie in der Stadt, Villach habe ihm viel gegeben. Vor allem aber: «Ich habe sehr an meine Kinder gedacht. Der Junge, der dort am Boden gelegen ist, hat ja auch Eltern, einen Vater und eine Mutter, das war sehr schlimm für mich.»

Trauernder Vater: «Ich liebe dich, mein Engel»

Der Vater des getöteten Jungen schrieb unterdessen bei Facebook: «Papa vermisst dich! Ich liebe dich, mein Engel.»

Allaaeddin Alhalabi hofft nun, dass die Bürger von Villach die Tat seines Landmannes nicht allen anderen Syrern zur Last legen. «Natürlich habe ich jetzt Sorge, dass die Menschen Schlechtes über uns denken», sagte er. «Aber wir sind nicht so. Er ist nur einer von tausenden Syrern in Österreich. Ich wünsche mir sehr, dass die Leute sehen, dass wir einfach hier sind, um mit unseren Kindern und Familien in Ruhe zu leben.»

Verwendete Quellen:

  • kleinezeitung.at: "Essenslieferant stoppte den Messerangreifer in Villach"
  • derstandard.at: "Messerangriff in Villach 'islamistischer Anschlag mit IS-Bezug'"
  • 5min.at: "Villach: IS Terrormotiv vermutet ++ Familie: 'Ich liebe dich mein Engel'"
  • 5min.at: "Held des Tages: Er stoppte den Villacher Messerangreifer"
  • krone.at: "Villach-Attentäter radikalisierte sich auf TikTok"
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und AFP
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