Masken, Mützen, Uniformjacke: Das Video beginnt wie irgendein bedrohliches Machwerk von islamistischen Fanatikern. Aber dann – doch sehen Sie selbst:
Der dschihadbärtige Sprecher begrüsst zuerst die «muslimischen Brüder und Schwestern da draussen» sowie die Ungläubigen und stellt dann auf Dänisch fest: «Wir Muslime leben seit über 30 Jahren in diesem Land!» Man sei «Pakis», «Einwanderer», «Gastarbeiter» und Immigranten der «ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften Generation» genannt worden.
«Ihr habt Angst vor uns!», folgert er. «Ihr wollt nicht mit uns sprechen. Ihr habt Angst, mit uns zu interagieren.» Davon habe man genug, sagt der Mann. «Darum gehen wir dieses Jahr auf die Strasse, um ...» – nun folgt die überraschende Wende – «... allen ‹Frohe Weihnachten› zu wünschen!»
Die Aktion der jungen Muslime dürfte in Dänemark positiv aufgenommen werden, denn das Verhältnis zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit war in der Vergangenheit nicht immer ungetrübt. Vor zwei Jahren hatte ein Streit zwischen muslimischen und christlichen Bewohnern einer Wohnanlage über einen Weihnachtsbaum international Schlagzeilen gemacht.
Vor allem aber dürften die Geschehnisse um die Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung, die vor neun Jahren die islamische Welt in Rage versetzten, den meisten Dänen noch ungut in Erinnerung sein.
Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei («Dansk Folkeparti», DF) hält denn auch als drittstärkste Partei 22 von 179 Sitzen im dänischen Parlament. Bei der Europawahl 2014 wurde sie mit einem Stimmenanteil von knapp 27 Prozent sogar stärkste politische Kraft in dem skandinavischen Land.