Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) verurteilt die Aktion des Theaters Neumarkt gegen SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel. Sie überschreite die rote Linie und sei geschmacklos, sagte Mauch am Mittwoch im Gemeinderat.
Ihrer Meinung nach handle es sich um «schlechte Satire», sagte Mauch und betonte, dass Kunst manchmal auch schlecht sei. Sie werde die Aktion im Verwaltungsrat des Theaters thematisieren.
Mauch sagte aber auch, dass die Stadt die künstlerische Freiheit der von ihr subventionierten Institutionen respektiere. Die Subventionen für das Theater Neumarkt seien vom Parlament beschlossen. Es wäre falsch, deshalb jetzt eine politische Debatte zu führen.
Das Theater Neumarkt will mit seiner Aktion «Schweiz entköppeln» für eine Performance vom 18. März werben. Gemäss dem Programm soll dabei ein «erfahrener Exorzist» Köppel vom Geist Julius Streichers befreien, der in Nazideutschland das antisemitische Blatt «Der Stürmer» herausgegeben hatte. Von diesem sei der SVP-Nationalrat eindeutig besessen, heisst es in der Ankündigung im Internet.
Über die Website kann Köppel verflucht werden: So kann dem Nationalrat beispielsweise ein Autounfall oder die Krankheit Ebola gewünscht werden.
Die FDP und die SVP der Stadt Zürich reagierten mit scharfen Worten auf die angekündigte Aktion des subventionierten Theaters. Diese sei an «dumpfer Primitivität nicht mehr zu übertreffen», heisst es in einer Stellungnahme der SVP. Das Ganze müsse personelle Konsequenzen haben – auf allen Ebenen.
Die FDP zeigte sich empört über die «niveaulose Aktion». Damit überschreite das Theater Neumarkt eine rote Linie auf der persönlichen Ebene. Eine kontraproduktivere Aktion sei kaum vorstellbar. Die FDP forderte Stadtpräsidentin Corine Mauch dazu auf, diese Aktion sofort zu stoppen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Theater Neumarkt mit Köppel beschäftigt. 2013 inszenierte Regisseur Milo Rau während drei Tagen einen öffentlichen Gerichtsprozess gegen den «Weltwoche»-Chef. Köppel wurden unter anderem «Panikmache, Diffamierung und Rassendiskriminierung» vorgeworfen. Der fiktive Prozess endete damals mit einem Freispruch. (wst/sda)