Ich war kein Fernsehkind. Meine TV-Zeit war streng limitiert, denn draussen gab es genug, um sich zu beschäftigen. Das war natürlich auch gut so. Dennoch habe ich während meiner Laufbahn als Kind die eine oder andere Serie oft genug gesehen, um sie in mein Herz zu schliessen.
In meiner Kindheit waren Disney-Serien, die auf den bekannten Trickfilmen basierten, ein Riesending. «Timon & Pumbaa», «Aladdin», «Die Gummibärenbande» oder «Chip und Chap – Die Ritter des Rechts». Sie alle waren toll, aber die allerliebste war mir «Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew».
Damals war das schlicht das Allertollste, das ich mir vorstellen konnte: eines Tages hinter dem Steuerknüppel eines Flugzeugs zu sitzen.
Mein Lieblingscharakter bei Käpt'n Balou war allerdings nicht der Pilot Balu, sondern Wildkatz. Kein anderer Charakter war so cool drauf wie der verpeilte Mechaniker, der selbst in den grössten Stresssituationen ruhig blieb und schlussendlich alles wieder hinkriegte. Dass seine Coolness in solchen Situationen eher daher kam, dass er gar nicht realisiert hat, wie ernst die Lage ist, hat mich dabei nie gestört.
Genervt hat dafür Rebecca Cunningham. Immer hatte die irgendetwas zu nörgeln. Immer! Mach dies, mach das, hört endlich auf damit! Wieso konnte diese Spassbremse nicht einfach mal die Klappe halten?
Aus heutiger Sicht ist mir natürlich klar, dass Rebecca ziemlich arm dran war. Sie musste nicht nur das ganze Unternehmen leiten, sondern auch immer hinter dem Chaospiloten Balu aufräumen (im wörtlichen und übertragenen Sinne).
Von daher: Es tut mir Leid, Rebecca, dass ich dich jahrelang verunglimpft habe. Heute fühle ich mit dir!
Was für ein bescheuerter Trickfilm war denn bitte «Die Biber Brüder»? Zumindest auf den ersten Blick. So kam es dann auch, dass ich die zwei Nagetiere zuerst eigentlich gar nicht mochte. Doch irgendwie haben es die beiden geschafft, mich zu bekehren, und so zähle ich die Serie heute zu meinen liebsten Kindersendungen. Vielleicht lag es ja daran, dass ich mich selbst in einer ähnlichen Situation wiederfand. (An alle Witzbolde: Nein, ich bin kein Biber, aber ich habe genau einen Bruder).
Natürlich war ich immer auf der Seite von Daggett, dem naiven jüngeren Biber, der von seinem Bruder stets ausgenutzt wurde. Irgendwie hab ich mich einfach schon immer auf die Seite der Verlierertypen und Aussenseiter geschlagen.
Vielleicht hat mich aber auch einfach das coole Leben, das die beiden Biber geführt haben, so fasziniert. Wer hätte nicht gerne mit seinem Bruder in einer riesigen Bude gewohnt und den ganzen Tag Unfug getrieben das gemacht, wonach ihm der Sinn steht?
Was ich an der Serie ebenfalls geliebt habe, war ihr absolut abgedrehter Humor. Beispielsweise die Rohrpost, durch die selbst die riesigsten Pakete passten und Pakete bereits Sekunden nach der Bestellung eintrafen.
Und natürlich war da auch noch der allerbeste Freund der zwei Brüder: Stumpf. Dieser war genau das, was sein Name vermuten lässt: ein Baumstumpf. Obwohl Stumpf weder redete, noch sich von selbst bewegen konnte, war man nie ganz sicher, ob er nicht doch irgendwie lebt.
Aus heutiger Sicht betrachtet waren die beiden Biberbrüder wohl einfach verrückt. Das macht die zwei aber höchstens noch liebenswerter.
Die Erinnerungen an diese Serie sind durch den Nebel der Zeit nicht mehr so klar erkennbar wie bei anderen Serien. Dennoch weiss ich genau, dass ich diesen Anime immer geguckt habe, wenn er denn gerade lief.
Tsubasa und seine Fussballfreunde waren einfach so cool – und wie die Fussball spielen konnten! Dabei hatten die Dinge, die die Spieler in der Serie auf dem Platz veranstalteten, herzlich wenig mit echtem Fussball zu tun: Da wurden schon einmal halbe Turnübungen abgehalten, um den Ball Richtung Tor zu befördern.
Und auch der Ball erreichte häufig solch krasse Geschwindigkeiten, dass er anfing zu glühen und wie ein Komet einen Schweif hinter sich herzog. Natürlich hielt das Tornetz derartigen Geschossen nie stand und zerriss. Niemals zuvor und danach hatte eine Fussballserie so einen hohen Verschleiss an Tornetzen.
Wie bei vielen Animes zu dieser Zeit wurden einzelne Szenen scheinbar unendlich in die Länge gezogen, sodass eine einzige Episode sich schon mal um einen einzigen Angriff drehen konnte. Aus heutiger Sicht ist das erzählerisch ziemlich langweilig, aber als Kind: BOAH!!!
Ach, wie habe ich Malcolm und seine Chaosfamilie geliebt. Vier Brüder (aus denen später sogar fünf wurden), welche so verschieden waren und doch durch eines vereint wurden: Streiche und den ewigen Kampf gegen ihre Mutter Lois. Dabei war sie die Einzige, die mit ihrer rabiaten Strenge dafür gesorgt hat, dass die Familie nicht völlig ausser Kontrolle gerät.
Selbst die Nebencharaktere waren in dieser Serie einfach wundervoll geschrieben und nicht einfach nur Lückenfüller. Wer erinnert sich nicht gerne an den Ladenleiter Craig Feldspar, der heimlich in Lois verliebt war?
Oder wie wäre es mit Ida Welker, die bösartige Mutter von Lois, die es schaffte, selbst den kleinsten Funken Hoffnung zu zerstören?
Und dann wäre da natürlich noch Stevie, der beste Freund von Malcolm, der wegen seiner Erkrankung, für
jeden
Satz
eine
Ewig-
keit
gebraucht
hat.
Aber wisst ihr, wer für mich der wahre Star von «Malcolm mittendrin» war? Hal! Ich habe ihn geliebt! Warum? Weil er als vermeintliches Familienoberhaupt der grösste Chaot von allen war. Aber nie auf eine bösartige Weise, sondern immer liebevoll und oft auch sehr naiv. Er war der Gegenpol zu Lois, der schlussendlich doch weich wurde oder einfach mal ein Auge zudrückte.
Die Highlights waren für mich immer die kleinen Kämpfe, die Hal in seinem Alltag auszufechten hatte. Erinnert ihr euch noch, als Hal dachte, er werde von einer Biene verfolgt? Wie grossartig, als am Schluss alles in einem klischeehaften Action-Showdown inklusive Verfolgungsjagd auf der Strasse endete!
Oder als Hal eine unbeaufsichtigte Strassenwalze entdeckte und dann süchtig danach wurde, Dinge plattzuwalzen.
Mensch, bei Hal wurde sogar eine langweilige Sportart wie Gehen zu einem hochspannenden Action-Drama!
«Malcolm mittendrin» hat mich nicht nur wunderbar unterhalten, sondern mir auch die eine oder andere Lektion fürs Leben mitgegeben. Danke dafür!
Hach, Wickie. Wie toll habe ich diesen kleinen Schisser gefunden. Gab es irgendjemanden, der nicht gerne wie der schüchterne Häuptlingssohn mit den genialen Ideen sein wollte? Immer wieder hat er den Erwachsenen aus der Klemme geholfen und damit einem Wunsch jedes Kindes Ausdruck verliehen: Dass Erwachsene einen ernst nehmen.
Aber es war nicht nur Wickie, der mir ans Herz wuchs, sondern die ganze verschrobene Mannschaft. Ich war entzückt, wollte Harfe spielen und ausgefeilte Pläne aushecken.
Wickie war dabei nicht nur inhaltlich liebevoll erzählt, sondern auch visuell und akustisch. Der Trickfilm hatte einen unverkennbaren zeichnerischen Stil, der weder dem japanischen Trickfilm zuzuordnen war noch dem amerikanischen. Dabei war Wickie eigentlich schon ein Anime, auch wenn er im Auftrag des deutschen Fernsehens produziert wurde. Und die Soundkulisse, die die Figuren teilweise mit scheinbar völlig unpassenden Geräuschen untermalte, finde ich bis heute toll.
Genial waren auch die Wölfe, vor welchen Wickie sich so sehr fürchtete. Ihre ungelenke Gangart und der leicht bekloppte Gesichtsausdruck zaubern mir noch immer ein Grinsen ins bärtige Gesicht.
Einzig, dass Wickie in einer neuen 3D-Version daherkommt, ist für mich ein kleiner Wermutstropfen. Aber vielleicht werden die heutigen Kinder eines Tages genauso auf den 3D-Wickie zurückblicken wie ich heute auf die 70er-Jahre-Version.
santa's little helper
Kyle C.
Don Huber