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Alkoholverbot auf Mallorca: Bilanz nach ersten Tagen am Ballermann

PLAYA DE PALMA, SPAIN - October 14, 2019: Logo of famous pub and partyhall `Bierkönig` at `Schinkenstraße` on Mallorca.
Das Logo des wahrscheinlich berühmtesten Lokals im Party-Viertel Platja de Palma. Bild: imago-images.de

Alkoholverbot auf Mallorca: Das ist die Bilanz nach den ersten Tagen (am Ballermann)

Seit Samstag herrscht auf den Strassen und an den Stränden von Mallorcas grösster Partyzone ein striktes Alkoholverbot. Eine erste Bilanz aus der No-go-Area für Schnapsdrosseln.
16.05.2024, 10:3416.05.2024, 15:04
Ein Artikel von
t-online

Für viele deutsche Mallorca-Touristen klang es wie der Filmtitel eines Horrorstreifens: «Alkoholverbot am Ballermann». Die Balearen-Regierung hat hart durchgegriffen und am vergangenen Wochenende die sogenannten Benimmregeln verschärft.

Seitdem gilt: Wer künftig am Strand an der Playa de Palma, in den Strassen rund um den «Bierkönig» oder den «Megapark» oder auch in der britischen Partyhochburg Magaluf mit einer offenen Bierdose oder Schnapsflasche in der Hand erwischt wird, riskiert ein Bussgeld in Höhe von bis zu 1500 Euro. Theoretisch.

Wo ist das Problem?

Noch ist nicht klar, wie die Polizei die neue Massnahme überhaupt umsetzen will. Ein Sprecher der Ortspolizei bestätigte am Dienstag der «Mallorca Zeitung», dass die Polizisten derzeit noch nach den «alten» Regeln verfahren und nur eingreifen, wenn sich Betrunkene auf der Strasse daneben benehmen.

«Die Polizei von Palma hat bislang keine Anweisungen erhalten, wie die neue Verordnung umzusetzen ist.»
Polizei-Sprecher

Wer in Ruhe ein Bier am Strand trinkt, muss daher bislang noch keine Angst vor einem Bussgeld haben.

Was sagen die Beizer und Hoteliers?

Der Präsident des Hotelierverbandes an der Playa de Palma, Pedro Marin, ist dennoch zufrieden: «Jahrelang haben wir darauf hingewiesen, dass das Problem das Saufen auf der Strasse ist. Endlich hat man uns erhört», sagt Marin, der auch Gründungsmitglied der Initiative «Palma Beach» ist, die sich für mehr Urlaubs-Niveau am Ballermann einsetzt.

Ganz neu ist das Alkoholverbot nicht. Doch die bisherigen Massnahmen fruchteten nie. So waren bislang die sogenannten «Botellóns» verboten, die berüchtigten Trinkgelage in der Gruppe; wobei aber nirgends definiert war, ab wann eine Menschenansammlung eine Gruppe bildet. Damals wie heute ist die Masse der grosse Vorteil der Touristen und zugleich die Hürde für die Polizei.

Kneipenbesitzerin Beatrice Ciccardini schätzt deren Möglichkeiten gering ein: «Was wollen die Polizisten machen? Es gibt nicht einen, der nicht auf der Strasse Alkohol trinkt», sagt die Schweizerin, die die Kneipe «Zur Krone» in unmittelbarer Nähe zum legendären «Balneario 6» betreibt.

Sie hat bislang kaum Polizei am Strand gesehen. «Es haben weiter alle Leute die Bierdosen dabei. Viele Urlauber wissen doch auch gar nichts von der neuen Regel.»

Ciccardini gehört zu den Urgesteinen der Playa de Palma und hat zur Popularität des Ballermanns beigetragen. Früher war sie für die Buchungen der Künstler im «Oberbayern» zuständig. Die Schweizerin sagt:

«Eigentlich wollte ich auf Mallorca meinen Lebensabend verbringen. Doch seit Corona übertreiben es die Urlauber völlig. Es wird jedes Jahr schlimmer. Es ist schon wieder alles schmutzig, alles vollgekotzt, alles vollge... – wie immer. Ich denke bereits darüber nach, ob ich nicht doch wegziehe.»

Und wie reagieren die Ballermann-Fans?

Die deutschen Touristen selbst fühlen sich zu Unrecht stigmatisiert. Der Vorsitzende des deutschlandweiten Vereins «Trinkbruderschaft Suffgeschwader», auf der Insel als «Marcus Aurelius» bekannt wie ein bunter Hund, hält gar nichts von der neuen Vorordnung: «Das ist politischer Aktionismus. Die Probleme liegen klar woanders und sind offensichtlich.»

Der Berliner meint den illegalen Strassenverkauf, kriminelle Hütchenspieler und andere Nepper sowie die sogenannten «Klauhuren»: Taschendiebinnen, die angeheiterte Touristen anflirten, Sex versprechen und ihnen dann das Geld buchstäblich aus der Tasche ziehen.

Gegen sie tue die Polizei weit weniger als gegen die bierseligen Gäste, so «Marcus Aurelius»:

«Wir haben es am Männertag als Gruppe schon erlebt, dass uns die Polizei unsere alkoholischen Getränke wegnahm. Dabei bringen wir Urlauber Geld auf die Insel, und 99,9 Prozent von uns benehmen sich auch unter Alkoholeinfluss gut.»

Nicht wenige behaupten nun, künftig lieber woanders Ferien machen zu wollen. Sollen sie halt gehen, meint Hotelier Marin: «Auf die Saufköpfe verzichte ich gerne. Die will hier keiner sehen.»

Mehrere Partyzonen betroffen
Das neue Dekret untersagt den öffentlichen Alkoholkonsum in verschiedenen Partyzonen auf den Inseln Mallorca und Ibiza, wie der «Spiegel» schreibt. Und: «Die Strafen für Menschen, die sich nicht daran halten, sollen wehtun: 500 bis 1500 Euro soll es kosten, etwa mit offener Bierdose am Strand oder auf öffentlichen Plätzen erwischt zu werden.» Dabei sei ganz egal, es sich um Touristen oder Einheimische handle.

Sogenannte Partyboote dürften sich den entsprechenden Zonen nur bis auf eine Seemeile (1,85 Kilometer) nähern. Passagiere dürfen in diesen Bereichen nicht an oder von Bord gehen.

Die strenger regulierten Zonen beschränken sich vor allem auf die deutsche Urlauberhochburg Playa de Palma und das bei Briten beliebte Magaluf. Auf Ibiza sei Sant Antoni de Portmany betroffen.

Quellen

(t-online/dsc)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bob Loud
16.05.2024 10:54registriert Februar 2024
Zuerst "Die deutschen Touristen selbst fühlen sich zu Unrecht stigmatisiert." dann "Der Vorsitzende des deutschlandweiten Vereins «Trinkbruderschaft Suffgeschwader»". Genau mein Humor :-)
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Bruins
16.05.2024 10:53registriert November 2021
Wenn man denkt man hat schon alles gesehen und gehört im Leben und dann das: „ Der Vorsitzende des deutschlandweiten Vereins «Trinkbruderschaft Suffgeschwader»
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Tsherish De Love aka Flachzange
16.05.2024 10:57registriert September 2020
"99,9 Prozent von uns benehmen sich auch unter Alkoholeinfluss gut."

Dann wäre aber nicht alle vollgekotzt und vollgesch....
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