Alkoholverbot auf Mallorca: Das ist die Bilanz nach den ersten Tagen (am Ballermann)
Für viele deutsche Mallorca-Touristen klang es wie der Filmtitel eines Horrorstreifens: «Alkoholverbot am Ballermann». Die Balearen-Regierung hat hart durchgegriffen und am vergangenen Wochenende die sogenannten Benimmregeln verschärft.
Seitdem gilt: Wer künftig am Strand an der Playa de Palma, in den Strassen rund um den «Bierkönig» oder den «Megapark» oder auch in der britischen Partyhochburg Magaluf mit einer offenen Bierdose oder Schnapsflasche in der Hand erwischt wird, riskiert ein Bussgeld in Höhe von bis zu 1500 Euro. Theoretisch.
Wo ist das Problem?
Noch ist nicht klar, wie die Polizei die neue Massnahme überhaupt umsetzen will. Ein Sprecher der Ortspolizei bestätigte am Dienstag der «Mallorca Zeitung», dass die Polizisten derzeit noch nach den «alten» Regeln verfahren und nur eingreifen, wenn sich Betrunkene auf der Strasse daneben benehmen.
Wer in Ruhe ein Bier am Strand trinkt, muss daher bislang noch keine Angst vor einem Bussgeld haben.
Was sagen die Beizer und Hoteliers?
Der Präsident des Hotelierverbandes an der Playa de Palma, Pedro Marin, ist dennoch zufrieden: «Jahrelang haben wir darauf hingewiesen, dass das Problem das Saufen auf der Strasse ist. Endlich hat man uns erhört», sagt Marin, der auch Gründungsmitglied der Initiative «Palma Beach» ist, die sich für mehr Urlaubs-Niveau am Ballermann einsetzt.
Ganz neu ist das Alkoholverbot nicht. Doch die bisherigen Massnahmen fruchteten nie. So waren bislang die sogenannten «Botellóns» verboten, die berüchtigten Trinkgelage in der Gruppe; wobei aber nirgends definiert war, ab wann eine Menschenansammlung eine Gruppe bildet. Damals wie heute ist die Masse der grosse Vorteil der Touristen und zugleich die Hürde für die Polizei.
Kneipenbesitzerin Beatrice Ciccardini schätzt deren Möglichkeiten gering ein: «Was wollen die Polizisten machen? Es gibt nicht einen, der nicht auf der Strasse Alkohol trinkt», sagt die Schweizerin, die die Kneipe «Zur Krone» in unmittelbarer Nähe zum legendären «Balneario 6» betreibt.
Sie hat bislang kaum Polizei am Strand gesehen. «Es haben weiter alle Leute die Bierdosen dabei. Viele Urlauber wissen doch auch gar nichts von der neuen Regel.»
Ciccardini gehört zu den Urgesteinen der Playa de Palma und hat zur Popularität des Ballermanns beigetragen. Früher war sie für die Buchungen der Künstler im «Oberbayern» zuständig. Die Schweizerin sagt:
Und wie reagieren die Ballermann-Fans?
Die deutschen Touristen selbst fühlen sich zu Unrecht stigmatisiert. Der Vorsitzende des deutschlandweiten Vereins «Trinkbruderschaft Suffgeschwader», auf der Insel als «Marcus Aurelius» bekannt wie ein bunter Hund, hält gar nichts von der neuen Vorordnung: «Das ist politischer Aktionismus. Die Probleme liegen klar woanders und sind offensichtlich.»
Der Berliner meint den illegalen Strassenverkauf, kriminelle Hütchenspieler und andere Nepper sowie die sogenannten «Klauhuren»: Taschendiebinnen, die angeheiterte Touristen anflirten, Sex versprechen und ihnen dann das Geld buchstäblich aus der Tasche ziehen.
Gegen sie tue die Polizei weit weniger als gegen die bierseligen Gäste, so «Marcus Aurelius»:
Nicht wenige behaupten nun, künftig lieber woanders Ferien machen zu wollen. Sollen sie halt gehen, meint Hotelier Marin: «Auf die Saufköpfe verzichte ich gerne. Die will hier keiner sehen.»
Sogenannte Partyboote dürften sich den entsprechenden Zonen nur bis auf eine Seemeile (1,85 Kilometer) nähern. Passagiere dürfen in diesen Bereichen nicht an oder von Bord gehen.
Die strenger regulierten Zonen beschränken sich vor allem auf die deutsche Urlauberhochburg Playa de Palma und das bei Briten beliebte Magaluf. Auf Ibiza sei Sant Antoni de Portmany betroffen.
Quellen
- Beobachtungen und Interviews in Palma de Mallorca
- mallorcazeitung.es: Alkoholverbot am Strand: Ortspolizei an der Playa de Palma sieht das nicht so eng
(t-online/dsc)