Der ESC-Buzz hält an. Nebst der Begeisterung über Nemos Sieg sind spannende Fragen zur Austragung 2025 dazugekommen: Wo die Sause stattfinden könnte etwa (setz dich wieder hin, St.Gallen). Oder: Wer finanziert das Ganze? Und: Wer könnte so einen Mega-Event überhaupt moderieren?
Die letzte Frage stellte watson der Userschaft – und eine Favoritin war schnell ermittelt: Für Mona Vetsch wäre es «eine grosse Ehre, den ESC zu moderieren».
Gleichzeitig hat sie aber «Zweifel daran, dass es so weit kommen wird» – womit sie sich einiges kritischer zeigt als grosse Teile der einheimischen Presse oder des Publikums.
Inmitten des Siegestaumels sieht man sich in der Medienlandschaft um und kommt zum vorschnellen Schluss, dass die beliebtesten Moderatorinnen und Moderatoren des Landes logischerweise die beste Wahl für den Job wären.
Dies ist ein Trugschluss. Inländische Bekanntheit ist unwichtig. Die Kriterien für eine Eurovision-Moderation sind komplett anders als für «SRF bi de Lüt». Ein Moderator, der in der Schweiz vielleicht aufgrund seiner Bodenständigkeit beliebt ist, könnte just aus diesem Grund bei Resteuropa als holziger Langweiler durchfallen.
Hier sind Fähigkeiten gefragt, die ausserhalb des Anforderungskatalogs einer SRF-Sendung liegen. Perfekte Englischkenntnisse, natürlich. Aber solche, die über das blosse Beherrschen der Sprache gehen. Blitzschnell einen Witz erkennen und diesen kontern müsste man können etwa. Ach, das mit dem Tempo ist ohnehin so'ne Sache. Wer regelmässig ausländisches TV schaut, merkt erst, wie langsam und bedächtig die eidgenössische Unterhaltungskultur unterwegs ist.
Hey, habt ihr gesehen, wie lustig die schwedischen Pausenshows waren heuer? Habt ihr gesehen, wie souverän «Game of Thrones»-Star Hannah Waddingham letztes Jahr den Laden geschmissen hat? Die Latte ist nun mal hoch angesetzt.
Hier braucht es jemanden mit internationalem Format. Noch besser, jemanden, von dem der eine oder andere Zuschauer im Ausland auch schon mal gehört hat. Infrage kommen deshalb eigentlich nur:
Michelle Hunziker und Trevor Noah.
Jaja – Halbschweizer Trevor Noah hat noch nie in der Schweiz gelebt, und auch Michelle Hunziker ist kulturell mehr italienisch als helvetisch, doch dies ist absolut egal. Beide haben jahrzehntelange Erfahrung mit Shows vor einem internationalen Millionenpublikum; beide sind charmant, witzig, schnell und wissen, wie man sich auf einer grossen Bühne bewegt. Hey, Trevor Noah kann sowohl einen US-Präsidenten interviewen als auch eine Stand-up-Show schmeissen.
Ja, die beiden könnten einen Schweizer Eurovision Song Contest moderieren.
Und unsere Monas und Hazels und Svens und Christas bekämen die zahlreichen witzigen Nebenrollen (da gibt's ja einiges – Backstage-, Aussenmoderation usw.). Das gäbe eine Hammer-ESC-Show.
Ansonsten bleibt der Schweiz, die ewige alte Leier auszupacken: Heidi-Berge-Käse-Kühe-Schoggi. Vorhersehbarkeit hat auch ihre Vorzüge.