Musig im Pflegidach

Melissa Aldana @ Musig im Pflegidach, Muri

Melissa Aldana @ Musig im Pflegidach, Muri

Sternenglanz am Jazz-Himmel: Melissa Aldana begeistert mit ‚12 Stars‘-Performance

Diese Sonntagnacht war von Klängen des Alls erfüllt. Die Grammy-nominierte Saxofonistin und Komponistin Melissa Aldana entführte uns mit ihrer fesselnden Aufführung im Pflegidach Muri in die Galaxie von ‚12 Stars‘. Wie umhüllt von Sternenstaub, wurden wir von ihrer Melodie hypnotisiert. Wir wurden auf eine himmlische Reise durch die Klanglandschaften von Aldana und ihrer Band mitgenommen. Ihre Performance lag jenseits der üblichen musikalischen Grenzen.
20.02.2024, 07:3601.03.2024, 13:36
Sarah gehriger
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Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

ie Saxophonistin Melissa Aldana kommt ursprünglich aus Santiago de Chile und lebt momentan in New York. Ihre musikalischen Träume lebt sie in den USA sowie auf Tour durch die ganze Welt aus. Die Tenorsaxophonistin stammt von einer Musikerfamilie; ihr Vater, Marcos Aldana, ist ebenfalls prominenter Saxophonist in Chile, wie es auch ihr Grossvater war. Alle drei begannen sie bereits in Kindertagen das Saxophon zu spielen. Durch das Aufwachsen in einer Musikerfamilie wurde Melissa inspiriert und ihr Vater wurde ihr grosses Vorbild. Mit ihrem Album ‚12 stars‘ markierte sie ihr Debüt auf Blue Note Records, dem König der Jazz-Labels.

Melissa Aldana ist eine wichtige Stimme im Jazz. Ihr Konzert im Pflegidach Muri diente auch der Verfilmung ihres Promotionvideos für Blue Note Records. Für eine 35-jährige Tenorsaxophonistin ist das eine ausserordentlich beeindruckende Leistung. Die Jazzmusikerin verriet, dass es für sie eine grosse Ehre ist, da sie mit Jazzmusik von Blue Note Records aufgewachsen ist und die Zusammenarbeit daher einen emotionalen Wert für sie hat. Ihre aktuelle Tour brachte sie direkt von Polen zu uns in die Schweiz. An ihrer Seite Lage Lund (g), der bemerkenswerte Gitarrist, Pablo Menares, der am Bass auftrat, und Kush Abadey am Schlagzeug. Gleich als die Band mit einem grossen Applaus auf der Bühne begrüsst wurde, sah man ihnen die Freude ins Gesicht geschrieben. Mit einem Lächeln heisst uns Aldana willkommen und stellte mit Stolz ihre Band vor. Mit dem ersten Stück „Falling“ aus dem Album „12 stars“ wird klar, dass ein unvergesslicher Abend beginnt. Die Euphorie der ganzen Band war spürbar. Das Publikum wurde direkt in ihren Bann gezogen und genoss das Spektakel in vollen Zügen.

Hinweis
Die Autorin ist Schülerin an der Kantonsschule Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schülerinnen und Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.

Vom Tiefpunkt zum Höhepunkt

Im intimen Ambiente des Pflegidachs Muri brachte uns die Bandleaderin nicht nur ihre bewundernswerte musikalische Bandbreite näher, sondern ermöglichte uns eine tiefe Verbindung zu ihrer persönlichen Geschichte. Durch spielerische Melodien, hervorgehoben durch kontrastreiche Töne ihres Saxophones, erzählte sie uns ihre Geschichte. Zur Entstehung des Albums erzählte Aldana, dass für sie die Welt zusammenbrach, aufgrund der Pandemie und zusätzlich einer schwierigen Trennung. Sie fing an, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen. Dies war begünstigt durch die Isolation der Pandemie. Aldana erlernte das Verbundensein mit sich und ihren Unvollkommenheiten, wie sie der Presse sagte: Embracing everything I hear, everything I play — even mistakes — is more meaningful than perfection. („Ich akzeptiere alles, was ich höre, alles, was ich spiele – selbst Fehler – das ist bedeutender als Perfektion“) Mit diesem Wandel fand die Grammy-nomminierte Saxophonistin einen Weg zurück ins Licht, mit dem absoluten Hit-Album „12 stars“. Die leidenschaftliche Musikerin stand eine harte Zeit durch und blühte in Kreativität auf. Auch auf der Bühne spürte man die Flut von Emotionen, die hinter ihren Kompositionen steckt. Sie lässt ihr Publikum fühlen, dass diese Tiefgründigkeit ihrer Musik etwas Aussergewöhnliches ist. Mit jedem Lied steigerte sie die Stimmung im Saal. Sie schaffte eine Atmosphäre, in der das Publikum mitfühlen konnte und ebenfalls erstrahlte.

Melissa Aldana - "The Solitary Seeker" @ musig im pflegidach, Muri

Jenseits der Grenzen

Die Band überzeugte mit einem beeindruckend harmonischen Zusammenspiel, was sicher auch der langjährigen Zusammenarbeit zu verdanken ist. Durch die eingespielte Einheit gelang es ihnen, musikalische Momente intuitiv zu gestalten und wohl auch improvisierte künstlerische Entscheidungen zu treffen. Diese starke emotionale Symbiose spiegelte sich deutlich in ihrem Auftritt wider und zeigte Profis am Werk. Auch mit zahlreichen Kameras auf sie gerichtet, verloren sie keine Sekunde den Fokus. Aldanas künstlerische Partnerschaften, insbesondere mit ihrem Gitarristen Lage Lund, basierend auf ihren Talenten und Fähigkeiten, führen zu den wunderbaren Kompositionen ihrer bewegenden Musik. Die Künstlerin lobte während der Performance immer wieder ihre Band und das Publikum klatschte und jubelte begeistert.

Im Männerclub des Jazz

Als weibliche Saxophonistin, in der männerdominierten Jazz-Industrie, war Aldana ständig Herausforderungen ausgesetzt. Wo Frauen oft unterrepräsentiert sind, schaffte sie es mit ihrem Talent gleichwohl, sich einen Namen zu machen. Deshalb ist die Bedeutung ihres Erfolgs als Frau noch höher zu werten. Mit ihrem Talent versetzte sie auch das Publikum im Pflegidach Muri ins Staunen. Ihre Virtuosität auf dem Tenorsaxophon zeigte sie z.B. gekonnt in den schwierigen Höhenlagen. Ihr Können, diese herausfordernden Passagen mit Ausdruck zu spielen, ist nicht nur ihrem Talent zu verdanken. Dahihnter steckt tägliches, beharrliches Training. Doch Aldana findet nicht, dass sich das Saxophonspielen wie harte Arbeit anfühlt. Sie empfindet eher das Reisen auf Tour als anstrengend, weil dies den grössten Teil ihrer Zeit einnimmt. Doch ihre Reisen brachten sie zu uns, zum Glück.

Einblick ins Neue und Rückblick ins Alte

„Today we’re going to be giving you a glimpse of the next album“ (Heute geben wir euch einen Einblick ins neue Album), kündigte Aldana voller Vorfreude zu Beginn der Show an. So wurden dem Publikum eine Vielfalt von Liedern präsentiert, von ihrem alten, ihrem aktuellen und ihrem unveröffentlichten neuen Album. Das Publikum wurde Zeuge ihrer bemerkenswerten musikalischen Entwicklung, von den Wurzeln bis zu den Sternen, die nun in ihrem aktuellen Album ’12 stars’ erstrahlen. Die Bühne wurde zum Schauplatz der Erinnerungen, als die Band mit einem Lied aus einem alten Album beginnt. Beinahe nahtlos geht die Band über zu einem Lied aus Aldanas aktuellem Album ‚12 stars‘. Das Publikum lauschte gebannt. Besonders aufregend war der Moment, als Aldana ein Lied ankündigte aus einem unveröffentlichten Album. Das Publikum hörte aufmerksam und voller Erwartungen zu. Natürlich enttäuschte Aldana nicht und lieferte einen perfekten Einblick in ihre zukünftige Arbeit. Die Zuhörer*innen waren sprachlos, und mit einem Jubelruf von Stephan Diethelm wurde ein lauter Applaus ausgelöst. Es herrschte eine einzigartige Balance zwischen vertrauten Melodien und noch fremden, aber fesselnden Harmonien. Gäste reisten von überall an, um dieses Talent live zu erleben. Ihre musikalische Entfaltung wirkte wie ein Aufeinandertreffen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch nach dem letzten Lied hatten die Besucher*innen vom Pflegidach Muri nicht genug und klatschten begeistert für eine Zugabe. Ein unvergesslicher Abend im Pflegidach Muri ging mit ihrem letzten Lied „O Jos de Chile“ aus dem Album ’12 stars‘ zu Ende. Melissa Aldana brachte die Herzen im Freiamt zum Leuchten.

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quelle: patrick britschgi
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