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Big Oil weiss schon lange vom Klimawandel – und hat bewusst getäuscht

Wie «Big Oil» jahrzehntelang bewusst getäuscht hat – und es noch immer tut

02.05.2024, 18:2602.05.2024, 19:18
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Öl- und Gaskonzerne sollen jahrzehntelang Zweifel über die Gefahren fossiler Brennstoffe gesät haben, wie Experten und demokratische Abgeordnete am Mittwoch im US-Kapitol aussagten.

Am Dienstag wurde ein Report veröffentlicht, der demonstriere, wie die Ölkonzerne von einer Strategie der Leugnung des Klimawandels zu «Täuschung, Desinformation und Doppelzüngigkeit» übergegangen seien. Dies berichtet der britische «Guardian».

Der Report stützt sich auf hunderte Dokumente, die zeigen, wie Ölkonzerne daran arbeiteten, ihr Image zu beschönigen, während sie hinter den Kulissen die Klimapolitik bekämpften.

FILE -- In this Sept. 30, 2015, file photo, oil pumps work in the desert oil fields of Sakhir, Bahrain. Russia’s energy minister, Alexander Novak, said, Tuesday, Feb. 16, 2016, that it has agreed with ...
Ölkonzerne sollen jahrzehntelang verheimlicht haben, wie schädlich ihr Businessmodell ist. (Symbolbild)Bild: AP/AP
«Big Oil musste von der Leugnung zur Doppelzüngigkeit übergehen.»
Sheldon Whitehouse, Demokrat aus Rhode Island

Der demokratische Abgeordnete Jamie Raskin sagte dazu, es komme immer wieder vor, dass «Unternehmensvertreter hinter verschlossenen Türen die erschreckende Realität ihres Geschäftsmodells zugeben», aber dann in der Öffentlichkeit etwas ganz anderes, «Falsches und Beschwichtigendes» sagen.

Unternehmensvertreter geben hinter verschlossenen Türen die erschreckende Realität ihres Geschäftsmodells zu, sagen aber der Öffentlichkeit etwas ganz anderes, Falsches und Beschwichtigendes."

«Immer und immer wieder kommt es vor, dass die grössten Öl- und Gaskonzerne öffentlichkeitswirksam das eine sagen, aber dann etwas ganz anderes tun, um ihre Gewinne zu schützen.»
Jamie Raskin

Der Report stützt sich auf jahrelange investigative Recherche und wissenschaftliche Untersuchungen. Sie zeigen, dass sich die Branche jahrzehntelang der Gefahren der Klimakrise bewusst war, dies aber vor der Öffentlichkeit verbarg. Mehrere Senatoren forderten nun, dass die Industrie für die Verursachung der Krise Schadenersatz zahlen müsse.

«Meiner Meinung nach sollte nicht der Staat oder die Bundesregierung für die Kosten aufkommen müssen», sagte der demokratische Senator von Vermont, Bernie Sanders. Und weiter: «Ich denke, es ist an der Zeit, die Leute, die dieses Problem verursacht haben, die über diese Situation gelogen haben, zu bitten, die Rechnung zu übernehmen.»

Doch die Republikaner im Haushaltsausschuss wehrten sich gegen den eigentlichen Grund der Anhörung. So sagte Chuck Grassley, Senator aus Iowa und oberster Republikaner im Ausschuss, es sei «unbestreitbar, dass ... fossile Brennstoffe für unsere Energiesicherheit entscheidend sind».

Derweil ging der Senator von Wisconsin, Ron Johnson, noch weiter und behauptete, CO₂ sei eine «Pflanzennahrung» und habe somit auch positive Aspekte. Diese Behauptung wird seit langem von Lobbyisten und Thinktanks vertreten, die von der fossilen Brennstoffindustrie finanziert werden und darauf abzielen, Zweifel am Klimawandel zu säen. «Ich bin kein Leugner des Klimawandels, ich bin nur kein Klimawandel-Alarmist», fügte Johnson hinzu.

Gemäss Kert Davies, dem Direktor für Sonderuntersuchungen am Center for Climate Integrity, der sich seit langem mit Klimaleugnung befasst, ist diese Rhetorik beispielhaft für Leugnungstaktiken der «alten Schule»: «Die Sache mit der Pflanzennahrung war in den 1990er Jahren ein beliebtes Gesprächsthema», sagte Kert Davies in einem Interview. Diese Rhetorik sei «alles, was sie haben, denn sie haben keine andere Möglichkeit, die Erkenntnisse über die Täuschungskampagnen zu widerlegen.»

(rbu)

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140 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chris_A
02.05.2024 18:47registriert Mai 2021
Bin dezidiert der Meinung dass genau diese Konzerne zur Verantwortung gezogen werden müssen und die Folgen des Klimaerwärmung finanzieren müssen. Verursacherprinzip nennt sich sowas.
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mstuedel
02.05.2024 18:37registriert Februar 2019
Eine Industrie im Niedergang. Wie dazumal die Tabakbranche wehrt sich die Ölbranche mit allen Mitteln dagegen.
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FrancoL
02.05.2024 18:45registriert November 2015
Nun so eine neue Erkenntnis ist dies ja nicht. Gibt auch in der Schweiz Volksvertreter die finden dass schön heisse Sommer etwas wunderbares sind.
Geleugnet wird immer wieder um sich des Themas nicht anzunehmen.
Doch das Thema verschwindet durch das Lügen nicht, es wird akuter und die Lösungen immer schwieriger, aber was interessiert dies die Leugner? nichts.
Doch viele die es besser wissen müssen bemühen sich ja auch nicht viel um diese Lügen immer wieder anzuprangern und das führt dazu dass eine breite Masse es weiss, aber nicht viel tut.
So erreichen die Lügen noch mehr Effekt.
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