Noch nie haben so wenige Personen die Rekrutenschule absolviert wie im letzten Jahr. Für einen langfristigen Erhalt der Armeebestände braucht es pro Jahr rund 2000 Rekruten mehr.
Mit 16'306 neu eingeteilten Soldaten sank die Zahl der Rekruten im vergangenen Jahr auf einen neuen Tiefststand, wie das Verteidigungsdepartement (VBS) am Mittwoch mitteilte. Für einen Erhalt der Armee brauche es jährlich knapp 2000 Rekruten mehr, sagt Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Insgesamt sei die Armee auf etwas über 18'000 Rekruten pro Jahr angewiesen.
Ein Grund für die sinkenden Rekrutenzahlen ist der Zivildienst. Eine Jahrgangsauswertung des VBS zeigt, dass rund die Hälfte der Militärdiensttauglichen bis zum 26. Altersjahr aus dem Militärdienst ausscheidet. Im Jahr 2018 verlor die Armee 3303 Angehörige aus medizinischen Gründen und 6205 Angehörige durch die Zulassung zum Zivildienst, wie es weiter heisst.
Die Armee müsse nun rasch Strategien zur Rekrutierung junger Schweizerinnen und Schweizer entwickeln, hält Reist fest. Einen Zeitplan könne die Armee jedoch nicht vorlegen, da alle Massnahmen erst noch «politisch abgesegnet» werden müssten. Es müsse aber «relativ schnell» gehen, sagt Reist.
Der Zivildienst ist auch Thema in der laufenden Herbstsession. Vergangene Woche stimmte der Ständerat als Erstrat einem Massnahmenpaket zu, das den Wechsel von der Armee in den Zivildienst erschweren soll. Der Bundesrat begründet die Massnahmen mit der steigenden Zahl Zivildienstleistender. Diese gefährdeten die Bestände der Armee.
Insgesamt schickte der Bundesrat acht Massnahmen in die Vernehmlassung. So möchte die Landesregierung unter anderem die Dienstzeit des Zivildienstes verlängern. Ausserdem soll neu eine zwölfmonatige Wartefrist für den Wechsel aus der Armee in den Zivildienst gelten. Stark kritisiert wurde der bundesrätliche Vorschlag, Zivildienst-Einsätze im Ausland künftig ganz zu verbieten. Hilfswerke wie Caritas oder Helvetas monierten, dass diese Massnahme «die Solidarität der Schweiz untergrabe».
Neben dem Zivildienst sei auch der flexible Einstieg in die Armee Grund für die sinkenden Rekrutenzahlen, ist das VBS überzeugt. Heute können junge Männer frei wählen, zu welchem Zeitpunkt sie die Rekrutenschule absolvieren möchten. Die sogenannte RS muss lediglich vor dem 25. Altersjahr abgeschlossen sein.
Ein Vergleich der Rekrutenzahlen zu früheren Jahren ergäbe keinen Sinn, da das heutige Armeemodell nicht mit früheren verglichen werden könne, sagte Reist. Die veränderte Armeestruktur sei auch der Grund, weshalb seit 2016 keine Armeeauszählung mehr stattgefunden habe. (aeg/sda)
Nehmen wir an, es gäbe den Zivildienst nicht. Würden dann wirklich massiv mehr Dienst leisten, oder würden sich einfach mehr UT stellen?