Lokführer in der Schweiz haben im vergangenen Jahr so viele Ampeln wie noch nie missachtet. Im Jahr 2010 kam es zu 232 «Fehlhandlungen» gegen Signale im Bahnverkehr, 2017 waren es 325, wie die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» unter Berufung auf unveröffentlichte Daten des Bundesamts für Verkehr (BAV) berichtet.
Die Zunahme bedeute ein Plus von 40 Prozent und stelle einen Rekord dar. 75 Leicht- und 15 Schwerverletzte gab es seit 2010 wegen Fehlverhaltens gegen Signale. Diese sorgten für Sachschäden von 54 Millionen Franken. Im ersten Quartal 2018 gab es bereits 87 entsprechende Ereignisse. Die Hochrechnung auf das gesamte Jahr deutet laut der Zeitung auf einen erneuten Rekord hin. Laut des Verbands der Lokführer nimmt das Problem «Besorgnis erregende Ausmasse» an. Die Ausbildung solle darum verlängert werden, damit junge Lokführer mehr Erfahrungen sammeln könnten, bevor sie alleine unterwegs seien.
Ein BAV-Sprecher räumte überdurchschnittlich viele Ereignisse bei Rangierarbeiten im letzten Jahr ein – etwa wegen mehr Verkehr, komplexen Verhältnissen sowie Baustellen. Gleichzeitig erklärte er, dass die Zwischenfälle im Personenverkehr konstant seien, trotz jährlich steigenden Verkehrs. Vor fünf Jahren kam es in Granges-Marnand VD mit 1 Toten, 26 Verletzten und 10 Millionen Franken Sachschaden zu einem der schwersten Zugunglücke in der Schweiz in jüngster Zeit. Ursache war, dass ein Lokführer ein rotes Signal überfuhr. Die SBB führten in der Folge eine Warn-App für Zugführer ein und sicherten mehrere Bahnhöfe zusätzlich ab.
Rund um das Labor Spiez, die schweizerische Fachstelle zum Schutz vor ABC-Angriffen, ist eine Cyberattacke von russischen Hackern verübt worden. Dabei wurde ein Computer-Dokument zu einer vom Labor organisierten Experten-Konferenz für einen Hack verwendet, wie der «SonntagsBlick» schreibt.
Zuvor hatte bereits das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» über den Angriff berichtet. Über Schäden wurde vorerst nichts bekannt. Laut Angaben von Kurt Münger vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz kursierte Monate vor der Konferenz im September unter den Teilnehmern aus dem Bereich der chemischen und biologischen Gefahren ein Word-Dokument. Es enthielt angebliche Informationen zur Tagung.
Tatsächlich war in dem Schreiben aber ein Schadprogramm installiert. Damit niemand Verdacht schöpfte, wurde das Dokument mit einer gefälschten E-Mail-Adresse im Namen des Labors Spiez versendet. Der Bund informierte die Eingeladenen umgehend. Ob von den Forschern jemand das Dokument öffnete und damit den Hackern auf den Leim ging, dazu machte das Bundesamt keine Angaben. Das Labor Spiez habe selber keinen Abfluss von Daten registriert, erklärte Kurt Münger.
Hinter dem Angriff soll die Hackergruppe Sandworm stehen. Sie wird dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugeordnet. Gemäss Experten von Kaspersky Lab, eines russischen IT-Sicherheitsunternehmens, verfügten die Spiezer-Hacker über russische Sprachkenntnisse.
Das Schweizer Forschungsinstitut im Berner Oberland war an einer Analyse im Vergiftungsfall des Ex-Doppelagenten Sergei Skripal beteiligt. Dieser war im März mit seiner Tochter im englischen Salisbury mit dem Nervenmittel Nowitschok vergiftet worden. Die EU machte Russland für den Angriff verantwortlich. Die Regierung in Moskau dementierte eine Beteiligung.
Die italienische Justiz hat ein kriminelles kosovarisches Netzwerk ausgehoben, das Schmuggel von Migranten, insbesondere in die Schweiz, sowie von Waffen und Gold betrieben haben soll. Wie die Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche» berichtet, wurden sieben Personen verhaftet, darunter zwei im Tessin.
Das Netzwerk kümmerte sich den Angaben zufolge um den Transport, Unterkünfte während der Reise und gefälschte Dokumente. Laut der Ermittler gibt es viele Exilanwärter im Kosovo. Da das Land nicht im Schengen-Raum liegt, müssen Kosovaren ein Visum für die Einreise vorweisen. Die Bedingungen hierfür sind der Zeitung zufolge aber streng, sodass viele Migranten andere Wege suchen. Der den Schleppern zu zahlende Betrag variierte je nach Bestimmungsort: 2400 Franken für Italien, 3500 für die Schweiz und bis zu 8000 für Deutschland.
Ein Sprecher des Schweizer Grenzschutzes sagte der Zeitung, dass die Mehrheit der Migranten ohne die Hilfe von Schmugglern den Zug benütze, um in die Schweiz einzureisen. In der ersten Jahreshälfte wurden 342 Kosovaren in der Schweiz wegen illegalen Aufenthalts festgenommen. Laut Staatssekretariat für Migration leben 76'000 undokumentierte Migranten in der Schweiz.
Die Schweizer Luftwaffe reagiert auf die prekäre Trockenheit auf der Alpensüdseite. Sie hat wegen der hohen Waldbrandgefahr ihre Bereitschaft erhöht, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. «Wir haben einen Helikopter ins Tessin vorpositioniert», sagte Peter Bruns, Oberst im Generalstab der Luftwaffe. Dies verkürze die Reaktionszeit im Ernstfall. Auch mehrere Feuerwehren, die bereits zu ersten Feuern im Freien ausrücken mussten, sorgten vor.
Einige Bündner Feuerwehren stellten Wasser in Güllefässern an wasserarmen Orten bereit. Im Tessin sind zusätzlich rund 300 Bergfeuermänner auf Pikett. Die Helikopter der Luftwaffe unterstützen die Feuerwehren, wenn sie die zivilen Behörden anfordern. Im vergangenen Jahr kamen sie in der Schweiz sechs- und im Ausland dreimal zum Einsatz. Insgesamt warfen sie mit ihren sogenannten Bambi-Kübeln fünf Millionen Liter Wasser über den Flammen ab.
Mit der Swatch Group verlässt der bisher grösste Aussteller die Uhren- und Schmuckmesse in Basel. Das Unternehmen mit einem Messebudget von über 50 Millionen Franken habe beschlossen, ab 2019 nicht mehr an der Baselworld präsent zu sein, erklärte Konzernchef Nick Hayek der «NZZ am Sonntag».
Die traditionellen Uhrenmessen seien für Swatch nicht mehr sinnvoll, begründete Hayek den Rückzug. Sein Unternehmen hatte während Jahren mit fast allen seinen 18 Marken teilgenommen. Zuvor hatten sich bereits Hermès, Ulysse Nardin und Girard-Perregaux der SIHH-Uhrenmesse in Genf angeschlossen. Kritische Stimmen aus der Branche verlangen unter anderem neue Ansätze bei der Organisation und der Durchführung der Basler Messe.
In Basel waren dieses Jahr im März mit 650 Ausstellern nur noch halb so viele wie im Vorjahr dabei. Mit dem Rückzug von Swatch steht der Zeitung zufolge auch die Zukunft der Messefirma MCH auf dem Spiel, die sich zur Hälfte im Besitz der drei Kantone Basel-Stadt, Basel-Land und Zürich befindet. Messechef Michel Loris-Melikoff will die Messe 2019 «möglichst attraktiv in einem neuen Stil und in einer neuen Denkart durchführen». Er lasse dabei nichts unversucht, Swatch doch noch zu halten. Wesentliche Neuerungen seien für 2020 vorgesehen.
Die Schweizer Kinos haben mit einem weiteren Zuschauerschwund zu kämpfen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verzeichneten sie nur knapp sieben Millionen Besucher oder 18,2 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode, wie die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf den Dachverband der Kino- und Filmverleihunternehmen Procinema berichtet.
Da der von Hitze und Fussball-WM geprägte Juli historisch schlecht gewesen sei und in der zweiten Jahreshälfte kein «James Bond», «Star Wars» oder kein grosser Schweizer Film wie «Heidi» laufe, könne das Minus Ende Jahr über 20 Prozent betragen, schreibt die Zeitung. Als Grund für die Baisse nennen Kinobetreiber das warme Wetter. Bis im März sei das Geschäft gut gelaufen, doch dann sei es schon im April 25 Grad warm geworden und die Umsätze seien gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent zurückgegangen, sagte Kitag-Geschäftsführer Philippe Täschler.
Weiter kritisieren Kinobetreiber, dass die Hollywoodstudios alle Blockbuster noch vor der WM herausgebracht und diese sich dann gegenseitig das Wasser abgegraben hätten. Am Filmfestival Locarno treffen sich nächste Woche 40 Vertreter der Kinobranche hinter verschlossenen Türen, um Auswege aus der Krise zu finden. (sda)