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Skifahren in der Schweiz und den USA: So gross sind die Unterschiede

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Gratisbus ins Skigebiet: In Nordamerika können sie darüber nur staunen. Ohne eigenes Auto geht über dem Teich nichts.Bild: peakrankings.com
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Das schockiert Amerikaner, die erstmals Schweizer Skigebiete sehen

Dass der Schnee in den USA und Europa anders ist, erzählen uns Marco Odermatt und Co. immer wieder. Aber auch für normale Touristen gibt es riesige Unterschiede – nicht nur beim Schnee.
11.03.2024, 20:03
Reto Fehr
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Dass der Schnee in Nordamerika und Europa eine andere Beschaffenheit hat, ist weitum bekannt. Ob wir Durchschnittsskifahrer das auch wirklich spüren, ist eine andere Frage. Was wir aber definitiv bemerken, wenn wir in den USA Ski fahren gehen, sind ganz viele andere Unterschiede.

Das gilt natürlich auch für die umgekehrte Richtung. Sam Weintraub, der Betreiber des unabhängigen Skigebiet-Bewerters PeakRankings, hat seine Eindrücke vom ersten Mal Ski fahren in der Schweiz (oder den Alpen allgemein) gesammelt. Sein Team war dabei in Andermatt, Crans-Montana, Zermatt/Cervinia, Verbier, Chamonix (FR) und 3 Vallées (FR) unterwegs. Er nennt sein Werk «Die schockierendsten Dinge für Amerikaner beim Skifahren in Europa» – und die sind durchaus überraschend. Vor allem der Punkt mit dem Preis.

Die Schönheit der Berge

Die verschiedenen Formen der Berge sind so anders als in den USA und Kanada. Weil die Alpen jünger sind als die Rocky Mountains und Co., wurden sie von der Witterung noch nicht überall so abgeschliffen und die Gletscher formen das Gestein ebenfalls anders. Daher gibt es spektakulärere Formen und es ist nicht so, dass alle Gebirgszüge sehr ähnlich aussehen.

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So ikonische Berge wie in Europa können Skigebiete in den USA nicht bieten.Bild: peakrankings.com

Meist über der Waldgrenze

Die grossen Schweizer Skigebiete breiten sich oft über der Waldgrenze aus. Das ermöglicht ganz andere Aussichten. Dem ist aber nicht so, weil die Skigebiete der Schweiz höher liegen als in den USA, sondern weil die Waldgrenze bei uns bei 2000 bis 2350 Metern aufhört, in den USA erst bei 3350 bis 3650 Metern.

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Auch Ski fahren über der Waldgrenze gibt ein ganz anderes Gefühl als in den USA.Bild: peakrankings.com

In Nordamerika ist man viel öfter in einer Schneise im Wald unterwegs, was die Aussicht einschränkt.

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Viel grössere Skigebiete

In der Schweiz haben sich grosse Skigebiete zusammengeschlossen. So muss man beispielsweise aufpassen, dass man am Ende des Tages nicht in Arosa landet, obwohl man in der Lenzerheide startete. Das würde eine lange Postautofahrt nach sich ziehen.

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Die Pisten in der Schweiz seien «endlos».Bild: peakrankings.com

In den USA gibt es meist nur einen Zugangspunkt zum Skigebiet. Oder immerhin sind diese alle auf der gleichen Seite des Berges. Schweizer Skigebiete trumpfen oft auch mit viel mehr Pistenkilometern auf, was erfordert, dass man sich den Plan des Skigebiets besser merken muss.

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Wo ich wohl durchfahren muss?Bild: peakrankings.com

Zudem ist die längste mögliche Abfahrt mit 30 bis 45 Minuten in Europa deutlich länger als in den USA, wo Skigebiete meist nicht so weitläufig sind.

Nur ein schmaler Streifen

Einer der wohl grössten Unterschiede: In der Schweiz sind die Pisten normalerweise ziemlich schmale Bänder, die dann aber auch gut unterhalten sind. In Nordamerika existieren praktisch keine präparierten Abschnitte, was das Skifahren grundsätzlich schwieriger macht.

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Schmale Pistenstreifen gibt es in den USA praktisch nicht. Das Skigebiet umfasst dort meist die ganze Region (solange es die Topografie zulässt).Bild: peakrankings.com

So beinhalten Skitickets in Europa auch nicht automatisch eine Versicherung für Unfälle neben der Skipiste. In den USA läuft das anders.

Weniger Powder

Was gepistete Streifen zur Folge haben, ist natürlich, dass es weniger Powderfahrten gibt. Pulverschnee erlebt man in der Schweiz meist nur neben der Piste. Zudem ist der Niederschlag gemäss den Amerikanern in den Rocky Mountains beispielsweise häufiger als in Europa, was zu mehr Pulverschneetagen führt.

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Auf den Pisten in der Schweiz muss man normalerweise mehr auf andere Skifahrer achten.Bild: peakrankings.com

Und weil in der Schweiz sich viele Leute auf schmale Pisten drängen, kommt es häufiger zu vereisten Stellen, welche dann schwieriger zu fahren sind.

Anstehen und Anreise

Für Amerikaner unverständlich: Warum füllt man die Gondeln nicht auf den letzten Platz? Warum kann ein Vierersessel trotz langer Schlange mit nur drei Personen losfahren (okay, das fragen wir uns ja manchmal auch).

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Wir kennen es alle: Anstehen am Skilift. Da ist nichts mit Ruckzuck-zackzack.Bild: peakrankings.com

Auf jeden Fall läuft das Füllen der Plätze in den USA koordinierter. Da hilft auch die Single-Line, welche in Nordamerika ohne Aufpreis existiert.

Apropos Transportmittel: Diese sind in Europa meist deutlich moderner – obwohl noch öfter Schlepplifte im Einsatz stehen, was müde machen kann. Und was für die PeakRankings-Truppe faszinierend war: Es fahren gar Züge und (unterirdische) Standseilbahnen in Skigebieten!

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Züge in Skigebieten!Bild: peakrankings.com

Dazu kommt: Skigebiete in der Schweiz sind meist gut mit dem ÖV erschlossen. Überraschend für die Amerikaner auch: die Gratisbusse, welche vom Dorf zu den Talstationen fahren. In den USA bist du – wie so oft – ohne eigenes Auto aufgeschmissen.

Après-Ski und Essen

Ebenfalls auffallend für Amerikaner, die erstmals in Europa Ski fahren: das grosse Angebot von Restaurants in Skigebieten und die grosse Vielfalt an Gerichten. Da gibt es nicht nur Pommes und Hamburger. Allerdings seien die Preise da doch gesalzen.

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So ein Gastro-Angebot wie hier in Zermatt lässt Amerikaner träumen.Bild: peakrankings.com

Ein grosser Unterschied besteht zudem in der Après-Ski-Kultur, welche in den USA und Kanada viel weniger verbreitet ist als bei uns. Egal ob auf der Piste oder nachher im Tal: Das gehört bei uns fast dazu. In den USA kommt es vor, es steht aber viel mehr das Skifahren im Vordergrund.

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Die Après-Ski-Kultur und das Nightlife in Skidestinationen ist in Europa viel grösser als in Nordamerika.Bild: peakrankings.com

... und alles so billig

Bei diesem letzten Punkt sind wohl eher wir schockiert. Für die Tester von PeakRankings sind die Preise für eine Tageskarte in den grossen Skigebieten überraschend billig. Ja, richtig gelesen. Ein Skipass in den grossen Gebieten Nordamerikas kann locker über 200 Dollar kosten. In Aspen beispielsweise rund 250 Dollar, in Beaver Creek gar fast 300.

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Orientierung muss man haben in der Schweiz. Aber für Amerikaner sind unsere Tagestickets billig.Bild: peakrankings.com

Darum rechnen die Amerikaner vor: Trotz Anreise mit dem Flugzeug kann eine Woche Skifahren für eine Familie aus den USA in der Schweiz finanziell fast gleich teuer sein, wie wenn man in Nordamerika bleiben würde.

Reto Fehr
Man muss die Schweiz verdammt gut kennen, wenn man sie besser kennen will als Reto Fehr. Mit seiner Tour dur d'Schwiiz radelte er 2015 alle damals 2324 Gemeinden ab. Entstanden ist daraus das preisgekrönte Buch Tour dur d'Schwiiz. Als einer von wenigen besuchte er somit schon jede Gemeinde der Schweiz. In der Folge absolvierte Reto die Ausbildung zum Wanderleiter des Schweizer Bergführerverbandes SBV und ist in seiner Freizeit meist in der Natur unterwegs, wozu er dich auf seinem Instagram-Account immer mal wieder mitnimmt. Als Mitglied des Rätsel-Kollektivs geoblog.ch lässt er die User zudem mehrmals wöchentlich die Schweiz in Bildern entdecken.
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So sind Skiferien wirklich
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So sind Skiferien wirklich
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So schlecht lief mein erstes Mal Ski fahren in der Schweiz
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Heimwerkerkönig
11.03.2024 21:00registriert September 2016
Danke, Reto. Es ist immer wieder spannend, was man alles zusammentragen kann. Mich hat das gerade mit den unterschiedlichen Baumgrenzen interessiert und zu weiteren Recherchen in die Tiefen des Internets geschickt. Es war mir nicht bewusst, dass in den USA die Wald- bzw. Baumgrenze (jetzt kenne ich sogar den Unterschied) so viel höher liegt als in den Alpen. Mir fallen bei Skivideos auf youtube immer nur die Runs durch die verschneiten Wälder auf. Nun weiss ich, wieso.
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rabbithole
11.03.2024 21:04registriert April 2023
Bei den Amis sind die Tageskarten gesalzen, dafür die Saisonkarten eher günstig mit ca. 800$ auch für grössere Skigebiete. Die Strategie ist schlau: Mehr Saisonkarten verkaufen, so hat der Anbieter die Einnahmen gleich zu Beginn der Saison und weniger Risiko.
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regen
11.03.2024 20:46registriert November 2014
"Trotz Anreise mit dem Flugzeug kann eine Woche Skifahren in der Schweiz fast gleich teuer sein, wie wenn man in Nordamerika bleiben würde." andermatt verzeichnet einen signifikanten und markanten anstieg amerikanischer skitouristen, da die flüge wieder viel billiger sind und die amis anstelle nach westen in die rockys, halt einfach nach osten in die alpen fliegen, obwohl es doppelt so weit ist, who cares.... interessant ist auch, dass der ami skiunternehmer vail resorts die bahnen in andermatt betreibt und im vergleich zu den in den usa, hier zu scheinbar moderaten preisen. wie lange noch?
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Hexenjagd christlicher Fundis auf einen schwulen Lehrer
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