Ich bin seit plus minus 25 Jahren sexuell aktiv. Mal aktiver, mal weniger. Aber grundsätzlich einiges aktiver als passiver. Sex fand ich immer super. Ausser er war scheisse. Dann hab ich jeweils Sandro angerufen und wir haben den schlechten Sex mit anderen einfach weggevögelt.
Seit wir official sind, vögeln wir vorwiegend exklusiv. Aber ob exklusiv oder nicht, ist gar nicht so wichtig. Fakt ist: Wir vögeln schon rund 20 Jahre.
Das ist verdammt lange. Und das gibt sehr viel mal viel Sex.
Sex. Sex. Sex.
Sex überall. Daheim. Bei ihm, bei mir. In allen Zimmern. Auswärts. In den Ferien. Im Wasser, an Land und einmal sogar ein Handjob im Tram.
Unser Sexleben war schon immer unsere Konstante.
Jetzt ist die Konstante keine Konstante mehr. Warum, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass sich meine Libido ins Nirgendwo verabschiedet hat. Klang- und sanglos ist sie quasi über Nacht verschwunden.
Die Lustlosigkeit betrifft nicht nur Sandro und mich. Sie betrifft auch mich selber, meinen Porno-Browser, meine Toys. Mit der Zündschnur passiert einfach nichts, wenn ich berührt werde, mich selber berühre oder sich andere auf dem Screen berühren.
Ich will lieber gerade Speck-Zopf backen statt f*cken.
Neulich nahm eine Freundin das Wort «Perimenopause» in den Mund. Sie meinte es gut und hat möglicherweise absolut recht und alles normal und okay und bla bla bla. Meiner Libido hat's aber nicht geholfen. Au contraire, sie ist noch bitz weiter rein ins Nirwana.
Ich mache eine Umfrage im Freundeskreis. Die meisten mit Kleinkindern können sich nur vage an Sex erinnern. Die Kinderlosen vögeln mehr. Aber auch nicht mehr so hardcore.
Ausser sie sind Single. Ich hab drei in meinem Umfeld. Sie waren ewig liiert und sind es jetzt nicht mehr. Nun sind sie getrieben. Von Sex-FOMO.
Ultra anstrengend. Finden sie auch. Und vögeln sich weiter durch Dating-Apps.
Sandros Libido ist auch nach wie vor on fire. Meine Sex-Starre verunsichert ihn. Was ich verstehe. Aber nicht weiss, was dagegen machen.
Also google ich.
Nach zehn Minuten weiss ich nicht genau, ob ich Krebs habe oder ob mein Hormonhaushalt total scheisse ist und ich in den nächsten drei Stunden 50 Kilo zunehme, wenn ich nicht sofort mein ganzes Leben umstelle.
Danke, Google.
Dann stosse ich aber auf einen Tipp, den ich schon oft gehört und stets belächelt habe. Man soll sich Inseln schaffen. Sich einmal die Woche bewusst Zeit für Zweisamkeit nehmen. Dabei steht Sex nicht im Vordergrund.
Man soll ein Bad nehmen, Kerzen anzünden, sich massieren, streicheln, keine Erwartungen haben.
Also machen wir das. Wir treffen uns am Donnerstag in unserer temporären, gemeinsamen Wohnung. Wir verbannen die TV-Fernbedienung und schmeissen das Cheminée an. Wir essen Sushi und dimmen das Licht und zünden tatsächlich eine Kerze an.
Obwohl Sandro Kerzen hasst.
Dann legen wir uns ins Bett. Und reden. Und reden. Und reden. Dann lege ich mich auf seine Brust. Er streichelt meinen Arm.
Nun wird er hibbelig. Er will rauchen. Zigi-Pause.
Auf in Runde 2. Wir liegen da, reden, lachen. Wir reden über unsere Lieblingsserie und darüber, wie gern wir jetzt gerade lieber bingen statt Zweisamkeit zelebrieren wollen.
Wir springen auf, hechten zur TV-Fernbedienung und rennen zum Sofa.
Während der Rückblende holen wir Chips, zwei Dosen Bier, Gummibärchen.
Wir hatten gerade den besten Nicht-Sex überhaupt. Und sind uns enorm nah.
Eventuell ist alles gut. Und Libido-Pausen voll okay. Also wünsche ich meiner jetzt einfach noch schöne Ferien. Möge sie dafür sehr gestärkt, frisch und topmotiviert zurückkehren.
Wir sind da sehr unverkrampft, mamchmal bleibts beim Kuscheln, manchmal gibt auch ‚nur’ Gummibärchen, Chips und einen guten Film und manchmal sind wir zusammen wieder 20ig :).
Ich finds toll ..
Du hast keine Libido-Flaute und bist sicher auch nicht ausgevögelt. Du hast nur aktuell keinen Druck, jede Gelegenheit zu kopulieren nutzen zu müssen. Lass es ruhig angehen und backe halt auch mal einen Speckzopf - Liebe geht durch den Magen.
001318 - der, der auch gerne für seine Liebste backt