Heute gibt es Vorschläge zu sogenannten hindernis- oder barrierefreien Wanderungen. Denn egal, ob mit dem Rollstuhl, mit Kinderwagen oder einfach «sonst nicht (mehr) so gut zu Fuss», immer wieder erhalte ich Rückmeldungen, doch mal solche Wege zu präsentieren. Nun: Here we go!
Bevor wir jedoch mit den einzelnen Tipps starten: Die gemeinnützige Organisation für Menschen mit Handicap (Procap), SchweizMobil, die Schweizer Wanderwege und die Kantone haben 78 hindernisfreie Wege zusammengestellt und entsprechend beschildert. Eine grossartige Auswahl gibt's auch bei Swiss-Trac, das privat finanziert und getragene Angebot liefert detaillierte Angaben zu möglichen Touren.
Einige der Tipps unten lassen sich auch auf diesen Webseiten finden. Es lohnt sich auf jeden Fall, dort zu stöbern. Die Wege hier sind mit Kinderwagen (aber jetzt nicht unbedingt mit einem einfachen Buggy) genauso machbar wie im Rollstuhl. Teilweise empfiehlt sich hier sicher ein Zuggerät oder andere Antriebshilfe. Jetzt geht's aber los:
Distanz: 4,5 Kilometer
Dauer: ca. 1 Stunde
Kondition: Einfach
Wir sind auf der Wanderroute 304 unterwegs. Hier geht es zum Routenvorschlag.
Wir starten mit einem abgelegenen Tal, das viele vermutlich wegen der grünen Fee – dem Absinth – kennen: das Val de Travers. Hier finden wir eine schöne Route von Travers bis Couvet der Areuse entlang. Weiter unten wird diese durch die spektakuläre Schlucht verlaufen, hindernisfrei geht es aber nur hier im oberen Teil.
Der breite und mehrheitlich flache Weg lässt uns schnell zur Ruhe kommen, die Szenerie ist sehr idyllisch. Wir kommen auch an den alten Asphaltminen vorbei, bis wir Couvet erreichen.
Dieses kleine Nest versprüht durchaus Charme. Ich verbrachte hier im Frühling jedenfalls fast eine Woche – und langweilig wurde es nie. Gut erreichbar (auf breitem Kiesweg) ist übrigens auch die Quelle der Areuse hinter St-Sulpice, das mit einem speziellen Volkswagen-Museum noch ein einzigartiges Highlight bietet.
Hier gibt es mehr Informationen.
Distanz: ca. 4 Kilometer
Dauer: ca. 1 Stunde
Kondition: Einfach
Wir sind auf der Wanderroute 561 unterwegs. Hier geht es zum Routenvorschlag.
Am Bürgenstock waren wir mit «Rauszeit» zuletzt schon dreimal. Zum einen kann man sich hier wie auf La Réunion fühlen, zum anderen lohnt sich der nostalgische Hammetschwand-Lift, der höchste frei stehende Freiluft-Aufzug Europas. Dieser befindet sich zwar nicht auf der hier beschriebenen Route, sondern auf der Nordseite mit Blick nach Luzern. Der Weg zum unteren Ende des Lifts ist aber auch breit und am gleichen Tag gut machbar. Und zu guter Letzt erklärte unser Oli Baroni den Bürgenstock als einen der Orte in der Schweiz, die man mal gesehen haben muss.
Doch zurück zu unserem Weg. Dieser beginnt bei der Bergstation der Standseilbahn Bürgenstock (für diese alleine lohnt sich der Ausflug schon). Dann verläuft das Strässchen auf der Südseite des Bürgenstocks mehr oder weniger flach bis zum Hotel Villa Honegg, auch dies ein wunderschöner Ort.
Unterwegs öffnet sich das Panorama immer wieder zum Vierwaldstättersee sowie zur umliegenden Bergwelt und der schönen Innerschweiz. Auch der Weg selbst bietet mit Waldstücken oder Blumenwiesen gute Abwechslung.
Hier gibt es mehr Informationen.
Distanz: 4 Kilometer
Dauer: ca. 1 Stunde
Kondition: Einfach
Wir sind auf der Wanderroute 255 unterwegs. Hier geht es zum Routenvorschlag.
Ja, auch Suonenwanderungen sind hindernisfrei möglich. Wir besuchen die Grand Bisse de Vex, welche hoch über dem Rhonetal durch einen wunderschönen Lärchen- und Fichtenwald führt.
Startpunkt ist die Talstation der Gondelbahn zum Thyon. Auf rund 1300 Metern über Meer verzaubert der Wald jetzt im Herbst natürlich sowieso. Und immer wieder öffnet sich auch der Blick hinunter ins Tal.
An diesen Aussichtspunkten bieten sich immer wieder Möglichkeiten zur Rast. Die Wanderung endet in Les Mayens-de-Sion – oder wer noch nicht genug hat, geht den Weg der Suone entlang wieder zurück.
Hier gibt es mehr Informationen.
Distanz: ca. 6 Kilometer
Dauer: ca. 90 Minuten
Kondition: Leicht
Hier geht es zum Routenvorschlag.
Wer kennt die Weisse Arena nicht? Das Skigebiet bei den bekannten Orten Flims und Laax ist auch von einem unscheinbaren Dorf erreichbar: von Falera aus. Hier lohnt sich ein Besuch auch zur Wandersaison.
Denn hier liegt nicht nur das «Stonehenge der Schweiz», sondern es beginnt auch ein schöner Panoramaweg. Wenn du schon mal da bist, besuche aber erst den Parc la Mutta mit der schönen Kirche gleich am Dorfrand. Danach kannst du loswandern.
Kaum sind wir aus dem Dorf, beginnt auch schon der Planetenweg auf dem Strässchen mit herrlicher Aussicht auf Laax und Richtung Rheinschlucht. Bald erreichen wir den Wald und wir halten die Höhe, statt dem Weg runter nach Laax zu folgen. So queren wir die Wiesen, welche im Winter Teil des Skigebiets sind, und wandern an Larnags vorbei nach Murschetg.
Distanz: ca. 10 Kilometer
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Kondition: Mittel
Wir sind auf der Wanderroute 705 unterwegs. Hier geht es zum Routenvorschlag.
Im Engadin vereinen sich die Abflüsse vom Bernina (inklusive Morteratsch) und Roseg in Pontresina zum Fluss Flaz. Wer diesem Schmuckstück entlangwandert, kann dies bis Bever hindernisfrei geniessen.
Inmitten der Engadiner Bergwelt im weiten Tal wirst du wieder einmal feststellen, wie wunderschön die Schweiz sein kann. Bever solltest du unbedingt noch mit einem kleinen Dorfrundgang entdecken.
Übrigens: Der ziemlich bekannte Lej da Staz ist von Pontresina aus über einen einigermassen breiten Weg durch den Wald gut erreichbar.
Die Wanderung bis nach St.Moritz, gegen Ende an den Ufern des St.Moritzersees, wäre auf jeden Fall auch eine Überlegung dort. Oder du sparst dir diese für den zweiten Tag auf.
Hier gibt es mehr Informationen.
Distanz: 11 Kilometer
Dauer: ca. 2:45 Stunden
Kondition: Mittel
Wir sind auf der Wanderroute 445 unterwegs. Hier geht es zum Routenvorschlag.
Wer die St.Petersinsel im Bielersee noch nie besucht hat, sollte dies dringend mal noch machen. Insbesondere jetzt im Herbst gilt: Malerisch.
Von Erlach aus ist die Halbinsel, die ein Naturschutzgebiet ist, gut erreichbar. Durch Wiesen, Wälder und dicht bewachsene Seeufer kommt man immer wieder an Rastplätzen vorbei. Wer es lieber gediegen hat: Besuche das Klosterhotel und Restaurant auf der St.Petersinsel.
Der Rückweg erfolgt – nach der kleinen Runde auf der Insel – auf dem gleichen Weg. Wenn du noch Zeit hast, besuche auch Erlach. Ein nettes Städtchen.
Hier gibt es mehr Informationen.
Distanz: ca. 11 Kilometer
Dauer: ca. 3 Stunden
Kondition: Schwer
Hier geht es zum Routenvorschlag.
Die letzten beiden Wanderungen weisen deutlich mehr Höhenmeter aus, bereite dich entsprechend vor und nimm die benötigten Antriebshilfen mit.
Für die erste reisen wir ins Zürcher Oberland und starten beim Parkplatz Girenbad. Schnell gewinnen wir – erst noch auf einer Teerstrasse – Höhenmeter.
Nach einem Teilstück durch den Wald erreichen wir den Bachtel wieder auf asphaltiertem Strässchen. Dieses wird insbesondere am Schluss nochmals so richtig steil und – ich spreche aus langjähriger Erfahrung – auch «bizzli ein Morgs».
Du wirst es aber nicht bereuen. Auf 1115 Metern über Meer bist du in den kommenden Wochen meist über dem Nebelmeer – traumhaft.
Runter bleiben wir auf Teerstrassen. Wer abkürzen will, kann bei der Bachtel Ranch (Orn) rechts halten und direkt nach Wernetshausen. Wer die Aussicht noch etwas länger geniessen will, der nimmt den Weg über den Hasenstrick und dann der Höhenstrasse nach bis Wernetshausen. Zum Schluss gibt's nochmals einen kurzen Anstieg bis Girenbad zurück zum Parkplatz.
Mehr Informationen gibt es hier.
Distanz: ca. 17 Kilometer
Dauer: ca. 5 Stunden
Kondition: Schwer
Hier geht es zum Routenvorschlag.
Zum Abschluss eine zwar schöne, aber wirklich lange und anstrengende Tour. Fast 800 Höhenmeter absolvieren wir dabei. Unterwegs sind wir auf asphaltierten oder geschotterten Alpstrassen.
Wir starten im Weiler Fäld und sogleich beginnt die Steigung. Bald werden wir mit der Aussicht aufs Tal entschädigt. Wer Lust hat, kann noch zur Schinerewyssi hoch. Im Sommer herrscht hier Alpbetrieb. Aber auch wer sich diese letzten 100 Höhenmeter schenkt, kommt voll auf seine Kosten.
Auf dem Rückweg holen wir aus bis zur Steihitta und kehren dann via Brunnebiel nach Fäld zurück. Du wirst die Ruhe im Tal geniessen, aber du wirst danach auch ziemlich erschöpft sein.
Hier gibt es mehr Informationen.
Distanz: 5 Kilometer
Dauer: ca. 45 Minuten
Hier geht es zur Strecke.
Als kleinen Bonus wagen wir uns auf den Percorso Murat Pelit über dem Luganersee. Hier wurde beim Hotel Serpiano (mit der Gondel erreichbar) ein Rundweg gebaut, welcher mit speziellen, dreirädrigen Fahrrädern leicht befahren werden kann. Die Fahrzeuge können vor Ort gemietet werden.
Die fünf Kilometer lange Strecke liegt meist im Wald und ist in rund 45 Minuten befahrbar. Dieses Erlebnis wird dir bleiben.
Hier gibt es mehr Informationen.
So weit zu den Tourenvorschlägen. Es gibt in der Schweiz auch weitere Angebote für hindernisfreie Wege. Auf dem Sattel-Hochstuckli können beispielsweise E-Rollstühle gemietet werden, ebenso bietet cerebral einige solche Möglichkeiten in der ganzen Schweiz an.
Und auch Foxtrails können bisher drei barrierefrei absolviert werden. In Thun, Luzern und seit dem 1. September 2022 in Zürich.