Nach dem Renault 5 E-Tech Electric setzt das Unternehmen mit dem Rhombus-Logo die Revival-Offensive seines Markenerbes mit diesem modernen 4L fort. Der 4 E-Tech Electric, der sich zwischen Kompaktlimousine und urbanem SUV ansiedelt, richtet sich an Kundinnen und Kunden, die Wert auf Zweckmässigkeit, Stil und einen stresslosen Alltag legen. Das Fahrzeug wird gänzlich in Frankreich hergestellt – in Maubeuge wird es zusammengebaut, in Cléon wird der Motor gefertigt und in Douai die Batterie – und erfüllt damit den Trend des «lokalen Konsums», der auch in der Welt der Elektrofahrzeuge zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Sein Design orientiert sich selbstbewusst an den Stilelementen des ursprünglichen 4L: vertikaler Kühlergrill, runde Scheinwerfer, kapselartige Rückleuchten und eine kantige und doch weich gezeichnete Silhouette. Selbst die Farbpalette erinnert mit Namen wie «Bleu Nuage» (Wolkenblau), «Vert Hauts-de-France» (Hauts-de-France-Grün) oder «Rouge Carmin» (Karminrot) an eine unbeschwerte, wenn nicht gar vergangene Zeit.
Das Fahrzeug kann auch mit einer zweifarbigen Lackierung (nur Dach, Säulen und Motorhaube in Schwarz) und einem versenkbaren Stoffverdeck, das das Auto in ein Halbcabrio verwandelt, personalisiert werden. Das Ergebnis ist sowohl ansprechend als auch unverwechselbar und dennoch schlicht genug, um jede Menge Gefallen zu finden.
Mit einer Länge von 4,14 m und einer Bodenfreiheit von 18 cm verfügt der R4 über ausgewogene Proportionen. In der Modellhierarchie positioniert er sich als elektrisches Pendant zum Captur.
Zudem besticht der R4 durch seine erhöhte Bodenfreiheit, die ihn auch unbefestigte Wege souverän meistern lässt, während er gleichzeitig perfekt für den Stadtverkehr geeignet bleibt. Sein Design ist vielleicht nicht so fantasievoll wie das eines Fiat 600e oder so raffiniert wie das eines Mini, doch kann er stolz auf seine Schlichtheit sein.
Im Innenraum folgt der R4 der gleichen Strategie wie der R5, sowohl in Hinblick auf das Ambiente, – mit recycelten Stoffen, gepolsterten Verkleidungen und Bezügen in Jeansoptik –, als auch auf die Anordnung der einzelnen Ausstattungselemente. Der Sitzkomfort ist gross, die ergonomische Gestaltung gelungen und die Ausstattung grosszügig. Wenig überraschend derselbe mittig angeordnete Touchscreen wie beim R5, kombiniert mit einem personalisierbaren digitalen Kombiinstrument.
Das System arbeitet mit OpenR Link, hat Google bereits integriert und bietet alle erwarteten Funktionen: Neben Apps wie Waze oder Spotify gibt es als weiteres Extra eine Routenplanung mit Vorheizfunktion für die Batterie und vollständige Kompatibilität mit Android Auto und drahtlosem Apple CarPlay.
Die Rücksitzbank ist relativ komfortabel. Der Einstieg ist unkomplizierter als im R5 und die Beinfreiheit ausreichend, auch wenn der Platz für grosse Personen etwas knapp bemessen bleibt. Der Kofferraum mit seiner niedrigen Ladekante ist trotz seines bescheidenen Fassungsvermögens von 420 Litern, das sich bei umgeklappter Sitzbank auf 1405 Liter erweitern lässt, durchwegs praktisch. Bei Bedarf lässt sich auch die Rückenlehne des Beifahrersitzes umklappen, um lange Gegenstände (bis zu 2,20 m) transportieren zu können.
Auf der Strasse legt der Renault 4 E-Tech Electric ganz klar mehr Wert auf Geschmeidigkeit als auf Sportlichkeit. Er basiert auf einer um 22 cm verlängerten Version (davon 8 cm beim Radstand) des R5-Chassis und verfügt über ein gut ausbalanciertes Fahrwerk und eine Mehrrad-Hinterachse, die für eine sichere und bequeme Strassenlage sorgen. Die Geräuschkulisse im Innenraum ist dank einer schalldämmenden Windschutzscheibe angenehm gedämpft, und die Federung fängt Unebenheiten hervorragend ab, ohne schwammig zu sein. Er wiegt je nach Ausstattung gute 1500 bis 1600 kg, was für ein Elektrofahrzeug dieser Grösse angemessen ist.
Es gibt ihn in zwei Versionen: eine 120-PS-Version mit 40-kWh-Batterie (308 km WLTP) und eine 150-PS-Version mit 52-kWh-Batterie (409 km WLTP). Unser Test konzentrierte sich auf die letztere Variante, die einen guten Kompromiss zwischen Leistung (0–100 km/h in 8,1 s) und tatsächlicher Reichweite bietet: ca. 370 km unter normalen Bedingungen, 280–300 km auf der Autobahn. Der Verbrauch lag bei 14 kWh/100 km, was ziemlich gut ist.
Das System zur Energierückgewinnung ist in vier Stufen einstellbar, darunter ein gut kalibrierter «Ein-Pedal»-Modus, der auf diesem Chassis neu ist. Dazu wird serienmässig eine Wärmepumpe mitgeliefert, um die Reichweite im Winter aufrechtzuerhalten.
Der R4 kann mit bis zu 100 kW (80 kW für die 40-kWh-Batterie) Gleichstrom aufgeladen werden, was das Heben des Ladezustands von 15 auf 80 % in nur etwa 30 Minuten ermöglicht. Bei Wechselstrom (AC) dauert das Aufladen mit 11 kW etwa 3 Stunden und 13 Minuten für die 52-kWh-Batterie. Das Auto verfügt ausserdem über ein bidirektionales Ladegerät mit V2L-Funktion (Stromversorgung externer Geräte) und eine «Plug & Charge»-Funktion, die das Aufladen an öffentlichen Ladestationen vereinfacht.
Für alle Allrad-Fans bleibt es immerhin wahrscheinlich, dass Renault demnächst eine 4x4-Version des R4 anbieten wird. Anlässlich des Tennisturniers Roland-Garros, bei dem Renault Partner ist, wird nicht zuletzt das Conceptcar Renault 4 Savane 4x4 Concept präsentiert, das, unter uns gesagt, ziemlich vielversprechend aussieht. Jetzt heisst es nur noch Abwarten!
Die Preise bleiben wettbewerbsfähig: 29'500 Franken für die 120-PS-Version, 32'500 Franken für die 150-PS-Version. Bei fast gleicher Ausstattung und Leistung übertrumpft er damit die direkten Konkurrenten, allen voran der Fiat 600e oder der Kia EV3. Der Renault 4 E-Tech versucht nicht, mit überragenden Leistungen oder einer Unzahl technischer Features zu punkten, sondern kehrt zurück zu der bestimmten Vorstellung von einem pragmatischen und ein wenig schelmischen Auto.
Keine Revolution an sich, sondern eine stimmige, ansprechende und zeitgemässe Option, die wir nur mit offenen Armen begrüssen können!