Schweiz Tourismus gab an der Medienkonferenz «Zwischenbilanz Sommersaison 2022» am 18. August bekannt, dass bei Schweizern für Inlandferien insbesondere das Tessin in diesem ersten halben Jahr sehr beliebt war und eine Steigerung von 34 Prozent erleben durfte.
Das bedeutet natürlich auch, dass du da eher nicht alleine sein wirst. Wir schaffen bisschen Abhilfe und haben hier acht Wanderungen, welche weniger bekannt sind und du so eine vielversprechende Chance hast, das Tessin in Ruhe zu geniessen.
Distanz: 13 Kilometer
Dauer: 4,5 Stunden
Kondition: Mittel
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Wir starten praktisch an der Grenze zu Italien, ganz weit oben im Centovalli. Von Camedo aus wandern wir dem alten Saumpfad entlang Richtung Intragna, mit dem höchsten Glockenturm des Tessins. Die Via del Mercato (Marktstrasse, Wanderland-Wanderweg 631) war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts die einzige Verbindung aus dem Centovalli nach Locarno.
Es geht vorbei am Mühlenpark, einem alten Waschtrog am Bach, aber auch der geschützten Palazzo Tondu in Lionza. In Intragna kann mit 166 Treppenstufen der 65 Meter hohe Glockenturm bestiegen werden. Die Aussicht da oben ist grossartig.
Wir verlängern die Via del Mercato noch etwas und wandern zum Abschluss von Intragna noch weiter ins Tal bis zur Brücke über die Melezza, welche nach Golino führt. Du wirst es von der Brücke schon sehen: Unten wartet ein herrlicher, kleiner Sandstrand auf dich – ideal, um den Tag ausklingen zu lassen und nach der Wanderung ein erfrischendes Bad zu nehmen.
Gleich geht es weiter mit den Reisetipps, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück ins Tessin...
Distanz: 6,5 Kilometer
Dauer: 2,5 Stunden
Kondition: Mittel
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Ich sag's grad am Anfang, dann ist es raus: Klar kannst du den Greinabogen an einem Tag besuchen. Aber ich empfehle dir sehr, mindestens zwei Tage einzuplanen, damit du die Greinaebene durchwandern und diese einmalige Gegend so richtig geniessen kannst.
Aber gut, bleiben wir bei der Tagesvariante. Du startest auf dem Parkplatz rund 200 Meter unterhalb der Scaletta-Hütte. Kurz vor dieser kannst du links auf dem weiss-blau-weiss markierten Weg zum Greinabogen. Der Abschnitt ist nicht sehr schwierig, bisschen über grössere Felsen kraxeln und einmal ziemlich steil traversieren. Aber wenn du trittsicher bist – kein Problem.
Der Arco della Greina ist ein ca. 15 Meter langer, natürlicher Felsenbogen. Du siehst ihn oberhalb des Weges vielleicht nicht direkt, kannst ihn aber eigentlich nicht verpassen, rund einen Kilometer vor der Kantonsgrenze nach Graubünden. Und ja, man kann schon auch so über den Felsenbogen kraxeln wie dieser Herr hier, es braucht aber ein bisschen Mut und ist nicht unbedingt empfehlenswert.
Zurück kannst du dann auf einem weiss-rot-weissen Wanderweg zur Scalettahütte, auf deren Terrasse ich dir eine Erfrischung empfehle, bevor es zurück ins Tal geht. Oder wie gesagt: vielleicht auch noch weiter über die wunderschöne Greinaebene.
Distanz: ca. 7 Kilometer
Dauer: knapp 3 Stunden
Kondition: Mittel
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Ich kann sagen: Ich hatte schon viele gute Ideen. Zu den weniger guten gehörte, dass ich mit dem Velo Indemini, das abgelegenste Dorf der Schweiz, besuchte. Nicht, weil es nicht schön war (es war grossartig), aber leider auch verdammt anstrengend. Besser geht dies darum wandernd und mit Start auf der Alpe di Neggia.
Wir sind dabei weitestgehend auf dem Wanderweg 613 des Wanderlands Schweiz unterwegs. Nachdem du aus dem Postauto ausgestiegen bist, führt der Weg auf den Monte Gambarogno. Hier belohnt dich die sagenhafte Aussicht auf den Lago Maggiore und du weisst schon früh: Diese Wanderung hat sich gelohnt.
Doch wir haben noch ein Highlight: das ganz aus Stein gebaute Indemini, dem einzigen Schweizer Ort im Valle Veddasca. Auf dem Weg dorthin kannst du auf der Alpe Cedullo Alpkäse probieren und das Kirchlein beim Ortario di Sant'Anna mit den Fresken bestaunen.
Verpasse es am Ende nicht, durch die engen Gassen von Indemini zu streunen und das Museum im Ort zu besuchen, welches dich mit in die Schmuggler-Vergangenheit des Kaffs bringt. Danach geht es mit dem Postauto zurück auf die Alpe di Neggia und dann an den Lago Maggiore (und ja, mit dem Velo gibt's hier vom vielen Bremsen fast Krämpfe in den Fingern).
Distanz: 11 Kilometer
Dauer: 3,5 Stunden
Kondition: Mittel
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Weisst du, was am südlichsten Punkt der Schweiz auf dich wartet? Das hier:
Eine Holzfigur, ein Bänkli, der Grenzstein und ein Zaun. Hier ist er, der «Punto estremo Sud della Svizzera». Erreichbar ist dieser einfach vom Bahnhof Chiasso aus. Wir verlängern den Weg zu einem Rundweg und wandern erst durch den Bosco Penz. Am Endes des Waldes erreichen wir Bresciano. Von hier wandern wir praktisch auf der Grenze nach Süden, durchqueren dann den Weiler Campora und kommen südöstlich davon wieder in den Wald.
Bald erreichen wir den Zoll bei Ca Nova, von wo aus der Wanderweg jetzt wieder auf der Grenze rund 1,5 Kilometer lang bis zum südlichsten Punkt der Schweiz führt. Dir wird dabei dieser «Zaun» auffallen und vermutlich fragst du dich: wozu dient der? Wie auch immer, beim Grenzstein B75 kannst du kurz die (vermutliche) Stille an diesem wenig besuchten, aber doch speziellen Ort geniessen, bevor es via Pedrinate zurück nach Chiaso geht.
Distanz: 3 Kilometer
Dauer: 1,5 Stunden
Kondition: Leicht
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Wer kennt ihn nicht, den Wasserfall von Foroglio. Das Dörfli und der Fall sind ein sehr beliebtes Instagram-Sujet. Doch ganz in der Nähe gibt es etwas eigentlich noch eindrücklicheres: das Val Calnegia. Du musst dafür allerdings zum Wasserfall hoch.
Oben angekommen überquerst du in Puntid bald dieses Steinbogenbrüggli (ebenfalls teilweise noch auf Instagram zu sehen). Du kannst hier in der (sehr) kalten Calnegia ein kurzes Bad nehmen und dich dann auf den Felsen trocknen lassen.
Ich empfehle aber unbedingt auch weiter zur Splüia Bela zu wandern, einem sogenannten Felsabri (Unterfelsbau). Dieses liegt unter einer etwa 30 Meter langen Steinplatte, bei der man noch gut sieht, wo sie sich vom riesigen Fels oberhalb löste und kippte. Heute ist dieses nicht mehr bewohnt.
Wer Zeit hat, kann auch noch weiter im einsamen Tal wandern. Übrigens: Das Bavonatal gilt schon als eines der ursprünglichsten der Schweiz, wie muss es denn da im Seitental Val Calnegia sein?
Distanz: 6,5 Kilometer
Dauer: 2,5 Stunden
Kondition: Leicht
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Ja, die Alpe Foppa ist mit der kleinen Gondel einfach erreichbar, der monte Tamaro eigentlich bekannt. Trotzdem staune ich immer wieder, wie wenige meiner Bekannten die Kapelle Santa Maria degli Angeli auf Bildern erkennen. Darum erhält sie hier ebenfalls ein Plätzli. Weil eindrücklich ist das Werk von Mario Botta auf jeden Fall. Und die Aussicht: grandios.
Von der Alpe Foppa aus hast du diverse Wandermöglichkeiten. Beliebt ist der Weg bis auf den Monte Tamaro. Wir geben uns hier aber schon mit La Manera zufrieden. So kannst du eine schöne Rundwanderung absolvieren – immer wieder mit schöner Aussicht und auf dem Rückweg durch den obersten Teil des Valle di Duragnos.
Noch kurz zur Kapelle Santa Maria degli Angeli. Diese wurde 1996 fertiggestellt. Die eigentliche Kapelle steht am Ende des 65 Meter langen Viadukts. Das Dach der Kapelle besteht aus Treppen. Und die Glocke hängt ganz am Ende des Viadukts, von wo aus man einen grandiosen Blick ins Tal hat.
Distanz: 22,5 Kilometer
Dauer: 7 Stunden
Kondition: Hoch
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Seit 1890 bringt die Zahnradbahn Touristen auf den Monte Generoso. Logisch, der Berg ist auch weitum bekannt. Aber auch er hält für viele noch ein wunderbares Geheimnis bereit: die Wanderung durch das Muggiotal zurück ins Tal nach Mendrisio. Auch wenn es praktisch nur abwärts geht: Die 6 bis 7 Stunden lange Wanderung braucht Kondition. Wir sind dabei weitestgehend auf einer Etappe des Wanderwegs 52 des Wanderlands Schweiz unterwegs.
Entschädigt wirst du dafür mit einer Eigenheit im Tal: den Nevère. Diese Schneegrotten, also eigentlich «Kühlschränke», dienten auf den Alpen am Monte Generoso bis ins 20. Jahrhundert zur Aufbewahrung von Milch. Die typischerweise runden Steinhütten sind insbesondere auf den Alpen Genor und Nadigh noch zu bewundern.
Doch auch weiter unten im Muggiotal kommst du auf deine Kosten. Beispielsweise bei der Mulino di Bruzella, in den herzigen Dörfchen Muggio, Cabbio, Bruzella und Caneggio oder dann auch in der Schlucht vor Castel San Pedro.
Und ja, du kannst die Wanderung an einem Tag machen. Aber wenn du Zeit hast: Verbringe eine Nacht im unbekannten Tessiner Tal. Du wirst es nicht bereuen.
Distanz: knapp 10 Kilometer
Dauer: ca. 4 Stunden
Kondition: Mittel
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Ja, es gibt Geisterdörfer in der Schweiz. Im Tessin existieren dabei doch einige Dörfer oder eher Weiler, welche heute nicht mehr bewohnt sind. So auch Faido bei Linescio. Der Ort kann auch als Faïd, Fait oder Faedo bezeichnet werden, was im lokalen Dialekt «Buchenwald» bedeutet. Eindrücklicher sind aber die Kastanien, welche du im Wald auch entdecken wirst.
Faido besteht aus ein paar Dutzend Steinhäusern, teilweise bis dreistöckig, welche von der Natur zurückerobert werden. Früher lag der Ort auf der Handeslroute von Cevio nach Bosco Gurin, doch mit der modernen Strasse verlor er an Bedeutung.
Übrigens: Du machst auf dem unten stehenden Routenvorschlag doch einiges an Höhenmetern. Du kannst auch eine Variante bis oder ab Linescio wählen. Dann kommst du über die alte Steinbrücke auf die Seite von Faido. Es gibt diverse Wege, ich würde einfach Faido selbst nicht verpassen.