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Neue Gesetze ab 2022: Ehe für alle kommt definitiv

Diese Änderungen bringt 2022 der Schweiz – die Ehe für alle ist nur eine davon

Die Ehe für alle wird Tatsache und die Briefe werden teurer: Wir haben die wichtigsten Gesetzesänderungen zusammengestellt.
26.12.2021, 16:4426.12.2021, 16:53
Michael Graber / ch media
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Mit dem Jahreswechsel gibt es in der Schweiz ein paar neue Regeln und Gesetze. Wir zeigen hier die wichtigsten Änderungen auf.

Ehe für alle ab 2022

Ein Plakat zur Ehe fuer alle haengt an einer Scheibe, am Sonntag, 26. September 2021 in Bern. Das eidgenoessische Stimmvolk hatte am Sonntag ueber zwei Vorlagen zu bestimmen, die Volksinitiative &quot ...
Die Ehe für alle wird im Juli 2022 eingeführt.Bild: keystone

Die Schweiz hat Ja gesagt. Im September wurde eine Änderung des Zivilgesetzbuches mit 64,1 Prozent deutlich angenommen. Damit gab die Schweizer Bevölkerung der gleichgeschlechtlichen Ehe ihren Segen. Ab dem 1. Juli können Männer Männer und Frauen Frauen heiraten oder ihre eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln.

Mit der Ehe bekommen homosexuelle Paare weitere Rechte. Dabei geht es unter anderem um die Einbürgerung, die Adoption von Kindern sowie der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin. Besonders der Zugang zur Samenspende für lesbische Paare war im Abstimmungskampf umstritten, das änderte aber am deutlichen Verdikt nichts.

A-Post und B-Post werden teurer

Eine Briefmarke mit dem Wert von 1 Franken und eine Ergaenzungsmarke fuer 10 Rappen kleben auf einem Briefumschlag, am Montag, 20. Dezember 2021, in Bern. Per 1. Januar 2022 gelten neue Preise fuer A- ...
Die Briefmarken werden teurer.Bild: keystone

Dicke Post von der Post: Also zumindest leicht unerfreuliche. Per 1. Januar erhöht die Schweizer Post die Preise für Briefe. Neu kostet ein A-Post-Brief 1.10 Franken, das ist eine Erhöhung um 10 Rappen, und ein B-Post-Brief 90 Rappen, das sind 5 Rappen mehr als bisher. Dies ist die erste Erhöhung seit 18 Jahren.

Eigentlich hätte der gelbe Riese gerne noch mehr für die Briefmarken haben wollen. «Die Preiserhöhung fällt um die Hälfte tiefer aus, als von der Post beantragt wurde», sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans. Die Erhöhung geschieht im Einvernehmen mit seiner Dienststelle.

Internet-Shopping (vielleicht) günstiger

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Das Geoblocking wird grösstenteils verboten.Bild: ch media

Eine wichtige Änderung für den Onlinehandel tritt am 1. Januar in Kraft. Das sogenannte Geoblocking ist dann grösstenteils verboten. Das hat das Parlament bei der Beratung des Gegenvorschlags zur «Fair-Preis-Initiative» beschlossen, dieser tritt nun in Kraft, da die Initianten ihre Vorlage zurückgezogen haben. Hinter dem Begriff steckt ein Trick vieler Anbieter: Ausländische Onlinehändler leiteten ihre Schweizer Nutzer automatisch auf ihre Schweizer Website weiter.

So konnten die Kundinnen und Kunden nicht von den tiefen Preisen im Ausland profitieren. Diese automatische Weiterleitung ist nun verboten. So können von einem Schweizer Internetanschluss auch Waren von einer Website mit .de-Endung bestellt werden. Es gibt allerdings eine Reihe von Ausnahmen und die Händler sind auch weiterhin nicht verpflichtet, die Waren tatsächlich in die Schweiz zu liefern.

Werbung überspringen geht nicht mehr so einfach

Neue TV-Box von Swisscom mit Fernbedienung (April 2016)
Replay TV wird bisschen schwieriger.Bild: Swisscom

Eine andere Verpflichtung gibt es dafür ab dem kommenden Jahr: Eine zum Werbung schauen. Die Branche hat sich darauf geeinigt, dass künftig bei der Replay-Funktion nicht mehr alle Werbespots einfach übersprungen werden können. Dafür haben sich die werbefinanzierten Sender stark gemacht.

Ursprünglich wollten die Sender dafür 14 statt 7 Tage Replay anbieten – also, dass das gesamte Programm der vergangenen zwei Wochen jeweils verfügbar wäre. Dagegen hat sich aber die SRG erfolgreich gewehrt. So gibt es zur Werbepeitsche kein zusätzliches Replayzückerchen. Mehrere Anbieter wollen weiterhin ein werbefreies Angebot anbieten, allerdings ist dies mit höheren Kosten verbunden. Details zur genauen Umsetzung sollten Anfang Jahr folgen.

Mehr Transparenz bei IV-Gutachten

Bundesgericht
Viele Menschen müssen bis vors Bundesgericht für eine IV-Rente kämpfen.Bild: Schweizerisches Bundesgericht

Auf Akten und nur wenige Stunden Gespräch folgt ein Entscheid, der für das weitere Arbeitsleben entscheidend ist: Wer eine IV-Rente erhalten will, der muss seine Erwerbseinschränkung von einem Gutachter bestätigt erhalten. Doch diese stehen seit längerer Zeit in der Kritik.

Sozialversicherungsanwälte hegen den Verdacht, dass Gutachter, die viele Aufträge von der IV erhalten, eher in deren Sinn entscheiden. Ab Januar ändert sich das. IV-Stellen müssen öffentlich machen, welcher Gutachter wie viele Aufträge erhalten hat. Auch werden die Gespräche aufgezeichnet. Um die Qualität der Begutachtungen zu sichern, wird eine unabhängige, ausserparlamentarische Kommission geschaffen.

Regeln für Konzerne werden etwas strenger

Die jahrelange Kampagne hat nicht gewirkt: Die Konzernverantwortungsinitiative ist am St
Die Konzern-Initiative scheiterte am Ständemehr.Bild: sda

Es war eine der spannendsten Abstimmungen der letzen Jahre: Im November 2020 scheitere die Konzernverantwortungsinitiative (KVI) trotz knappem Volksmehr am Ständemehr. Nun tritt 2022 der indirekte Gegenvorschlag in Kraft. Das Gesetz sieht neue Sorgfalts- und Berichterstattungspflichten für Konzerne vor, aber keine Haftungsbestimmungen für deren Tochterfirmen im Ausland, wie es die KVI verlangte.

So müssen Unternehmen etwa zusätzliche Sorgfaltspflichten erfüllen, wenn es um Konfliktmineralien und Kinderarbeit geht. Bericht erstatten müssen die Unternehmen in Bezug auf Risiken ihrer Geschäftstätigkeit in den Bereichen Umwelt, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte, Bekämpfung der Korruption sowie über die dagegen ergriffenen Massnahmen. Die Befürworter der KVI kritisieren das neue Gesetz als «zahnlos».

Volle Personenfreizügigkeit mit Kroatien

ARCHIVBILD ZUR PERSONENFREIZUEGIGKEIT DER SCHWEIZ MIT KROATIEN AB 2022, AM FREITAG, 22. OKTOBER 2021 - A Croatian, right, and a EU flag fly in downtown in Zagreb, Croatia, Sunday, June 30, 2013. Croat ...
Für kroatische Bürgerinnen und Bürger gilt in der Schweiz die volle Personenfreizügigkeit.Bild: keystone

Ab dem 1. Januar gilt für kroatische Staatsangehörige in der Schweiz die volle Personenfreizügigkeit. Bisher gelten für sie Arbeitsmarktschutzmassnahmen. Neu werden sie Arbeitnehmenden aus den anderen EU/EFTA-Staaten gleichgestellt. Der Bundesrat hatte das Ende der Schutzklausel am 1. Oktober beschlossen.

Derzeit machen kroatische Staatsangehörige 1.9 Prozent der in der Schweiz lebenden EU/EFTA-Bevölkerung aus. Das entspricht rund 28’000 Personen. Sollte aufgrund der vollen Personenfreizügigkeit die Zuwanderung von kroatischen Arbeitskräften einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, kann sich die Schweiz auf eine Schutzklausel berufen und die Zahl der Bewilligungen erneut begrenzen.

Beim E-Bike muss das Licht eingeschalten werden

Heute gilt die Helmpflicht erst f
Auf dem E-Bike brauchts bald ein Licht.Bild: sda

Autofahrerinnen und Autofahrer sind es sich längst gewöhnt: Das Licht muss auch am Tag eingeschalten werden. Diese Regel gilt seit 2014. Nun müssen dies ab dem Frühling hierzulande auch E-Biker und E-Bikerinnen machen. Ab April gilt eine Lichtpflicht für alle Velos mit Unterstützung. So möchte der Bundesrat Unfälle vermeiden. Wer das Licht nicht einschaltet, muss bei einer Kontrolle mit einer Ordnungsbusse rechnen.

Spar-Klassenwechsel wird eingeführt

ARCHIV - Train attendant Priska Protmann of Swiss Federal Railways SBB scans a passenger's electronic ticket in the InterCity train from Zurich to Geneva, Switzerland, on May 29, 2013. --- Preisu ...
Der Sparklassenwechsel wird fix eingeführt.Bild: KEYSTONE

Wer lieber mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, für den gibt es 2022 einige Anpassungen. So soll unter anderem ab Februar eine neue Form der Sparbillette eingeführt werden: Der Spar-Klassenwechsel. «Bei entsprechender Verfügbarkeit», so die Alliance SwissPass, soll es mit einem Fahrausweis für die 2-Klasse möglich sein günstig in die 1. Klasse zu wechseln.

Die Sparbillette sind heute besonders bei frühen Buchungen und ausserhalb von Stosszeiten möglich. Mitte des Jahres soll dann auch eines der Ärgernisse vieler Eltern Geschichte sein: Dann kann die Juniorkarte – und auch die Mitfahrkarte – auf dem SwissPass digital hinterlegt werden. Bislang ist dies ist immer noch ein Stückchen Papier, das gerne und oft verloren oder kaputt geht.

Und Corona? 2G oder doch wieder Lockdown?

Und was ist nun mit den Coronaregeln? Hier gilt was wir schon die letzten beiden Jahren gelernt haben: Flexibel bleiben. Grundsätzlich sollte 2022 mit 2G starten. Zugang zu den meisten öffentlich zugänglichen Orten erhalten Personen, die entweder geimpft oder genesen sind.

Weitere Verschärfungen scheinen aber angesichts der neuen Omikron-Variante durchaus möglich. Als nächste Eskalationsstufe hat der Bundesrat vorgängig eine teilweise Schliessung von mehreren Bereichen ins Auge gefasst. Das würde unter anderem die Nachtclubs und die Gastronomie betreffen. Bereits entschieden ist, dass ab Januar auch Kinder gegen Covid-19 geimpft werden können.

Bei all den Unsicherheiten gilt aber sicher: Kommen Sie gut ins neue Jahr und bleiben Sie gesund. (aargauerzeitung.ch)

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Entwürfe für die ersten Fussgängerstreifen der Schweiz
Die Streifen sollten die Personen auf die rechte Seite leiten. (bild: schweizerisches bundesarchiv)
quelle: schweizerisches bundesarchiv
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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lesenderr
26.12.2021 16:58registriert April 2019
Was hat das SRF eigentlich dagegen, dass man zwar 7 Tage alte Werbung schauen darf, aber keine Werbung die 14 Tagen alt ist?
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Yunnan
26.12.2021 17:32registriert Oktober 2019
Ähm wie darf man das mit dem Weiterleitungsverbot verstehen? Kommt dann einfach die Meldung, dass man bitte auf die CH-Website wechseln soll, wenn man etwas bestellen will?
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Chromosom
26.12.2021 18:00registriert März 2020
Die Post hatte Gewinne von 177 Millionen CHF und erhöht die Preise um rund 10%, unglaublich.
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