«Gemeinsamer Tarif 12» (GT 12) heisst das Dokument, das vielen Fernsehkundinnen und -kunden die Freude am Replay TV nehmen könnte. Damit wird die Funktion beschrieben, die das Anschauen von Fernsehsendungen der letzten 7 Tage ermöglicht, ohne diese vorher aufgenommen zu haben. Werbeblöcke können übersprungen werden. Vor über zehn Jahren führte der Online-TV-Anbieter Zattoo die Funktion hierzulande als erster ein, mittlerweile ist sie bei allen grossen TV-Anbietern wie Swisscom, Sunrise UPC, Salt oder Quickline im Angebot.
Den Fernsehsendern, die von Werbeeinnahmen leben, war diese Funktion in ihrer heutigen Ausgestaltung schon lange ein Dorn im Auge. Auch CH Media, zu dem diese Zeitung gehört, betreibt unter anderem mit 3+ oder TV24 werbefinanzierte Fernsehsender.
Die Sender, die Verwertungsgesellschaften und weitere Verbände Suissedigital und Swissstream haben sich im vergangenen Jahr deshalb auf eine neue Regelung zum GT 12 geeinigt. Sie sah ursprünglich vor, dass das Replay von 7 auf 14 Tage verlängert wird. Dafür sollten einzelne Werbespots von allen geschaut werden müssen. Eine werbefreie Option des Replays soll weiterhin angeboten werden können, aber nur noch gegen eine zusätzliche Gebühr.
Von diesem Kompromiss wich die Branche in letzter Minute wieder ab, und zwar auf Druck der SRG. Das berichtete «20 Minuten». Das öffentlich-rechtliche Fernsehen bodigte die Ausweitung auf 14 Tage, es bleibt damit beim 7-Tage-Archiv. Zusätzlich hinzu kommt die Zwangswerbung.
Wie der neue Tarif genau umgesetzt wird, ist noch offen. Wer auch in Zukunft Werbung im Replay überspulen möchte, dürfte aber tiefer in die Tasche greifen müssen. «Wir werden diese Option gegen eine Gebühr anbieten», sagt Dirk Wierzbitzki, der Privatkundenchef der Swisscom, am Dienstag auf eine Frage von CH Media.
Anfang 2022 dürfte die Branche über die Details der neuen Regelung informieren. Die Umsetzung sei eine «Herausforderung», sagte der Chef der Swisscom-Entertainment-Sparte Blue, Wolfgang Elsässer. Wie teuer die Option des werbefreien Replay-TV wird, ist noch nicht klar. Plausibel scheint ein einstelliger Frankenbetrag pro Monat.
Wer sich diese Option nicht leisten möchte, der wird Werbung schauen müssen. Vorstellbar ist beispielsweise, dass anstelle des Werbeblocks, der in der Live-Sendung gezeigt worden wäre, einer oder zwei Spots geschaut werden müssen. Das Angebot wird zwar etwas unattraktiver, wie Sunrise-UPC-Chef André Krause vor einem Monat im Gespräch mit CH Media festhielt.
Es werde aber «noch immer sehr viel weniger Werbung gezeigt als im normalen Fernsehen», sagt Krause. «Es geht darum, eine Balance zu finden. Free-TV-Sender leben von den Werbeeinnahmen. Wenn die Zuschauer die Werbung überspringen, ist das Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig und ihre Existenz in Frage gestellt. Das wollen die Kunden auch nicht». Es sei nun eine «gute Lösung» gefunden worden. (bzbasel.ch)
Okay.