Dimitri: «Das Schlimmste ist, dass wir verlernt haben, uns zu langweilen. Meine Generation lebt in einer Welt ohne Leere. Es passiert nie nichts. Sobald ein Moment leer zu sein droht, greifen wir nach unseren Smartphones. Dann sind die Minuten im Bus, bis der Kollege kommt, oder bis die nächste Stunde beginnt, wieder gefüllt. Gefüllt mit News, die nicht in unserem, sondern im Leben anderer oder sonst irgendwo auf der Welt passieren. Smartphones, Medien und soziale Plattformen stehlen uns jeglichen Freiraum, in dem wir Ideen haben könnten.
Ich befürchte, es nimmt uns den Antrieb. In einer Welt, in der alles schon zu existieren scheint, ist es schwierig, etwas Eigenes zu schaffen. Und um uns zu überlegen, was wir kreieren wollen, bräuchten wir Zeit. Doch die haben wir nicht. Wir haben keine Zeit, um über uns selber nachzudenken, denn wir sind mit den anderen beschäftigt. Das Kommunizieren hält uns beschäftigt.
Doch obwohl wir permanent kommunizieren, können wir nicht mehr richtig miteinander sprechen. Wenn wir uns treffen, haben wir uns schon fast alles über WhatsApp mitgeteilt. Wenn wir uns dann sehen, fällt uns nichts mehr ein, worüber wir sprechen könnten. Und wir reden über die Inhalte unserer Smartphones.
Wir wissen noch nicht einmal richtig, wer wir sind, und stellen uns dennoch permanent auf sozialen Kanälen dar. Manchmal wissen wir schon über das Leben von jemandem Bescheid, wenn wir ihn das erste Mal treffen. Es gibt keine Chance mehr, sich über ein Gespräch kennenzulernen. Denn man kennt sich schon über Social Media. Die Bilder sind gemacht.
Ich finde, wir sollten aufhören, so viel über unsere Handys zu kommunizieren und anfangen, richtig miteinander zu sprechen. Wir sollten weniger darüber nachdenken, wie wir wirken wollen, sondern wer wir sind. Ich finde, wir sollten unsere Handys weg legen und sehen, auf welche Ideen wir dann kommen. Wir sollten weniger tippen und mehr nichts tun. Wir sollten uns mehr langweilen.»
Casper: «Ein Problem wird das Handy erst, wenn man sich keine Gedanken macht, wie man damit umgeht. Ich habe mir bewusst ein Blackberry gekauft. Es ist kein Spielzeug wie die anderen Smartphones. Ich habe kein einziges Game darauf, das mich dazu verführen könnte, in jeder freien Minute zu spielen.
Ich nutze mein Handy, um mit meinen Freunden zu kommunizieren, die aktuellsten Eishockey-Resultate zu erfahren oder um kurz etwas zu googeln. Zudem bin ich Vize-Präsident eines Fanclubs und erhalte deswegen viele Anrufe, Mails und SMS. Das Handy macht es möglich, dass wir uns innerhalb kürzester Zeit organisieren.
Darauf möchte ich nicht verzichten und ich wüsste auch nicht wieso. Obwohl mein Blackberry mein ständiger Begleiter ist, lasse ich mich nicht davon vereinnahmen. Ich nutze es da, wo es tatsächlich nützlich ist: Schnelle Information und einfache Kommunikation.
Bei uns Jungen ist es nicht mehr nötig, sich drei Tage im Voraus zu verabreden. Wir sind alle auch kurzfristig, beispielsweise per WhatsApp erreichbar. Wir kommunizieren schnell und unkompliziert – und können damit umgehen. Vielleicht ist es eine Persönlichkeitsfrage, vielleicht lernt man mit dem Älterwerden, wie viel Handy einem gut tut.
Dass wir keine Freunde mehr haben, weil wir viel auf Sozialen Medien oder per Handy kommunizieren, ist völliger Quatsch. Unsere Freundschaften sind genauso real wie früher. Nur gehen sie online weiter.»