Wer tägliche Cannabis konsumiert, erkrankt deutlich häufiger an einer Psychose als Nichtkonsumenten, wie eine grosse Studie in einer brasilianischen und zehn europäischen Städten zeigt.
Das Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften am King’s College London verglich 900 über 18-jährige Patienten die erstmalig an einer Psychose erkrankten, mit einer ähnlich grossen Kontrollgruppe. Das Resultat: Wer täglich kifft, hat ein dreimal so hohes Risiko an einer Psychose zu erkranken wie Nichtkiffer. Wer regelmässig Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 10 Prozent konsumierte, hatte sogar ein fünffach erhöhtes Risiko, wie der «Tages-Anzeiger» am Mittwoch aus der Studie zitiert.
Die Forscher haben auch berechnet, was passieren würde, wenn hochpotentes Cannabis vom Markt verschwinden würde. Dabei zeigten sich grosse Unterschiede zwischen den Städten. In Amsterdam könnten damit 50 Prozent der Ersterkrankungen an Psychose verhindert werden, in London 30 Prozent. Über alle untersuchten Städte könnten insgesamt 12 Prozent der Ersterkrankungen vermieden werden.
Stefan Borgwardt, Chefarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Erwachsene der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel attestiert der Studie grosse Relevanz. Auch die Mehrzahl seiner jungen Psychosepatienten konsumiere intensiv Cannabis.
Obwohl viele Studien einen Zusammenhang zwischen Kiffen und Psychoseerkrankungen plausibel machen, räumt Borgwardt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» ein: «Theoretisch ist es aber immer noch möglich, dass die angenommene Kausalität umgekehrt ist, weil Patienten mit einer Veranlagung für eine Psychose häufiger Cannabis konsumieren.» (whr)