Die Kantonspolitik mischt sich nicht in die Aberkennung des Ehrendoktortitels von Benito Mussolini durch die Universität Lausanne ein. Der Waadtländer Grosse Rat lehnte am Dienstag einen Vorstoss der Ratslinken ab, der gesetzliche Regelungen für die Aberkennung von universitären Ehrentiteln verlangte.
Im Ratsplenum war unbestritten, dass die Verleihung des Ehrendoktortitels an den italienischen Duce und Faschistenführer ein historischer Irrtum war. Die Vergangenheit lasse sich aber nicht ausradieren, lautete der Tenor. Zudem sei die Universität autonom.
Die Ratslinke machte geltend, der schockierende Irrtum müsse korrigiert werden. Der Grosse Rat müsse politisch Stellung nehmen, denn der Titel sei Mussolini 1937 bestimmt nicht ohne die Zustimmung der damaligen Kantonsregierung verliehen worden.
Bildungsdirektor Frédéric Borloz attestierte der Universität, sie habe die Aberkennung des Titels seriös und nachhaltig erledigt sowie konkrete Massnahmen verwirklicht. Das Verdikt des Kantonsparlaments war anschliessend klar: 83 Parlamentarierinnen und Parlamentarier gaben dem Postulat keine Folge, 43 sprachen sich dafür aus.
Mussolini erhielt den Ehrentitel aufgrund seiner Verdienste für die Soziologie. Er habe in Italien eine soziale Organisation erschaffen, welche die soziologische Wissenschaft bereichert habe und tiefe Spuren in der Geschichte hinterlassen werde, hiess es damals in der Würdigung.
Benito Mussolini hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts knapp zwei Jahre lang in der Schweiz gelebt. Dabei besuchte er während einiger Monate auch Vorlesungen an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften der Universität Lausanne. (sda)
"Die Geschichte lässt sich nicht ausradieren." Genau meine Meinung!
Es bringt doch viel mehr, das Ganze auch öffentlich aufzuarbeiten: Mit einer Ausstellung, wo man klar Stellung bezieht, weshalb man damals die Verleihung vornahm und weshalb das heute als eindeutigen Fehler eingestuft wird.
Genau gleich denke ich da auch über Statuen oder Strassennamen. Sichtbar machen - und aufklären!