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Tierversuche: So erfolglos war der Kampf bisher

Tierversuche mit Kaninchen
Tierversuche mit Kaninchen an der ETH Zürich, aufgenommen 1955. bild: eth-bibliothek Zürich, fotograf: Photographisches institut der eth zürich

4 Initiativen, 4 Niederlagen: So erfolglos war der Kampf gegen Tierversuche bis jetzt

Tierversuche sind umstritten. Eine frisch lancierte Initiative nimmt einen neuen Anlauf, diese zu verbieten. Bislang wurden jedoch jegliche Unternehmungen für ein Verbot vom Volk abgeschmettert. Eine Chronik.
06.10.2017, 09:3206.10.2017, 15:55
Helene Obrist
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Diese Woche wurde die Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot» lanciert. Rund 80 Organisationen und Unternehmen unterstützen das Anliegen – darunter Vertreter von der SP und den Grünen sowie verschiedene Tierschutzgruppen und Tierparteien. Die Initianten haben bis am 3. April 2019 Zeit, die nötigen 100'000 Unterschriften zu sammeln. 

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass das Schweizer Stimmvolk über die Forschung an Tieren abstimmt. Tierversuche sind umstritten und lösen immer wieder emotionale Debatten aus, wie die folgende Chronik zeigt. 

1978 Tierschutzgesetz: Mehr als nur das Strafgesetz

Am 9. März 1978 stimmte das Schweizer Volk das erste Mal über die Einführung eines Tierschutzgesetzes ab. Vorher war der Tierschutz lediglich im Strafgesetzbuch geregelt. Doch bereits damals wurde das Gesetz harsch kritisiert. Für Tierschützer war es zu lasch. Besonders Tierversuche würden zu wenig eingeschränkt, hiess es.

Als Reaktion wurde eine Initiative lanciert. Sie forderte die Vivisektion bzw. operative Eingriffe an lebenden Tieren, in der ganzen Schweiz zu verbieten. Doch das Begehren kam nicht weit und scheiterte bereits in der Unterschriftensammlung. 

Tierversuche von 1983 bis 2016

Die Anzahl Tierversuche ist seit 1983 rasant gesunken. 2016 waren es noch 629'773 Versuche. 

1985 Initiative I: Ein Vorschlag gegen das «schlechte» Gesetz

Als Reaktion auf das «schlechte» Gesetz lancierte Franz Weber, Journalist und Umweltschützer, 1981 die Initiative «Zur Abschaffung der Tierversuche und der Vivisektion». 

1985 konnte das Schweizer Stimmvolk über den Vorschlag abstimmen. Weber und die Initianten scheiterten. Das Stimmvolk schmetterte die Initiative mit 72,2 Prozent Nein-Stimmen ab. 

  

1992 Initiative II: Weg vom Tierversuch!

Sieben Jahre nach der ersten abgelehnten Initiative zum Verbot von Tierversuchen wurde der zweite Versuch gestartet. Die Initiative trug den Titel «Zur drastischen und schrittweisen Einschränkung der Tierversuche (Weg vom Tierversuch!)». Sie wollte kein absolutes Verbot von Tierversuchen, forderte aber eine sehr restriktive Einschränkung. Ausnahmen sollten nur vom Bund erlaubt werden. 

Aber auch dieser Vorschlag ging unter: Lediglich 39,3 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung stimmte ihm zu. 

Tierversuch, Taube mit Brille, Blickregistriergerät für Autofahrer
An einer Taube wird 1974 ein Blickregistriergerät für Autofahrer getestet. bild: Eth-Bibliothek Zürich / fotograf: hans witschi

1993 Initiative III: Die Angst vor dem Outsourcing ins Ausland

Die nächste Initiative liess nicht lange auf sich warten: Knapp ein Jahr später und mit einem klareren Titel («Zur Abschaffung der Tierversuche»), forderten Tierschutzorganisationen wiederum ein Verbot sämtlicher Tierversuche in der Schweiz. 

Doch auch Initiative Nummer drei scheiterte an einem überwiegendem «Nein». 72,2 Prozent wollten kein Verbot. Selbst Tierschützer kritisierten die Vorlage – zu leicht würde das Verbot durch Outsourcing ins Ausland umgangen werden können, hiess es.

1998 Initiative IV: Die Sache mit der Genmanipulation

Fünf Jahre später reichte die Arbeitsgruppe «Gentechnologie SAG» die Initiative «Zum Schutz von Leben und Umwelt vor Genmanipulation (Gen-Schutz-Initiative)» ein. 

Ein emotionaler Streit entbrannte. An der Seite der SAG kämpften auch Tierschutzverbände. Ihr Ziel: Gentechnische Manipulationen an Tieren zu verbieten. 

Wenig überraschend scheiterte auch diese Initiative – sie wurde in keinem einzigen Kanton angenommen. 66,7 Prozent aller Stimmen sagten Nein.

Zwei Personen in Affenkostuemen warten vor dem Bundeshaus West bei der Unterschriftenuebergabe fuer die Petition "Abschaffung von Affenversuchen" am Donnerstag, 24. April 2008 in Bern. (KEYS ...
Zwei Personen in Affenkostümen demonstrieren gegen Tierversuche an Affen.Bild: KEYSTONE

2014 Rhesusaffen: Ein neuer Streit entbrennt

Nach den zahlreichen Niederlagen wurde es längere Zeit ruhig. Doch der Streit um Tierversuche brodelte weiter. 2014 kam es zu einem erneuten Eklat: Nicht wegen einer Initiative, sondern wegen eines Neurowissenschaftlers.

Seit 2009 wurden in Zürich keine Tierversuche an Primaten mehr durchgeführt. Am 24. April 2014 reicht der Neurowissenschaftler Valerio Mante ein Gesuch bei der Tierversuchskommission des Kantons Zürich ein. Er wollte zwei oder drei Rhesusaffen untersuchen, um daraus Erkenntnisse für die Behandlung von psychischen Krankheiten wie Schizophrenie zu ziehen. 

Das Veterinäramt bewilligte das Gesuch von Mante. Drei Mitglieder der elfköpfigen Tierversuchskommission erhoben jedoch Einsprache dagegen. Der Versuch verletze die Würde des Tieres, wurde argumentiert. Der Regierungsrat wies den Rekurs im Dezember 2015 ab. 

Tierschützer zogen den Fall an das Verwaltungsgericht weiter. Im April 2017 entschied das Verwaltungsgericht über den Fall. Sie gaben dem Neurowissenschaftler recht und bezeichneten den Tierversuch als bewilligungsfähig.

2017 Initiative V: «Tiere raus, raus aus den Laboren!»

Nach dem Entscheid des Verwaltungsgerichts formte sich Widerstand: Im Mai versammelten sich rund 300 Aktivistinnen und Aktivisten in der Zürcher Innenstadt. Sie demonstrierten für ein Verbot von Tierversuchen. «Die ETH ist schuldig, die Uni macht mit, auf Kosten der Tiere ein Mordsprofit!», skandierten sie. Und immer wieder: «Tiere raus, raus aus den Laboren!»

Tierversuche nach Tierarten

Am meisten medizinische Versuche werden an Mäusen (410'577), gefolgt von Vögeln (75'834) und Ratten (75'128) durchgeführt. 

Fünf Monate später liegt die nächste Tierversuchs-Initiative druckfrisch bereit – und wartet auf die 100'000 Unterschriften. Ziel von Initiant Simon Kälin-Wert und dem Komitee ist es, Tierversuche per Gesetz als Quälerei und Verbrechen einzustufen. 

Tierversuche Makake Affe Primatenstuhl
Ein Makake-Affe wird in einem Labor untersucht. Bild: swp.de

Doch bereits jetzt formt sich der Widerstand. Die Schweiz habe schon heute eine der umfassendsten Tierschutzgesetzgebungen weltweit, so das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Jeder einzelne beantragte Tierversuch müsse von einer kantonalen Tierversuchskommission begutachtet werden.

Ob sich die fünfte und neuste Initiative durchsetzen bzw. überhaupt zustande kommen wird, zeigt sich am 3. April 2019. Bis dann müssen 100'000 Unterschriften gesammelt worden sein.

Aktivisten retten 1000 Hunde vor Hundefleisch-Festival

Video: srf
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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nilsnektarine
06.10.2017 11:33registriert Februar 2015
Ich denke, es ist auch ein Problem, dass die Leute zu wenig Bescheid wissen. Ich studiere Veterinärmedizin, und wenn ich ein Praktikum habe, bei dem wir Studenten trächtige Stuten zu Übungszwecken untersuchen, gilt das bereits als Tierversuch, und muss dementsprechend gemeldet und bewilligt sein. Viele Leute denken aber leider beim Wort Tierversuch gleich an Affen mit offener Schädeldecke und Drähten im Gehirn, die unter furchtbaren Schmerzen gequält werden.
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Füdlifingerfisch
06.10.2017 11:03registriert August 2015
Da muss ich mich der Meinung des BLV‘s anschliessen. Diese kantonalen Kommissionen erlauben nicht mir nichts dir nichts irgendwelche Arten von Folter. Und irgendwoher muss man halt Medikamente testen, bevor noch Menschen zu Schaden kommen
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mike2s
06.10.2017 10:56registriert September 2016
Die Tierschützer machen den Fehler das sie einfach zu viel wollen. Wenn sie Initiativen lancieren wurden die eine echte Chance haben, könnten sie vielleicht einen wirksamen Gegenvorschlag (direkt oder indirekt) heraus holen. Aber solange jeder Kompromiss ein Verrat am den herzigen Tierli ist, kommen sie nie auf einen grünen Zeig.
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