Der Grossteil der Deodorants auf dem Markt – ob Sprays oder Roll-ons – enthält Aluminiumsalze. Der Einsatz des Stoffs ist jedoch umstritten, weil er im Verdacht steht, Brustkrebs und weitere Erkrankungen wie Alzheimer zu begünstigen. Am Dienstagabend hat der Nationalrat nun ein Postulat der grünen Nationalrätin Lisa Mazzone an den Bundesrat überwiesen: Es verlangt, dass ein Verbot von aluminiumhaltigen Deos geprüft wird – oder zumindest das Anbringen eines Warnhinweises auf den fraglichen Produkten. Die SVP wehrte sich vergebens dagegen.
Das Thema wird seit Jahren hitzig diskutiert. Für Aufsehen sorgte vergangenes Jahr eine Studie von Forschern der Universität Genf. Deren Versuche mit Mäusen zeigten, dass Aluminiumsalze die Entstehung von Krebs fördern könnten. Zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte ein Zusammenhang zwischen Alu-Deos und Brustkrebs bislang indes nicht. Der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU kam 2014 in einer Untersuchung gar zum Schluss, dass ein solcher Zusammenhang «unwahrscheinlich» sei.
Im Brustzentrum des Universitätsspitals Zürich rät man den Patientinnen nicht vom Gebrauch von aluminiumhaltigen Deos ab. «Es gibt Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder zu wenig Sport, die Brustkrebs nachweislich begünstigen», sagt Oberarzt Konstantin Dedes. Aluminiumsalze erhöhten das Risiko nach heutigem Wissenstand hingegen nicht. Die Genfer Studie habe man zwar mit Interesse zur Kenntnis genommen. «Resultate von Versuchen an Mäusen können aber nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden.» Dedes verweist zudem darauf, dass Tumore sehr selten an beiden Brüsten aufträten – obwohl Deo in der Regel beidseitig angewandt wird.
Die Aluminiumsalze erfüllen ihre Aufgabe sehr effektiv: Sie verschliessen die Poren der Schweisskanäle und hindern den Schweiss so daran, auszutreten. Produkte ohne Aluminium überdecken den Geruch zwar, können nasse Flecken unter den Armen aber nicht verhindern. Weil das Thema seit Jahren kontrovers diskutiert wird, tüftelt die Branche fieberhaft an einer Alternative zu Aluminium. Wie die «NZZ am Sonntag» vor Monatsfrist berichtete, wurden allein im vergangenen Jahr 36 entsprechende Patente angemeldet.
Das Postulat verpflichtet den Bundesrat nur dazu, einen Bericht zur Problematik zu verfassen. Über allfällige weitere Schritte wird erst danach entschieden. Beim zuständigen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit heisst es, man verfolge die Entwicklungen in dem Bereich seit Jahren aufmerksam und prüfe in Abstimmung mit der EU mögliche Massnahmen. Die Produkte, die heute auf dem Markt seien, könnten jedoch bedenkenlos benutzt werden, solange sie nicht auf gereizter oder verletzter Haut – etwa nach dem Rasieren – angewandt werden.