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Es ist der 10. Mai, 22:05 Uhr, Muttertag: Drei Mitglieder der Jungen Grünen nutzen den Sonntag, um für ihre Velo-Initiative zu werben. Ziemlich genau einen Monat später sollte die Stadt Zürich darüber abstimmen. «2x Ja am 14. Juni» und ein kleines Fahrrad sprayen sie mit Kreide auf Strassenabschnitte ohne Velowege, gefährliche Stellen und vor Veloläden.
Sie hatten nicht mit der Stadtpolizei gerechnet. Wie Sprecher Marco Bisa bestätigt, kontrollierte sie an diesem Abend drei Personen, die inflagranti beim Sprayen auf die Fahrbahn erwischt wurden.
Vier Monate später hat er Stadtrichter entschieden: Zwei Junge Grüne werden mit einer Busse von 173.30 Franken oder einem Tag Knast bestraft, «weil sie auf den öffentlichen Grund sprayten, ohne dafür eine Bewilligung eingeholt zu haben». In Klammer bemerkt der Stadtrichter noch, dass die Farbe biologisch abbaubar war und schon drei Tage später von alleine verschwand.
«Unfair», findet das die 20-jährige Grüne Elena Marti, Spitzenkandidatin auf der Zürcher Nationalratsliste. «Wir Jungparteien mit kleinem Budget sind darauf angewiesen, mit alternativen Guerilla-Werbeaktionen auf uns und unsere Anliegen aufmerksam zu machen», sagt sie. «Es muss möglich sein, nicht nur dank grosszügigen Spenden im Wahlkampf aufzufallen.»
Sie plädiert für einen faireren Wahlkampf und Lösungen wie beispielsweise in Berlin, wo es politischen Parteien ab sieben Wochen vor Wahlen oder Abstimmungen erlaubt ist, mit einer kostenlosen Bewilligung Werbetafeln aufzustellen. «In der Schweiz übertönen die finanzstarken Parteien alles», sagt Marti. «Das ist undemokratisch».
Etwas unverständlich ist die Stadtzürcher Entscheidung tatsächlich. Eine ähnliche Aktion in Winterthur hatte für die Juso keine Konsequenzen. Sie wurden allerdings auch nicht inflagranti erwischt. Vor einem Jahr kamen auch die St.Galler Juso ungestraft davon, als sie per Kreidespray gegen eine neue Parkgarage voteten.
Als Trost bleibt der Jungen Grünen ein gutes Resultat. 50,9 Prozent stimmten für ihre Velo-Initiative. Angenommen wurde per Stichfrage dann aber doch der Gegenvorschlag mit 60 Millionen weniger für Velowege und Velostationen in Zürich. (rar)