Die Sozialleistungen haben in der Schweiz 2016 einen Höchstwert erreicht. Das gilt auch im internationalen Vergleich: Umgerechnet in Kaufkraft wurden pro Einwohner in keinem der fünf grössten EU-Staaten soviel Unterstützungsbeiträge ausgerichtet wie in der Schweiz.
Aber Vorsicht: Wenn man das Bruttoinlandprodukt (BIP) als Massstab nimmt, ist die Schweiz ein eher geiziger Unterstützer. Weil das BIP in der Schweiz hoch ist, ist der Anteil an Sozialleistungen geringer als anderswo: Von den fünf bevölkerungsreichsten EU-Staaten gibt nur Spanien prozentual weniger Geld für Sozialleistungen aus als die Schweiz, nämlich 23.9 Prozent. Hierzulande sind es etwa zwei Prozentpunkte mehr. Frankreich verteilt fast ein Drittel seines BIP-Kuchens an die Bedürftigen.
Gemessen in der künstlichen Währungseinheit Kaufkraftstandard (KKS) aber ist die Schweiz Spitzenreiter: Pro Einwohner wurden 11'105 KKS an Sozialleistungen ausbezahlt. In Deutschland waren es knapp 10'500, in Frankreich etwas über 10'000, in Italien und Grossbritannien etwa 7800 und in Spanien 6237 KKS. In Osteuropa lagen die Werte in der Regel unter 3000, das Schlusslicht bildete Serbien mit 2300, wie neue Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen.
Einen auffälligen Unterschied gibt es bei den Finanzierungsquellen. In der Schweiz greift Vater Staat deutlich weniger tief in die Tasche als in den fünf Vergleichsländern: Stammen hier 23.7 Prozent der Sozialleistungen aus der öffentlichen Hand, sind es in Italien und im Vereinigten Königreich über 48 Prozent.
Mit 66.1 Prozent der Kosten übernehmen Arbeitgeber und Versicherte in der Schweiz mehr Soziallasten als in den fünf grössten EU-Ländern: In Deutschland und Frankreich kommen 60 bis 64 Prozent der Sozialleistungen aus diesen Quellen, in Grossbritannien nur 38.1.
In allen Vergleichsländern sind Alter und Gesundheit die grössten Budgetposten. Differenzen bei den Bereichen, in die die Sozialleistungen gehen, sind gering. Italien wendet zum Beispiel besonders viel seiner Sozialleistungen für das Alter auf - fast die Hälfte. Und ähnlich wie Frankreich und Spanien steckt das Land, in dem die Zitronen blühen, etwas mehr Geld in die Arbeitslosigkeit als die nördlichen Länder. (aeg/sda)