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Der Scheich lädt zur Friedenskonferenz – die Schweiz gerät ins Abseits

Der Scheich lädt zur Friedenskonferenz – die Schweiz gerät ins Abseits

Rund vierzig Staaten wollen sich am Wochenende zu Verhandlungen über den Ukraine-Krieg treffen. Schweizer Aussenpolitiker kritisieren, dass die Schweiz nicht daran teilnimmt.
05.08.2023, 13:0407.08.2023, 07:35
Benjamin Rosch / ch media
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Bereits im Mai traf sich der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski.
Bereits im Mai traf sich der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj.Bild: Agency / Anadolu

So richtig umzugehen wusste das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) nicht damit. Anfang der Woche wurde bekannt, dass Saudi-Arabien dieses Wochenende eine Konferenz zu Eckwerten eines möglichen Friedens im Ukraine-Konflikt ausrichten will.

Es war die Initiative des einst geächteten saudischen Thronfolgers Mohammed bin Salman, der in der Vergangenheit wenig Berührungsängste mit Wladimir Putin zeigte. Schon bald wurde ruchbar, dass die USA, die EU und auch verschiedene aufstrebende Wirtschaftsnationen teilnehmen werden. Auffallend viele Teilnehmerländer haben sich bislang nicht eindeutig in der Ukraine-Frage positioniert, darunter Indien, Südafrika oder Brasilien.

In einer ersten Antwort auf eine Anfrage am Mittwoch zeigte sich das EDA noch überrumpelt. «Die Schweiz begrüsst die Durchführung dieser Konferenz, die für die Suche nach einem Ausweg aus dem Krieg wichtig ist», lautete die griffigste Aussage in einer so allgemein gehaltenen wie kurzen Erklärung. Das EDA werde so bald wie möglich zu der Veranstaltung Stellung nehmen.

Der Donnerstag verstrich ergebnislos, am Freitag schliesslich stand fest: Die Schweiz wird nicht an der Konferenz teilnehmen, zu der mittlerweile Vertretungen von gegen 40 Staaten erwartet werden. Mitunter, und das wäre ein Coup, sogar China. Russland hingegen war explizit nicht eingeladen worden. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte am Freitag deutsche Regierungskreise, wonach aus Peking «positive Signale» über eine Teilnahme an Verhandlungen gesendet worden sind. Das chinesische Regime hatte in den vergangenen Monaten immer wieder seine Nähe zum russischen Nachbarn und wichtigen Wirtschaftspartner unterstrichen.

Die Schweiz in der Beobachterrolle

Das EDA hingegen lässt über eine Sprecherin ausrichten, dass es sich bei der Konferenz um die Fortsetzung von Verhandlungen handelt, die in Kopenhagen begonnen hatten - und schon an diesen habe die Schweiz nicht teilgenommen. «Die Schweiz verfolgt die Arbeit der Konferenz genau und steht in Kontakt mit den ukrainischen Behörden, um die Ergebnisse der Konferenz zu bewerten», heisst es weiter.

Für Franz Grüter, Präsident der Aussenpolitischen Kommission (APK), ist dieses Vorgehen «unverständlich»: Noch vor wenigen Wochen habe der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski anlässlich seines Auftritts im Schweizer Parlament gesagt, er wünsche sich Friedensverhandlungen, in welchen die Schweiz ihre Rolle als Vermittlerin ausspielen könne, erinnert Grüter. Er findet: «Es gehört zur Schweizer Tradition, dass sie ihre guten Dienste aktiv anbietet.» Dazu müsse sie aber auch an den Tischen der Weltpolitik sitzen.

Unterstützung erhält Grüter auch von der politischen Gegenseite. Aussenpolitiker und Nationalrat Eric Nussbaumer (SP) hält es für «unverzeihlich», dass die Schweiz die Friedensverhandlungen in Saudi-Arabien schwänzt.

Verhandlungen über das Kriegsgeschehen in der Ukraine haben zuletzt mehr Auftrieb erhalten, auch aufgrund der USA: Es wird spekuliert, US-Präsident Joe Biden wolle noch vor Ende seiner ersten Amtszeit erste Erfolge über Friedensverhandlungen verbuchen und drücke deshalb aufs Tempo. (aargauerzeitung.ch)

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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hierundjetzt
05.08.2023 13:31registriert Mai 2015
Fun Fact: Grüter war während der Rede von Selensky wie alle SVP‘ler (ausser Top-Germann) noch im z Mittag. Weil man das ja so thut als Regierungspartei…

Der muss jetzt gar nicht kommen mit Sprüchleins was zu tun wäre und ob.

Sie habens versenkt werter Herr Grüter :((
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Stichelei
05.08.2023 13:24registriert Oktober 2015
Die guten Dienste der Schweiz, für viele eine Begründung für unsere mehr als passive Neutralität , scheinen nach unserem Verhalten in der Ukraine-Frage in der übrigen Welt nicht so begehrt zu sein, wie sich das unsere Politiker so gerne einreden. Ein bisschen kommt mir die Schweiz vor wie ein Pelzhändler, der seine Ware in der Sahara anpreist.
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Kanzo
05.08.2023 13:34registriert Mai 2022
Ach neh. Das Land welches 98 Leo 1 Panzer gekauft hat, um sie für Profit nicht dort zu verkaufen, wo sie gebraucht werden und 200 Miliarden nicht Sanktioniert, während wir noch den Russischen Öl Handel betreiben, ist nicht eingeladen??? Boah. Sanktioniert uns endlich.
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