Waffenlieferungen an die Ukraine sind ein Thema, das die ganze Welt seit dem russischen Überfall begleiten. Zu Beginn stand vor allem eine Frage im Vordergrund: Was kann geliefert werden, ohne dass es als Eingriff der Nato gewertet wird? In Deutschland starteten Diskussionen über Helme – und die Ausstattung der Bundeswehr. Der damalige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk machte Druck, und Deutschland lieferte.
Mittlerweile liefern die USA sogar umstrittene Streumunition, deren Einsatz teilweise illegal ist. Zumindest für jene Staaten, die die Waffensysteme ächten. Russland, aber auch die Ukraine und die USA, gehören nicht dazu. Trotz all der Lieferungen, so macht es den Eindruck, kommt der Westen nicht hinterher. Die Ukraine leidet an Munitionsmangel – und die Lösung des Problems sollen wohl 3D-Drucker sein.
Wie «Businessinsider.com» berichtet, soll die Ukraine mittlerweile auf sogenannte «Bonbon Bombs» setzen. Demnach stellen wohl diverse Gruppen die Hülsen für die Plastikbomben her – und zwar mittels 3D-Druckverfahren.
So sollen mehrere tausend dieser Geschosse hergestellt worden sein. Das Portal verweist auf eine Gruppe, die erklärt, sie habe in den vergangenen vier Monaten 30'000 dieser Bombenhülsen gedruckt. Eine weitere Gruppe kommt eigenen Angaben zufolge auf 1000 Stück pro Woche.
Das Druckwerk selbst ist nicht im Kampf einsetzbar. Die Hülsen müssen erst einmal mit C4-Sprengstoff gefüllt werden. Anschliessend werden sie verschickt. Die Sprengkraft sei nach Angaben der Bombenbauer enorm – angeblich seien sie effektiver als kleinere herkömmliche Granaten.
Ausserdem bemerkenswert: Laut einer nicht-ukrainischen Bomben-Druck-Gruppe sind die Hülsen der Geschosse besonders billig. So würde der nicht-explosive Teil der 27 Zentimeter hohen Bombe weniger als 3.85 Dollar kosten. Der benötigte 3D-Drucker habe 1200 Dollar in der Anschaffung gekostet.
Der Gruppenchef gehe davon aus, dass seit November 2022 mindestens 65'000 Bombenhülsen aus europäischen Staaten in die Ukraine geschleust worden sind. Der ukrainische Zoll, so zitiert der «Economist» den Anführer, drücke dabei ein Auge zu. Die Sendungen würden als Kinderspielzeug oder Kerzenständer eingestuft.
Es kämen laut dem Bericht aber auch grössere 3D-Druck-Bomben zum Einsatz. Das Magazin beruft sich auf einen ukrainischen Soldaten, der angegeben haben soll, dass das Militär rund 200 verschiedene Modelle und Grössen einsetze. Die gedruckten Bomben sind nicht die erste ukrainische Improvisation in Sachen Waffentechnologie. Berichten zufolge sollen auch schon als Panzerabwehrkanonen umgebaute Pick-ups eingesetzt worden sein.
Woran es der Ukraine also offensichtlich nicht mangelt, ist Ideenreichtum. Und, wie der «Economist» klarstellt, Rohsprengstoff, mit dem die improvisierten Waffensysteme befüllt werden können.
Wenn die Existenz bedroht ist und es wirklich um das Überleben geht, werden unglaublich grosse Kräfte frei. Und es gibt zum Glück viele schlaue Köpfe, die wissen, wie man die zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen und gewinnbringend einsetzten kann, um schlussendlich zu einem optimalen Ergebnis zu gelangen.
Слава Україні! 🇺🇦 Slawa Ukrajini!
Munition = Hülse, verschlossen mit Geschoss und Treibladung in Hülse.
Im Artikel ist die Rede von Bomben (explodierendes Teil, deponiert oder durch Flugkörper abgeworfen), gedruckten Hülsen, Hülsen der Geschosse (Bestandteile durch ein Lauf verschossenen werden).
Was wird hier genau gemacht und wie wird der explodierende Teil ins Ziel gebracht?