Die Pipeline, die den Flugzeugtreibstoff an den Flughafen Genf bringt, ist über 500 Kilometer lang. Sie führt von Marseille nach Vernier. Von dort aus lenkt eine weitere Leitung das Kerosin direkt an den Flughafen, wo die Betankung der Jets stattfindet.
Doch die Menge an Kerosin, die derzeit durch die Pipeline fliesst, ist geringer als üblich. «Der Zufluss über die Pipeline wie auch die Verarbeitung in der Raffinerie Cressier sind weiterhin limitiert», schreibt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) auf Anfrage. Dies ist eine Nachwirkung des Streiks der französischen Raffinerie-Angestellten. Sie hatten im Herbst die Arbeit niedergelegt und forderten zehn Prozent mehr Lohn - mit Erfolg. Zwar ist der Streik inzwischen beendet. Trotzdem dauert es eine gewisse Zeit, bis die Kapazitäten wieder hochgefahren sind.
Besonders betroffen vom Kerosinmangel sei der Flughafen Genf, so das BWL. Damit die Flugzeuge trotzdem abheben können, halten die Importeure im Auftrag des Bundes sogenannte Pflichtlager. Diese decken im Extremfall den Bedarf an Kerosin für drei Monate. Angesichts des Kerosinmangels wurden bis Ende Dezember 33 Millionen Liter aus den Pflichtlagerbeständen bezogen. Die Tanks bleiben dennoch gut gefüllt: 382 Millionen Liter Notvorräte sind noch verfügbar.
Der Flughafen Zürich, der täglich vier Millionen Liter Kerosin benötigt, ist von den Spätfolgen des Raffinerie-Streiks nicht betroffen. Denn der Treibstoff für den Zürcher Flughafen wird in täglich acht Zügen mit sogenannten Kesselwaggons auf dem Schienenweg ins Tanklager Rümlang geliefert. Hier kam es im Sommer zu Problemen, weil im europäischen Schienengüterverkehr Chaos herrschte. Der grenzüberschreitende Bahnverkehr stockte wegen Personalengpässen, Baustellen und Stellwerkstörungen. Züge fielen ganz aus oder verspäten sich zumindest stark.
Die Lage im Schienengüterverkehr hat sich mittlerweile entspannt. Auch die Rheinschiffe, die wichtig sind für die Versorgung der Schweiz mit Treibstoffen, können wieder mehr Diesel, Benzin oder Heizöl laden. Die Pflichtlager müssen hier nicht mehr aushelfen. Aufgrund des tiefen Pegelstands im diesjährigen Hitzesommer kam es vorübergehend zu Engpässen. Dies spiegelte sich in den Frachtpreisen: Der Transport einer Tonne auf dem Rhein kostete zeitweise über 200 Franken, was ein Grund für steigende Benzinpreise an der Zapfsäule war. Jetzt liegt der Preis für die Verschiffung einer Tonne bei 45 Franken.
Dass Kerosin weiterhin knapp bleibt, hat Auswirkungen auf die Ticketpreise. Denn die Fluggesellschaften müssen seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs massiv mehr für den Treibstoff bezahlen und die Mehrkosten einkalkulieren. Derzeit liegen die Preise rund 20 Prozent höher als vor dem Krieg.
Die Fluggesellschaft Swiss schreibt, man habe im Laufe des letzten Jahres Erhöhungen für alle Preise weltweit vorgenommen. «Wir werden das Markt- und Wettbewerbsverhalten auch weiterhin beobachten und bei Bedarf entsprechende Anpassungen vornehmen.» Wenn die Treibstoffpreise aber wieder sinken, kann es auch schnell in die andere Richtung gehen, ist die Swiss überzeugt. «In kaum einer anderen Branche haben Angebot und Nachfrage in Verbindung mit dem Wettbewerb eine so starke, dynamische und schnelle Auswirkung auf die Preise wie in der Luftfahrt.» (cpf)
Streik.
Das ist einfach durchgeknallt. Kein Wunder steigen die Temperaturen laufend, wenn wir eine solche Verschwendung zulassen.