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Klimakleber am Gotthard: So hat sich der Protest auf den Stau ausgewirkt

Daten zeigen: So hat sich der Klimakleber-Protest vor dem Gotthard auf den Stau ausgewirkt

Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten haben mitten im Osterstau während rund einer Stunde die Nordzufahrt zum Gotthardstrassentunnel blockiert. Die Staudaten der Autobahn A2 zeigen nun, ob sie damit etwas ausrichten konnten.
26.05.2023, 18:58
Zoe Gwerder / ch media
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Es war die aufsehenerregendste Meldung an Karfreitag zum Gotthard-Osterstau: Für einmal war dieser nicht alleine durch die Autofahrenden verursacht worden sondern von Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die sich auf die Fahrbahn vor dem Nordportal bei Göschenen geklebt hatten. Die schweizweite Aufmerksamkeit war ihnen gewiss.

Aktivisten von
Die Klimaaktivisten am Karfreitag vor dem Gotthard.Bild: keystone

Doch hatte die Aktion auch Auswirkungen auf das Staugeschehen? Unsere Zeitung hat zu diesem Zweck die Oster-Staudaten des Verkehrsdienstes Viasuisse ausgewertet.

Klar wird: Die Aktivistinnen und Aktivisten haben ihren Zeitpunkt wohl nicht zufällig gewählt. Sie erwischten die Wachstumsphase, an welcher der Stau bereits eine für die Autofahrer wohl schmerzhafte Länge aufwies, allerdings noch immer anwuchs - genau so wie im Vorjahr.

Auswirkung der Klimaaktion auf den Gotthard-Stau

Bild
Quelle: Viasuisse/eigene Auswertungen, Grafik: Zoe Gwerder

Als sie um 10 Uhr die Aktion starteten standen die Fahrzeuge bereits auf rund 15 Kilometern Länge, was ungefähr einer Wartezeit von 2.5 Stunden entspricht. Der Medienrummel war gross. Den Osterstau-Höchststand von 2022 wurde aber trotz der rund einstündigen Sperre des Gotthardtunnels nicht erreicht. Der Stau stagnierte bei 19 Kilometern, während er im Vorjahr auf 22 Kilometer anschwoll.

Autos bleiben am Gotthard länger stecken

Die Aktion scheint sich trotzdem auch auf den Verkehr ausgewirkt zu haben. So wird ersichtlich, dass am Karfreitag nach der Sperrung der Stau bis gegen 18 Uhr auf konstanter Länge stagnierte, während er im Vorjahr trotz zum Höchststand längerem Stau, bereits ab 16 Uhr deutlich zurückgegangen war.

Viasuisse-Redaktor Michael Krein, der für den Verkehrsdienst Stau-Prognosen erstellt, bestätigt diese Interpretation. Es sei gut möglich, dass der Stau durch die Aktion stärker stieg und etwas länger andauerte, als wenn der Gotthardtunnel immer passierbar gewesen wäre. «Wie viel mehr Stau aber die Klimakleber wirklich verursacht haben ist schwer nachzuvollziehen, da der Stau ja bereits im Gange war.»

Im Allgemeinen könne man aber sagen, dass sich eine solche Aktion vor dem Gotthardtunnel weniger schlimm auswirke, als wenn dies auf der A1 auf zwei oder drei Spuren passieren würde. «Auf der anderen Seite dauert es vor dem Gotthard länger bis sich der Stau wieder auflöst.» Auf der A1 würde sich bei einer solchen Aktion der Verkehr aufgrund der höheren Kapazität deutlich schneller normalisieren, so Krein. (aargauerzeitung.ch)

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eisvogel
26.05.2023 19:19registriert Februar 2019
Also ist es jetzt wissenschaftlich erwiesen? Stau gibt's wegen Autos?
😁😁😁
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Hoagie
26.05.2023 20:13registriert Oktober 2018
Jetzt nur die Zahlen von 2022 und 23 zu nehmen halte ich für etwas wenig. Ostern 22 müssten in Italien noch ein paar Covid-Beschränkungen gegolten haben, also war am Gotthard vermutlich immer noch weniger los als vor Corona. Da hätte man schon noch Zahlen der letzten 5 Jahre nehmen müssen, damit man ein etwas klareres Bild bekommt. Für mich sieht es aber allgemein nicht so aus, als ob der kurze Protest grosse Auswirkungen hatte.
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Lil-Lil
26.05.2023 21:31registriert Februar 2021
Tja, die Klimakleber erhöhen so einfach den Spritverbrauch pro km pro Auto…
Völlig sinnbefreite Aktionen.
Wer überzeugt war, gegen den K.Wandel was zu tun ist es immer noch (ja, bin ich!), aber wer noch überzeugt werden müsste, wird durch solche Aktionen ganz sicher nicht überzeugt, sondern höchstens verärgert.
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